Cobra Kai Staffel 3 Netflix DVD
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Cobra Kai – Staffel 3

Cobra Kai Staffel 3 Netflix DVD
„Cobra Kai“ // Deutschland-Start: 1. Januar 2021 (Netflix) // 20. Oktober 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Miguel (Xolo Maridueña) liegt immer noch im Krankenhaus, erwacht nach einiger Zeit aber immerhin aus dem Koma. Nachdem er entlassen wird, sitzt er immer noch im Rollstuhl, arbeitet aber mit der Hilfe von Johnny Lawrence (William Zabka) daran, wieder laufen zu können. Währenddessen übt John Kreese (Martin Kove) weiterhin seine Terrorherrschaft im Cobra-Kai-Dōjō aus und trainiert seine Schüler zu gnadenlosen Killermaschinen. Parallel dazu hat Daniel LaRusso (Ralph Macchio) damit zu kämpfen, dass sein Business unter der schlechten Reputation von Karate zu leiden hat, welches der Kampfsport nach dem Highschoolkampf erfahren hat. Auch wenn sie aktuell getrennte Wege gehen, wird das Schicksal die drei Männer früher oder später unweigerlich zusammenführen …

Ende gut, alles gut

Sie haben es schon wieder getan. Da war der Rezensent im Verlauf der dritten Staffel fähig und willens, den gutmütigen Ton der Besprechung der ersten beziehungsweise zweiten Staffel fallen und ganz im Sinne des Cobra-Kai-Credos keine Gnade walten zu lassen, aber die Macher hatten andere Pläne und mussten mit der letzten Folge wieder einmal einen draufsetzen. Damit ist nicht die große Kampfszene gemeint: Über mehrere Minuten prügeln sich die jungen Karateka durch LaRussos Haus, erneut mit einer längeren Plansequenz und wiederum gut choreographiert, aber wir kennen es ja im Prinzip schon. Das Ganze ist im Grunde das Gleiche wie im letzten Staffelfinale, lediglich in etwas anderer Konstellation und einem anderen Setting, aber wir haben das alles eigentlich bereits gesehen. Darüber hinaus ist letztes Mal einer aus beachtlicher Höhe auf ein Treppengeländer gefallen und wurde paralysiert. Wie soll das hier denn noch zu toppen sein, sofern die Macher nicht wirklich einen der Jugendlichen umbringen wollen? Es ist alles immer noch gut, aber wir kennen es eben schon. Dessen sind sich die Macher aber anscheinend vollkommen bewusst, denn anders als zuvor war die Massenkampfszene überhaupt nicht das Highlight der letzten Episode. Das kommt nämlich erst später und haut richtig rein.

Zurück in die Vergangenheit

Ansonsten ist dritte Staffel von Cobra Kai vergleichsweise ruhig was die Kämpfe angeht. Der Fokus liegt diesmal generell woanders. Ob das etwas mit der Übernahme von Netflix zu tun hat, weshalb die Staffel auch erst im Jahre 2021 erschien und nicht wie geplant 2020, ist eher zu bezweifeln. Während die ersten beiden das Original respektierten und angemessen darauf anspielten, hielten sich die Referenzen doch eher im Hintergrund. Die dritte Staffel nun begibt sich auf einen ausführlichen Nostalgie-Trip. Der Zuschauer profitiert dabei deutlich von der Kenntnis von Karate Kid II – Entscheidung in Okinawa. Die Serie hilft Unwissenden zwar mit Flashbacks, aber wer den Film nicht gesehen hat, wird nie das ganze Ausmaß begreifen können. Selbst der sadistische, gefühllose, Weicheier verachtende John Kreese müsste einräumen, dass es keine Schande ist, als Karate-Kid-Fan den Tränen nahe zu sein oder vielleicht sogar tatsächlich zu weinen, wenn Daniel-san quasi eine Nachricht aus der Vergangenheit vorgelesen bekommt. Im Zuge dieses Handlungsbogen wäre es erneut ein Leichtes gewesen, das Andenken von Mister Miyagi komplett in den Dreck zu ziehen und die ganze Hintergrundgeschichte kaputt zu machen. Statt nicht nur nicht diesen Weg zu wählen, gehen die Serienschöpfer diesmal aber einen Schritt weiter. Angesichts dessen, dass andere Leute fraglos diesen Weg gegangen wären, lässt Cobra Kai es zunächst tatsächlich so wirken, als würde die Serie ebenfalls so tief sinken.

Doch dann wird stattdessen nicht nur die bekannte Geschichte von Miyagi-Do Karate noch einmal bekräftigt, sondern weiter ausgebaut und bereichert. Die Macher sind einfach absolute Hardcorefans. Dieser Fanservice geht in den ersten vier Episoden allerdings zu Kosten des Pacings, die dritte Staffel kann zu Beginn nicht ganz mit dem Tempo mithalten, dass die ersten beiden vorlegten. Auch hat sie mit einigen derselben Probleme wie ihre Vorgänger zu kämpfen. So taucht Daniels Sohn Anthony (Griffin Santopietro) lediglich nach ein paar Folgen ganz kurz in einer Szene auf und wird in einer späteren einmal erwähnt, ist mithin wieder komplett überflüssig. Nur wird diesmal kein Grund für seine Abwesenheit geliefert – anders als bei Aisha (Nichole Brown), die gar nicht erst in Erscheinung tritt, sondern direkt in der ersten Episode (vorläufig?) aus der Serie geschrieben wurde.

Mehr Drama als zuvor

Die dritte Staffel fokussiert sich mehr auf John Kreese und beleuchtet seine Vergangenheit. Wir erfahren, wie und warum er der Armee beitrat, und wie seine Zeit in Vietnam war. Mit so etwas wird immer gefährliches Terrain betreten, da eine nachträglich vorgetragene Hintergrundgeschichte oftmals einen an sich starken Charakter ruinieren kann. Es ist schwierig, abschließend zu beurteilen, ob das hier so eine gute Idee war, aber die Tendenz geht doch zu einer positiven Antwort. Die Kreese angedichtete Vergangenheit hilft uns zu verstehen, wo er und vor allem seine Art herkommen, versucht aber zum Glück nicht, uns Sympathien für ihn entwickeln zu lassen. Aber sie ist bei genauerer Betrachtung leider eben auch überflüssig und beantwortet eine Frage, die besser unbeantwortet geblieben wäre.

Wie dem auch sei, in Kreeses Vergangenheit gibt es eine Figur, deren Schauspieler (keine Spoiler) so gecastet zu sein scheint, dass er an einen bestimmten Charakter aus Karate Kid III – Die letzte Entscheidung erinnern soll. Das muss Absicht sein, aber irgendwie entwickelt sich das Ganze völlig anders als gedacht, was einfach nur seltsam ist. Vielleicht hat Netflix doch zu viel negativen Einfluss auf das Writing genommen, auch wenn die dritte Staffel seinerzeit noch von YouTube bestellt wurde, wo die ersten beiden ursprünglich liefen. Der generelle Ton hat sich ebenfalls geändert, die bisherige Leichtigkeit weicht des Öfteren ernstem Drama. Der vierten Staffel ist wieder einmal mit Skepsis entgegenzusehen.

Wiedersehen macht Freude

Es gäbe viel mehr über die dritte Staffel von Cobra Kai zu sagen, mehr noch als zu den anderen beiden bisher, aber uns geht leider wieder der Platz aus. Nur eine Sache noch: Cobra Kai holt so viele der Schauspieler von damals zurück, dass es schon nicht mehr lustig ist. Der Aufwand, der hier betrieben wurde, auch klitzekleine Rollen mit der jeweiligen Originalperson zu besetzen, ist beachtenswert. Insbesondere das erneute Casting einer wichtigen Figur aus dem ersten Film, welche im zweiten vielleicht etwas unwürdig behandelt wurde, ist ein Geniestreich – gut, weniger die Besetzung an sich als eher, was mit diesem Charakter hier gemacht wird und wie dadurch ein paar alte Fehler geradegerückt werden. Die Serie zeigt vielleicht ganz langsam erste Ermüdungserscheinungen, macht aber immer noch verdammt viel richtig.

Credits

OT: „Cobra Kai“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Jon Hurwitz, Hayden Schlossberg, Lin Oeding, Steven Tsuchida, Jennifer Celotta, Josh Heald
Drehbuch: Josh Heald, Jon Hurwitz, Hayden Schlossberg, Joe Piarulli, Luan Thomas, Stacey Harman, Bob Dearden, Alyssa Forleiter, Mattea Greene, Michael Jonathan Smith
Musik: Leo Birenberg, Zach Robinson
Kamera: Paul Varrieur
Besetzung: Ralph Macchio, William Zabka, Courtney Henggeler, Xolo Maridueña, Tanner Buchanan, Mary Mouser, Jacob Bertrand, Gianni DeCenzo, Martin Kove, Vanessa Rubio, Khalil Eeverage, Owen Morgen, Hannah Kepple, Annalisa Cochrane, Joe Seo, Peyton List, Barrett Carnahan, Nick Marini, Terry Serpico, Bret Ernst, Diora Baird, David Shatraw, Ken Davitian, Yuji Okumoto, Tamlyn Tomita, Traci Toguchi, Griffin Santopietro, Elisabeth Shue

Bilder

Trailer

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Cobra Kai – Staffel 3
fazit
Die dritte Staffel von „Cobra Kai“  kann zu Beginn nicht ganz mit dem Tempo mithalten, dass die ersten beiden vorgelegt haben. Dafür wird der Zuschauer mit jeder Menge Fanservice entschädigt, das Wiedersehen mit alten Freunden und Feinden macht auch diesen Beitrag zu einem Muss für Liebhaber des Originals.
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8
von 10