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A Classic Horror Story

Inhalt / Kritik

A Classic Horror Story Horror
„A Classic Horror Story“ // Deutschland-Start: 14. Juli 2021 (Netflix)

Es war reiner Zufall, der die fünf zusammengeführt hat. Während Elisa (Matilda Lutz) auf dem Weg zu ihren Eltern ist und Ricardo (Peppino Mazzotta) seine Familie besuchen will, da müssen Mark (Will Merrick) und Sofia (Yuliia Sobol) zu einer Hochzeit. Abgerundet wird das Quintett durch Fabrizio (Francesco Russo), der für seinen Reiseblog ein Video drehen möchte und deshalb immer die Kamera dabei hat – zum Leidwesen der anderen. Die eigentlichen Probleme kommen aber erst später, als Mark das Wohnmobil fährt, welches sich die fünf teilen. Denn der kracht mitten in einen Baum. Als die fünf wieder zu sich kommen, stellen sie fest, dass sie mitten in einem Wald sind und keine Ahnung haben, wie sie aus diesem wieder herauskommen sollen. Und die nächste schreckliche Entdeckung lässt nicht lange auf sich warten. Schließlich ist da noch dieses unheimliche Holzhaus …

Erinnerung an Horrorklassikers

Manchmal ist der Titel wirklich Programm. Diesen Eindruck könnte zumindest gewinnen, wer sich den neuen Netflix-Film A Classic Horror Story anschaut. Denn anfangs weckt dieser so viele Assoziationen an vergangene Genrebeiträge, dass man von einem Déjà-vu ins nächste stolpert. Wenn beispielsweise Fabrizio zunächst alles mit seiner Kamera festhalten will, kommen Erinnerungen an das Found-Footage-Genre im Stil von The Blair Witch Project hoch. Dass eine Gruppe von Leuten durch eine ländliche Gegend fährt und es dann unweigerlich mit einer unheimlichen lokalen Bevölkerung zu tun bekommt, dann ist das klassisches Backwood-Horror-Material, wie es Werke wie The Texas Chain Saw Massacre oder Wrong Turn zelebrierten.

Ähnlich zu Letzteren geht es bei A Classic Horror Story durchaus deftig zur Sache. Wenn erst einmal die obligatorischen Mordszenen ihren Anfang nehmen, sollte man als Zuschauer und Zuschauerin schon ein wenig härter im Nehmen sein. Zwar sind diese Momente nicht das Herzstück des Films. Die Regisseure und Co-Autoren Roberto De Feo und Paolo Strippoli legen mehr Wert auf eine mysteriöse Atmosphäre als auf ein Gemetzel. Da kann aber schon mal in eine eher traumartig angelegte Szene mit dem Hammer draufgekloppt werden oder welche Waffen sich auch sonst so gerade finden lassen. Es gelingt sogar, beides so ineinander übergehen zu lassen, dass keine Irritationen entstehen – was man auch erst einmal schaffen muss.

Dämliche und nervtötende Figuren

Die Irritationen warten mehr an anderen Stellen. Ganz weit vorne sind dabei die Figuren. Nicht nur, dass das Drehbuch mal wieder nur die dämlichsten Beispiele menschlicher Existenz ausgebuddelt hat, bei denen man sich fragen darf: Wie haben die nur den Alltag überlebt? A Classic Horror Story nimmt die Nerven des Publikums zudem schon vor den eigentlichen Horrorszenen stark in Anspruch, indem da ein Haufen derart grauenvoller Personen zusammen aufmarschiert, dass man insgeheim die Gegenseite anfeuert. Ohne zu wissen, wer diese ist. Wären die Charaktere wenigstens in irgendeiner Form spannend gezeichnet, sodass sie sich durch mehr als eine nervtötende Art auszeichnen. Aber in der Hinsicht ist so gar nichts zu holen.

Und dann ist da noch das Ende. Offensichtlich dachte das immerhin fünf Namen umfassende Drehbuchteam, dass es für einen künftigen Horrorklassiker mehr braucht als nur alte bewährte Elemente. Das ist zwar für sich genommen nicht verkehrt, ein bisschen Eigenständigkeit schadet sicher nicht. Es sollte dann aber schon auch ein Konzept vorliegen, wie das Ganze funktionieren kann. Bei A Classic Horror Story werden dann aber nur noch beliebig irgendwelche Sachen zusammengeworfen, ohne sich weiter darüber Gedanken zu machen. Fast noch schlimmer aber: Man merkt dem Film an, dass die Leute dahinter sich clever vorkamen, nur weil sie Wendungen einbauen. Wenn Wendungen gut sind, dann führen sie uns vor Augen, wie sehr wir von unseren eigenen Erwartungen geleitet werden. Hier fehlt eine solche Erkenntnis. Das hat mehr von einem Streich – keinem besonders guten obendrein.

Surreale Atmosphäre

Das ist vor allem deshalb schade, weil der italienische Film im Hinblick auf die Atmosphäre sehr viel richtig macht. Auch wenn der sehr offensive Einsatz von Rottönen nicht unbedingt subtil ist, seine Wirkung verfehlt er nicht. A Classic Horror Story verbreitet eine schön surreale Stimmung, die ebenfalls an vergangene Genretage erinnert. Dass ausgerechnet diese dann vorzeitig geopfert wird durch die inhaltlichen Entgleisungen ist geradezu fahrlässig. Zwar sind da noch genügen Szenen dabei, für die man sich den Film anschauen kann. Aber da drängt sich schon der Eindruck auf, dass die vielen Leute, die daran gearbeitet haben, sich nicht wirklich auf etwas einigen konnten, weshalb es hier alles und nichts gibt und zu viel am Ende einfach nicht passt.

Credits

OT: „A Classic Horror Story“
Land: Italien
Jahr: 2021
Regie: Roberto De Feo, Paolo Strippoli
Drehbuch: Roberto De Feo, Paolo Strippoli, Lucio Besana, David Bellini, Milo Tissone
Musik: Massimiliano Mechelli
Kamera: Emanuele Pasquet
Besetzung: Matilda Lutz, Will Merrick, Yuliia Sobol, Justin Korovkin, Peppino Mazzotta, Cristina Donadio, Francesco Russo, Alida Baldari Calabria

Bilder

Trailer

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Wenn in „A Classic Horror Story“ eine Gruppe von Leuten mit einem Wohnmobil unterwegs sind, bis sie in einem unheimlichen Wald feststecken, dann ist das gespickt mit Verweisen an frühere Genrebeiträge. Während der Film atmosphärisch überzeugt, trifft das auf den Inhalt weniger zu. Vor allem das Ende und die nervtötenden Figuren sorgen dafür, dass das hier alles andere als ein Klassiker ist.
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von 10