Infamia Netflix Streamen online
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Infamia

Infamia Netflix Streamen online
„Infamia“ // Deutschland-Start: 6. September 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Viele Jahre hat Gita (Zofia Jastrzebska) mit ihrer Familie in Großbritannien gelebt, nun haben sie eine neue Heimat in Polen gefunden. Einfach ist das neue Leben dort aber nicht. Zwar ist der Zusammenhalt innerhalb der Familie groß. Aber dies geht auch mit starren Regeln einher, an die sich die Jugendliche halten muss. So soll Gita beispielsweise verheiratete werden, ohne dass sie einen Einfluss hätte. Dabei würde sie viel lieber sich selbst verwirklich, dem Hip-Hop gilt ihre ganze Leidenschaft. Und das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich die Jugendliche herumplagen muss. So gehört ihre Familie dem Volk der Roma an. Und die sind in Polen nicht gerade willkommen, immer wieder muss sie sich mit Rassismus und Ausgrenzung auseinandersetzen …

Das Leben als ausgestoßene Gemeinschaft

Die Filme und Serien, die Netflix aus Polen zum Rest Europas bringt, sind nicht nur zahlreich, praktisch jeden Monat erscheinen weitere Titel. Sie sind auch recht abwechslungsreich. So gab es zuletzt die Liebeskomödie Für immer Liebe², den Actionthriller Soulcatcher und das Familienabenteuer Herr Spaßmobil und die Tempelritter. Auch wenn man sich über die Qualität streiten kann, zumindest im Hinblick auf Genre und Inhalt war da für jeden etwas dabei. Nun kommt mit Infamia ein weiteres Werk heraus. Dieses Mal wird es besonders dramatisch, wenn wir in der Serie dem Leben einer Familie folgen, bei der es ausgesprochen turbulent zugeht. In acht Folgen geschieht hier alles Mögliche bei dem Versuch, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden.

Dafür nahm man sich ein Thema vor, das automatisch für Kontroversen gut ist. Schließlich steht im Mittelpunkt eine Familie bzw. eine Gemeinschaft der Roma, eine Minderheit, die in ganz Europa ausgegrenzt wird und mit zahlreichen Vorurteilen behaftet ist. Wenig überraschend spielt das in Infamia dann auch immer mal wieder eine Rolle. Bei der Begegnung mit anderen jungen Einheimischen muss sich Gita einiges anhören, was sie dazu verleitet, ihre Herkunft zu verheimlichen. Allgemein befasst sich die Serie viel mit dem Thema der Identität, wenn die junge Protagonistin ihren Weg sucht zwischen den Erwartungen und Traditionen ihrer Familie und der Sehnsucht, sich selbst zu verwirklichen. Hip-Hop und die Roma-Kultur, größer könnte der Kontrast dann auch nicht sein.

Interessant, aber überladen

Regisseurin und Co-Autorin Anna Maliszewska zeichnet hier ein nicht unbedingt schmeichelhaftes Bild dieser Gemeinschaft. So folgt diese einem recht archaischen Bild, das sehr patriarchisch geprägt ist. Dass Gita beispielsweise mit 17 Jahren an eine tschechische Familie verheiratet werden soll, weil damit finanzielle Interessen verbunden sind, ist nicht unbedingt dazu geeignet, um Vorurteile gegenüber den Roma abzubauen. Nicht dass es außerhalb dieser Familie bessere Vorbilder gibt. Vielmehr fällt Infamia dadurch auf, dass praktisch überall nur Abgründe und verabscheuungswürdige Menschen warten. Man findet hier kaum jemanden, bei dem so etwas wie Sympathie herrscht. Die polnische Serie lässt einen eher darüber nachdenken, vielleicht doch auf eine einsame Insel zu ziehen, fernab anderer Menschen.

Grundsätzlich ist das schon ganz atmosphärisch, wenn das Drama immer mal wieder in die Thrillerrichtung geht. Gleichzeitig ist es irgendwie überzogen. Die Coming-of-Age-Elemente von Gita, die zwischen Tradition und Selbstverwirklichung vermitteln muss und zugleich zwischen der alten Heimat in Großbritannien und der neuen in Polen steht, bekommen zu wenig Raum. Sensible Zwischentöne werden immer mal wieder vom Plakativen übertönt. Regelmäßig verschwindet Gita aus dem Blickfeld, wenn es drumherum brennt. Insgesamt ist das solide, das besondere Setting der Roma hebt Infamia zudem von den vielen anderen Geschichten ab, in denen die Hauptfigur zwischen zwei Kulturen steht. Weniger wäre aber schon mehr gewesen, das ist hier einfach zu überladen und schwer.

Credits

OT: „Infamia“
Land: Polen
Jahr: 2023
Regie: Anna Maliszewska
Drehbuch: Anna Maliszewska, Dana Lukasinska, Julita Olszewska
Musik: Lukasz Targosz, Wojciech Urbanski
Besetzung: Zofia Jastrzebska, Sebastian Lach, Magdalena Czerwinska, Kamil Piotrowski, Artur Dziurman

Bilder

Trailer

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fazit
Eine Roma-Familie zieht von Großbritannien nach Polen und muss sich dort neu einleben. Die Serie behandelt dabei die unterschiedlichsten Themen, von Rassismus bis zu Fragen der Identität. Allerdings wird der Coming-of-Age-Aspekt zuweilen von Ausflügen ins Thrillergenre überdeckt, „Infamia“ ist insgesamt zu überladen.
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