Voces Die Stimmen Netflix
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Voces – Die Stimmen

Kritik

Voces Die Stimmen Netflix
„Voces – Die Stimmen“ // Deutschland-Start: 27. November 2020 (Netflix)

Daniel (Rodolfo Sancho) und Sara (Belén Fabra) verdienen sich ihren Lebensunterhalt damit, alte, etwas heruntergekommene Häuser zu kaufen, sie von Grund auf zu renovieren und dann wieder zu verkaufen. Das kann ziemlich lukrativ sein, bedeutet aber viel harte Arbeit. Außerdem bedeutet es, andauernd umzuziehen, worunter besonders ihr 9-jähriger Junge Eric (Lucas Blas) leidet. Als dieser behauptet, in dem neuen Zuhause dauernd seltsame Stimmen zu hören, schieben sie das das erst einmal auf die ungewohnte Umgebung und anfängliche Anpassungsschwierigkeiten. Doch dann häufen sich schreckliche Ereignisse, weshalb Daniel Germán (Ramón Barea) um Rat bittet, einen Experten auf dem Gebiet der übernatürlichen Ereignisse …

Es gibt da so ein ungeschriebenes Gesetz im Horrorfilm: Wenn ein großes, schönes, etwas abgelegenes Haus leer steht und keiner drin wohnen will, dann hat das schon seine Gründe. Ein weiteres Gesetz besagt aber auch, dass die Protagonisten und Protagonistinnen eines Horrorfilms selbst noch nie einen gesehen haben, weshalb sie dazu verdammt sind, die immer gleichen Fehler zu begehen. Das Publikum wiederum ist dazu verdammt, die immer gleichen Szenen zu sehen, ein bisschen wie bei einer Schallplatte, die hängt und wieder und wieder und wieder ein Lied spielt. Stößt man neu hinzu, kann dieses Lied Spaß machen. Doch je häufiger es wiederholt wird, umso langweiliger wird es, vielleicht sogar umso nerviger.

Wo kommt das Blut auf einmal her?
Voces – Die Stimmen ist leider einer dieser Filme, bei denen man sich anfragt, ob man nicht unbemerkt in einer Zeitschleife gefangen wurde. Dabei ist der Einstieg vielversprechend: Mit einer sehenswerten Plansequenz beginnt der Netflix-Titel, welcher in einer Drehbewegung vom Schwimmbad ausgehend sich dem Haus nähert. Das hat nicht unbedingt etwas vom klassischen Spukschloss, sieht vergleichsweise neu aus. Doch das bedeutet ja nicht, dass trotzdem irgendwelche Geister darin hausen können, die sich mittels der im Titel bereits angekündigten Stimmen zu erkennen geben – und anderen etwas handfesteren Methoden, welche gerne mal etwas blutig enden.

Letzteres ist durchaus etwas irritierend, da der Film ansonsten eigentlich eher etwas Verstecken spielt und gar nicht so schrecklich viel zeigen möchte. Es ist aber auch deshalb irritierend, weil der Vorfall nicht wirklich Sinn ergibt und schon irgendwie trashig ist. Aber das ist eben eines der Probleme von Voces – Die Stimmen: Man wollte wohl von möglichst vielen Vertretern Inspirationen suchen, nur um auf Nummer sicher zu gehen, und schmiss deshalb alles Mögliche mal zusammen, in der Hoffnung, dass am Ende etwas Verwertbares rausspringt. Dieser Plan geht aber nur vereinzelt auf, der Horrorstreifen wirkt vielmehr seltsam unschlüssig in dem, was er da tut.

Zu wenig, zu unüberlegt
Am stimmigsten ist noch der Teil, wenn Germán, unterstützt von seiner Tochter Ruth (Ana Fernández), im Haus nach dem Rechten sieht und man die typischen Mystery-Geisterjäger-Szenen sieht. Man hat auch den Eindruck, dass diese zwei die eigentlichen Hauptfiguren des Films sein sollten. Nur wartet Regisseur Ángel Gómez Hernández sehr lange, um diese ins Boot zu holen – was ein Beispiel für den eigenartigen Zickzackkurs des Films ist. Immerhin: Das bringt einige Überraschungen mit sich. In Voces – Die Stimmen gibt es doch einige unerwartete Wendungen, sowohl auf den Inhalt wie auch die Figuren bezogen. So konventionell und formelhaft vieles hier ist, etwa im Hinblick auf die Jump Scares oder die Umsetzung der Stimmen, es gibt sie doch, die kleinen Aha-Momente.

Aber es ist nicht genug, es ist nicht konsequent und zum Teil etwas billig erkauft. Wenn beispielsweise die Auflösung der Geheimnisse ansteht, dann ist das ziemlich willkürlich, ist nur eine Pseudoerklärung. Die Twists wiederum sind reiner Selbstzweck, ohne Bezug zur zugrundeliegenden Geschichte und irgendwie schon ziemlich unsinnig. Auch die Versuche der stärkeren Emotionalisierung funktionieren nicht so recht. Das ist schade, weil einzelne Elemente durchaus Material für einen besseren Film hätten sein können. Die Atmosphäre im Haus ist ebenfalls gekonnt, muss sich zumindest nicht vor einem Großteil in diesem Segment verstecken. Aber es reicht nicht: Voces – Die Stimmen reiht sich trotz vereinzelter Stärken nur im Mittelfeld ein.

Credits

OT: „Voces“
IT: „Don’t Listen“
Land: Spanien
Jahr: 2020
Regie: Ángel Gómez Hernández
Drehbuch: Santiago Díaz
Musik: Jesús Díaz
Kamera: Pablo Rosso
Besetzung: Rodolfo Sancho, Ana Fernández, Ramón Barea, Belén Fabra, Lucas Blas

Bilder

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„Voces – Die Stimmen“ erzählt von einer Familie, die ein heruntergekommenes Haus renovieren will, der Sohn jedoch von seltsamen Stimmen berichtet. Der Horrorfilm ist über weite Strecken recht konventionell und austauschbar. Dann und wann gibt es zwar überraschende Wendungen. Doch die sind nicht genug und zudem eher willkürlich, es fehlt an einem schlüssigen Gesamtkonzept.
5
von 10