Ladies First Eine Geschichte der Frauen im Hip Hop A Story of Women in Hip-Hop Netflix online Streamen
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Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop

Ladies First Eine Geschichte der Frauen im Hip Hop A Story of Women in Hip-Hop Netflix online Streamen
„Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop“ // Deutschland-Start: 9. August 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Dass es Frauen in vielen Bereichen schwerer haben, wird kaum jemand bestreiten. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, ob es um Politik, Wirtschaft oder Sport geht, vom gesellschaftlichen Alltag ganz zu schweigen. Und auch in künstlerischen Berufen ist es noch ein weiter Weg bis zur Gleichstellung. Immer wieder erscheinen biografische Dramen, die von dem Kampf um Anerkennung erzählen, beispielsweise Paula – Mein Leben soll ein Fest sein über die expressionistische Malerin Paula Modersohn-Becker oder auch Alma & Oskar über Alma Mahler, die oft auf ihre Beziehungen zu Künstlern reduziert wird, obwohl sie selbst Musik machte. Während sich diese Spielfilme mit Beispielen Anfang des 20. Jahrhunderts befassten, nimmt sich die Netflix-Doku Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop neuerer Künstlerinnen an. Genauer wird in vier Episoden ein Blick auf die letzten 50 Jahre weiblicher Rap-Musik geworfen.

Willkürliche Auswahl

Rund drei Stunden Laufzeit ist natürlich nicht viel, um eine derart reichhaltige und faszinierende Geschichte aufarbeiten zu wollen. Von daher ist es klar, dass man hier nur stellvertretend für die vielen Künstlerinnen berichten kann, die im Laufe der Zeit ihre Fußspuren hinterlassen haben. Dennoch ist die Auswahl der Beispiele in Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop etwas eigenartig, um nicht zu sagen willkürlich. Dass beispielsweise Salt’n’Pepa in der Doku keine große Rolle spielen, obwohl sie in den 1980ern der erste weibliche Rap-Act waren, der Platin erhielt, ist nicht nachzuvollziehen. Auch TLC, die mit ihrer Mischung aus R&B und Hip-Hop extrem erfolgreich waren und damit dazu beitrugen, dass diese Musikrichtung weiblicher Mainstream werden konnte, hätten eine Erwähnung verdient.

Und dann ist da noch der Fall Debbie Harry. Zwar wird ihr in Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop gedankt, weil sie 1981 die Hip-Hop-Gruppe Funky 4 + 1 in Saturday Night Live holte. Dass im selben Jahr das von ihr und ihrer Band Blondie aufgenommene Lied Rapture Platz eins der US-Charts erreichte, wird unter den Tisch fallen gelassen. Dabei war es der erste Spitzenreiter der amerikanischen Musikgeschichte überhaupt, der eine Rap-Passage enthielt. Und er kam von einer Frau. Grund für diese Unterlassung dürfte sein, dass Harry nun einmal weiß ist und die Doku sich ausschließlich auf schwarze Künstlerinnen fokussiert. Auf der einen Seite ist das verständlich: Dunkelhäutige Rapperinnen wurden so lange an den Rand gedrückt oder auch unterdrückt, dass eine eigene Doku mehr als überfällig ist. Es war an der Zeit, dass sie den Respekt erhalten, den sie verdienen. Nur muss sich die Serie damit vorwerfen lassen, mehr an einer Agenda interessiert zu sein als an einer wirklichen Beschäftigung mit dem Thema.

Mehr Lobgesang als inhaltliche Auseinandersetzung

Damit zusammen hängt ein anderes großes Manko der Doku: Sie ist letztendlich nur ein Lobgesang auf die ausgewählten Künstlerinnen. Das ist bei derartigen Dokumentationen keine Seltenheit, auch Titel wie Suzi Q und David Lynch: The Art Life beschränken sich darauf, dass in Interviews den jeweiligen Hauptfiguren gehuldigt wird. Eine wirkliche Auseinandersetzung findet nicht statt, die kritische Distanz, wie man sie bei Dokus erwartet, gibt es da nicht. Bei Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop wird das noch einmal verstärkt. Da klopfen sich alle gegenseitig auf die Schulter, werden es nicht müde, die anderen ohne Ende zu loben und als Pionierinnen zu inszenieren. Das hat dann mehr von einem Imagefilm als einer wirklichen Musikdoku – zumal über die Musik selbst enttäuschend wenig gesprochen wird.

Das ist schade, weil zwischendurch immer mal wieder spannende Passagen sind. Beispielsweise gibt es Rückblicke auf Künstlerinnen aus den 1970ern. Auch Knebelverträge in der Musikindustrie oder die unterschiedliche Beurteilung von männlicher und weiblicher Gewalt werden angesprochen. Das Potenzial war also auf jeden Fall da. Genutzt wurde es kaum, auch weil die Serie zwar eine Agenda hat, aber kein wirkliches Konzept. Da wird wild hin und her gesprungen, sowohl bei Themen wie auch Zeiten und Künstlerinnen. Die inhaltlichen Klammern der einzelnen Episoden sind zu schwach, um die einzelnen Bestandteile wirklich zusammenzuhalten. Offensichtlich war man bei Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop so sehr damit beschäftigt, die Künstlerinnen zu feiern, dass niemand darüber nachgedacht hat, was man selbst sagen könnte.

Credits

OT: „Ladies First: A Story of Women in Hip-Hop“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Hannah Beachler, Dream Hampton, Raeshem Nijhon
Musik: Rodney Chrome
Kamera: Jerry Henry, Yves Wilson

Bilder

Trailer

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Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop
fazit
Das Thema ist spannend, das Ergebnis ist es nicht. So irritiert „Ladies First: Eine Geschichte der Frauen im Hip-Hop“ mit einer willkürlichen Auswahl an Künstlerinnen, hat aber auch über die ausgewählten nicht viel zu sagen. Statt eines inhaltlichen Konzepts gibt es hier lediglich Lobgesänge, womit man dem Ganzen nicht gerecht wird.
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