Vivo Voller Leben Netflix
© Sony Pictures Animation

Vivo – Voller Leben

Inhalt / Kritik

Vivo Voller Leben Netflix
„Vivo – Voller Leben“ // Deutschland-Start: 6. August 2021 (Netflix)

Für den Wickelbär Vivo gibt es nicht Größeres, als gemeinsam mit Andrés auf dem belebten Marktplatz vor Leuten aufzutreten und sie mit ihrer Musik zu erfreuen. Richtig groß ist seine Begeisterung daher nicht, als er erfährt, dass sein betagter Besitzer die weite Reise von Kuba in die USA zu einem Konzert antreten möchte, um dort seine große Liebe Marta wiedersehen zu können. Im Gegenteil: Er versucht alles, um die Abreise zu verhindern. Als dann tatsächlich das Schicksal zuschlägt, liegt es an Vivo, Marta einen Besuch abzustatten und ihr ein Lief zu überreichen, welches Andrés seinerzeit für sie geschrieben, ihr aber nie gegeben hatte. Unterstützung erhält er dabei von der vorlauten Gabi, die selbst die Musik liebt – wenn auch etwas anders. Eigentlich würde er gern auf sie verzichten. Doch bei der gefährlichen und weiten Reise kann er jede Hilfe gebrauchen, die er kriegen kann …

Auf allen Kanälen

Momentan scheint im Musical-Bereich kaum ein Weg an Lin-Manuel Miranda vorbeizuführen. Sein Hamilton wurde zu einem absoluten Phänomen, das selbst als bloß abgefilmte Version auf große Resonanz stieß. Kürzlich lief In the Heights in den Kinos an, das auf einem früheren Werk des US-Amerikaners basiert. Nun kommt mit Vivo – Voller Leben bereits der dritte Musical-Film innerhalb eines Jahres heraus, das seine Lieder verwendet. Mehr noch: Im englischen Original spricht das Multitalent auch noch die Titelfigur. Um ein reines Mitnahmeprojekt, welches auf die Schnelle von der Popularität Mirandas zu profitieren versucht, handelt es sich jedoch nicht. Tatsächlich schwirrte die Idee schon vor mehr als zehn Jahren herum. Die Umsetzung stellte sich aber als etwas schwierig heraus. Als der Film dann endlich fertig war, durchstrich die Corona-Pandemie schließlich die Pläne, weshalb er statt in den Kinos bei Netflix landete.

Aber hat sich die lange Wartezeit gelohnt? Nur zum Teil. Wer ein Fan von Mirandas Musik ist, der kommt hier schon auf seine Kosten. Nicht nur, dass alle paar Minuten gesungen wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Musicals ist diese Musik auch tatsächlich in die Geschichte integriert, anstatt einfach nur irgendwo hinein gequetscht zu werden. Andrés und Vivo leben für die Musik, gleiches gilt für Marta, die eine große Karriere als Sängerin hingelegt hat. Und dann wäre da noch das von Andrés geschriebene Lied, welches zum Symbol einer großen, nie verwirklichten Liebe wird. Richtige Höhepunkte sind die Lieder aber nicht. Während einige tatsächlich eingängig sind und mit ihren kubanischen Klängen für Stimmung sorgen, sind andere recht langweilig und typische Wegwerfschnulzen. In der deutschen Fassung von Vivo – Voller Leben heißt es sowieso Abstriche machen.

Ein Abenteuer wie viele andere auch

Sehr schade ist zudem, dass das Thema von Musik als verbindendem Mittel später unnötig aufgegeben wird. Da dem Drehbuchteam unterwegs auf der Reise nicht mehr viel dazu eingefallen ist, gibt es stattdessen in erster Linie ein chaotisches Abenteuer, welches offensichtlich für eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist. Solche sind für sich genommen natürlich schon legitim. Es gelingt bei Vivo – Voller Leben aber nicht, diese verschiedenen Bestandteile auf sinnvolle Weise miteinander zu verknüpfen. Es ist nicht einmal so, dass diese Stellen so wahnsinnig unterhaltsam wären und daraus ihre Rechtfertigung beziehen würden. Da stand wohl das Bedürfnis nach mehr Tempo dahinter, welches aber zum gegenteiligen Ergebnis führt, wenn die Geschichte nicht mehr vorankommt.

Das heißt jedoch nicht, dass man bei Vivo – Voller Leben nicht auch seinen Spaß haben könnte. Die drei militanten Pfadfinderinnen, mit denen sich Gabi andauernd herumplagt, haben beispielsweise zum Thema selbst zwar ebenfalls nichts beizutragen. Aber es gibt da schon einige witzige Szenen. Und auch optisch überzeugt der Film. Zwar hat Sony Pictures Animation hier kein vergleichbares visuelles Feuerwerk wie in Spider-Man: A New Universe oder Die Mitchells gegen die Maschinen entbrannt. Einige ungewöhnliche Designs und ein paar nette Spielereien zeigen aber erneut, dass das anfänglich belächelte Animationsstudio immer wieder interessante Alternativen zu den anderen Majors darstellt. Das große Highlight ist ihnen hiermit zwar nicht geglückt. Wer aber einfach nur einen netten Animationsfilm für zwischendurch sucht, der ist hier an der richtigen Stelle.

Credits

OT: „Vivo“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Kirk DeMicco, Brandon Jeffords
Drehbuch: Kirk DeMicco, Quiara Alegría Hudes
Musik: Alex Lacamoire
Animation: Sony Pictures Animation

Bilder

Trailer

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„Vivo – Voller Leben“ beginnt schwungvoll, wenn die Liebe zur Musik, aber auch Musik als Beweis der Liebe im Mittelpunkt stehen. Später wird daraus ein weitestgehend generisches Abenteuer, das zwar visuell ansprechend ist, aber sonst nicht viel bietet. Und auch bei den Liedern ist viel Wegwerfware dabei.
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