Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum L'aveuglement (fka Outreau) The Outreau Case: A French Nightmare Netflix Streamen online
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Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum

Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum L'aveuglement (fka Outreau) The Outreau Case: A French Nightmare Netflix Streamen online
„Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum“ // Deutschland-Start: 15. März 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Und weiter geht es mit den True Crime Dokus auf Netflix. Nachdem es zwischenzeitlich etwas mager aussah, werden aktuell wieder mehrere neue Titel pro Monat ins Programm aufgenommen, so eben auch diesen Monat. Auffällig ist dabei, dass sich die Titel derzeit überwiegend um das Thema Missbrauch drehen. So erzählte Du bist nicht allein: Kampf gegen das Wolfsrudel von einer Frau, die Opfer einer Vergewaltigung wurde und lange für Gerechtigkeit kämpfen musste. Das Programm: Hinter den Kulissen der Disziplinierungsindustrie wiederum erinnert an eine Besserungsanstalt für schwierige Jugendliche, wo diese systematisch zerstört wurden und Ziel perfider Gehirnwäsche waren. Mit Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum kommt nun eine weitere Serie heraus, die in diesem Themenumfeld angesiedelt ist.

Einseitige Schuldfrage

Wobei diese natürlich nur bedingt mit den obigen True-Crime-Kollegen zu vergleichen ist. So ging es bei den beiden ersten Produktionen um Menschen, die missbraucht und misshandelt wurden, denen aber zunächst niemand geglaubt hat. Bei der aktuellen Doku hingegen war es so, dass Kinder von Missbrauchserfahrungen berichteten und ihnen sehr bereitwillig geglaubt wurde. Das hört sich eigentlich erst einmal nicht verkehrt an. Zu oft ist es schließlich so, dass Opfer im Stich gelassen werden oder sie umgekehrt zu Tätern gemacht werden sollten. Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum berichtet jedoch von einem Fall, bei dem das mit dem schuldig und unschuldig nicht ganz klar war, auch weil die Urteile oftmals schon gefällt waren, noch bevor der Sachverhalt geklärt war.

Das mag sicherlich auch mit dem Verbrechen an sich zusammenhängen. Die Vorstellung, dass ein Kind missbraucht wird, ist so furchtbar, dass sie starke emotionale Reaktionen auslöst. Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum zeigt auf, wie schnell sich diese Geschichten verselbständigen können. Die Bevölkerung forderte harte Strafen, wurde dabei von den Medien noch angestachelt, da sich mit Empörung gut Kasse machen lässt. Dass die Beschuldigten alles abstritten, war egal. Das tun Schuldige immer. Problematisch wird es aber, wenn die Justiz sich davon beeinflussen lässt. Das war beim Ermittlungsrichter sicher der Fall, der weniger an einer Aufklärung als vielmehr einer Verurteilung interessiert war und deshalb einseitig der Sache nachging.

Viele offene Fragen

Wie das Ganze ausgegangen ist, ist kein Geheimnis. Am Ende stellte sich heraus, dass einige der Angeklagten tatsächlich schuldig waren, die meisten nicht. Das machte die Geschichte natürlich komplizierter. Hinzu kommt, dass diverse Leute, darunter eben auch einige Kinder, gelogen haben, worauf andere nicht vorbereitet waren. Exemplarisch wird eine Psychologin vorgestellt, die grundsätzlich alles von den Kindern geglaubt hat, selbst die bizarrsten Geschichten, die schnell widerlegt waren. Implizit stellt Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum damit schon die Frage, wie das passieren kann und sich ähnliche Fälle verhindern lassen. Eine wirkliche Antwort liefert die Serie aber nicht. Auch sie will in erster Linie emotionalisieren und betont deshalb den Skandalfaktor, weniger das Rationale.

Das funktioniert, kalt lässt es einen nicht, wie hier Existenzen zerstört werden, Eltern die Kinder weggenommen werden und die Verantwortlichen jegliche Verantwortung von sich weisen. Was hingegen kaum ausgearbeitet wird, sind die realen Missbrauchsfälle. Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum ist so sehr damit beschäftigt aufzuzeigen, was alles nicht gestimmt hat und wie es zu Selbstjustiz kam, dass fast vergessen wird, dass es auch wirkliche Verbrechen gab. Wobei die Serie durchaus versucht, von mehreren Seiten aus zu berichten. Neben der besagten Psychologin und dem Ermittlungsrichter, die zum Teil befremdliche Dinge von sich geben, ist auch eines der ehemaligen Kinder befragt worden. Inzwischen zu einem jungen Mann herangewachsen, besteht dieser darauf, dass alle schuldig waren, unabhängig vom Urteil. Aber weshalb? Was ist seine Geschichte? Das erfährt man nicht, am Ende bleiben bei der Serie doch ziemlich viele Fragen offen.

Credits

OT: „Outreau : un cauchemar français“
IT: „The Outreau Case: A French Nightmare“
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Musik: Grégoire Auger
Kamera: Marius Dahl

Bilder

Trailer

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Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum
fazit
„Der Fall Outreau: Ein französischer Albtraum“ erinnert an einen spektakulären Fall, als 17 Menschen angeklagt waren, systematisch Kinder missbraucht zu haben, was sich zum Teil aber als Lüge herausstellte. Die Serie fokussiert sich dabei auf den Aspekt des Justizskandals. Das ist durchaus spannend, lässt diverse Fragen aber unbeantwortet.
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von 10