Monster Monster Netflix

Monster! Monster?

Inhalt / Kritik

Monster Monster Netflix
„Monster! Monster?“ // Deutschland-Start: 7. Mai 2021 (Netflix)

Bislang hatte Steve Harmon (Kelvin Harrison Jr.) sich nichts zuschulden kommen lassen. Er ist ein vorbildlicher Schüler. Er liebt Filme, liebt es mit einer Kamera durch die Gegend zu laufen und die Welt damit festzuhalten. Umso größer ist der Schock, als ihm vorgeworfen wird, gemeinsam mit anderen einen Laden überfallen und jemanden getötet zu haben. Für seine Eltern (Jennifer Hudson, Jeffrey Wright) steht fest, dass er es nicht getan hat. Und auch er selbst beteuert immer wieder unschuldig zu sein. Doch die Beweise wiegen schwer. So sehr sich seine Strafverteidigerin Katherine O’Brien (Jennifer Ehle) auch bemüht, sie kommt kaum gegen den Staatsanwalt an, der Steve vor Gericht als Monster darzustellen versucht …

Ein spätes Wiedersehen

Dass Netflix derzeit Probleme hat, für konstanten Nachschub zu sorgen, dürften den meisten aufgefallen sein. Nicht nur, dass es weniger große Eigenproduktionen gibt. Bei den lizensierten Titeln fällt zudem auf, dass sie oft schon ein bisschen älter sind und irgendwo zusammengeklaubt wurden, um die Lücken zu füllen. Monster! Monster? etwa ist schon weit mehr als drei Jahre alt, feierte Anfang 2018 auf dem Sundance Film Festival Premiere. Warum der Streamingdienst den Film gerade jetzt ausgegraben hat, ist dabei nicht wirklich offensichtlich. Die Kritiken waren seinerzeit nicht mehr als solide, großes Massenpotenzial hat der Film ohnehin nicht.

Möglich, dass Netflix hoffte, mit Monster! Monster? ein wenig von der derzeitigen Stimmung zu profitieren: Nicht erst seit der Black Lives Matter Bewegung erscheinen zahlreiche Titel, die sich mit der systematischen Benachteiligung der dunkelhäutigen Bevölkerung befassen. Oft geht das mit rassistisch motivierter Polizeigewalt einher. Aber auch das US-amerikanische Rechtssystem macht sich immer wieder schuldig, wenn es die nicht-weiße Bevölkerung deutlich härter bestraft. Beispiele dafür haben wir immer mal wieder sehen dürfen bzw. müssen, von der Serie When They See Us über die reale Vorverurteilung junger People of Color bis zum Dokumentarfilm Time.

Zwischen Einblick und Kunst

Im Gegensatz zu den beiden besagten Titeln ist Monster! Monster? jedoch keine wahre Geschichte, sondern basiert auf dem Roman Monster von Walter Dean Myers. Der beschrieb in seinem 1999 veröffentlichten, preisgekrönten Buch, wie ein junger Mann eines Verbrechens angeklagt wird und vermischte hierfür Beschreibungen in der dritten Person mit solchen der ersten Person. Zum Teil versucht Regisseur Anthony Mandler diese Mischung beizubehalten, indem er rein beobachtende Szenen mit Voice-overs kombiniert. Doch was in geschriebener Form funktioniert, tut das nicht automatisch als filmische Version. Vielmehr wird die Stärke zu einer Schwäche.

Genauer ist das Problem von Monster! Monster?, dass es zu sehr auf Distanz bleibt. Obwohl der begehrte Nachwuchsschauspieler Kelvin Harrison Jr. (Waves) wie immer sein Talent unter Beweis stellt, gibt ihm der Film zu wenig Gelegenheit, dieses auch auszuspielen. Anstatt sich auf den rein menschlichen Aspekt zu konzentrieren, wenn ein junger Mensch eventuell für mehr als zwanzig Jahre ins Gefängnis kommt, übt sich Mandler mehr an der kunstvollen Inszenierung. Dass der Regisseur zuvor lauter Musikvideos gedreht hat, bevor er sich hier erstmal einem Spielfilm zuwandte, merkt man dem Ergebnis an. Es ist zu glatt, das raue Element, welches Gefühle auslöst, ist hier ziemlich unterentwickelt.

Interessante Themen an der Oberfläche

Aber auch inhaltlich wäre mehr drin gewesen. Spannende Themen werden immer wieder mit der Geschichte verwoben, von dem bekannterweise rassistischen Rechtssystem über ein toxisches Männlichkeitsbild bis zu der Frage, wie man mit potenziellen Kriminellen umzugehen hat. Ist es angemessen, einen solchen als Monster zu bezeichnen? Und was bedeutet überhaupt Monster in diesem Zusammenhang? Ansätze, über die es sich nachzudenken lohnt, gibt es also durchaus in Monster! Monster?. Doch der Film bleibt zu früh stehen, geht weder im intellektuellen, noch im emotionalen Bereich in die Tiefe. Angesichts der starken und zunehmend zahlreichen Konkurrenz, die sich solcher Themen annimmt, ist das hier zu wenig.

Credits

OT: „Monster“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Anthony Mandler
Drehbuch: Radha Blank, Cole Wiley, Janece Shaffer
Vorlage: Walter Dean Myers
Musik: Harvey Mason Jr.
Kamera: David Devlin
Besetzung: Kelvin Harrison Jr., Jennifer Hudson, Jeffrey Wright, Jennifer Ehle, Tim Blake Nelson, Nasir „Nas“ Jones

Bilder

Trailer

Weitere Netflix Titel

Ihr seid mit Monster! Monster? schon durch und braucht Nachschub? Dann haben wir vielleicht etwas für euch. Unten findet ihr alle Netflix-Titel, die wir auf unserer Seite besprochen haben.

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In „Monster! Monster?“ wird ein junger Schwarzer des Mordes beschuldigt. Der Film versucht dabei den Spagat zwischen gesellschaftlich relevanten Themen und einer Innenansicht des Beschuldigten, geht letztendlich aber weder beim einen, noch beim anderen in die Tiefe. Trotz eines starken Hauptdarstellers ist das am Ende zu wenig.
6
von 10