Operation Nation Kryptonim: Polska Netflix
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Operation: Nation

Operation Nation Kryptonim: Polska Netflix
„Operation: Nation“ // Deutschland-Start: 12. April 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Roman (Borys Szyc) und die anderen haben eine Mission: Sie wollen Polen befreien! Sie wissen zwar nicht genau, wie das gehen soll. Aber Hauptsache, dass die ganzen Leute weg sind, die ihnen das Land wegnehmen. Schwule zum Beispiel. Oder Ausländer. Oder Linke. Selbst Juden sollen gefälligst weg. Seine Aussagen finden viel Anklang, um ihn herum scharen sich eine Reihe weiterer Leute. Zu diesen zählt auch Staszek (Maciej Musiałowski), ein Mann Anfang 20, dem jegliche Perspektive fehlt. Er hat ja nicht einmal ein eigenes Zimmer. Als er Pola (Magdalena Maścianica) über den Weg läuft und Gefühle für sie entwickelt, könnte das endlich der Beginn eines eigenen Lebens sein. Die Sache hat nur zwei Haken. Zum einen wird sie demnächst in die Großstadt ziehen. Zum anderen ist sie linke Aktivistin und als solche der natürliche Feind …

Kampf gegen die anderen

Dass die polnische Regierung ein wenig eigen ist, dürften die meisten mitbekommen haben. Sich einerseits als Opfer zu verkaufen und gleichzeitig Minderheiten zu verfolgen unter dem Deckmantel einer Moral, das muss man erst einmal hinbekommen. Inwieweit die Bevölkerung diese Überzeugung teilt, ist dabei nicht ganz eindeutig, zu unterschiedlich ist das, was man von hier aus zu hören bekommt. Aus gutem Grund, wenn es nach Operation: Nation geht. Der polnische Netflix-Film zeigt ein Land, das tief gespalten ist und bei dem sich die einzelnen Gruppierungen voller Hass gegenüberstehen. Der Schritt zum Bürgerkrieg scheint da nie weit weg zu sein.

Daraus hätte man die unterschiedlichsten Arten von Filmen machen können. Am naheliegendsten wäre wohl ein Sozialdrama gewesen. Aber auch ein Thriller wäre denkbar. An manchen Stellen erinnert das hier auch tatsächlich an Werke wie Athena oder Die Wütenden – Les Misérables, bei denen ein Problemviertel zum Pulverfass geworden ist. Doch das steht hier nicht vergleichbar im Mittelpunkt. Tatsächlich sind die brenzligen Szenen in der Minderheit, über weite Strecken ist Operation: Nation primär eine Komödie. So geht der Film mit einer amüsanten Szene los, in der die Gruppe den Geburtstag Adolf Hitlers feiern möchte, ganz stilecht mit einer Torte und Waffel-Hakenkreuz. Das hat etwas von einem Kindergeburtstag, nur dass das Geburtstagskind tot und ein Massenmörder ist.

Erst spöttisch, dann spannend

Auch sonst hat der Film einen sehr spöttischen Ton und zeichnet die Mitglieder der Gruppe nicht gerade mit viel Wohlwollen oder Verständnis. Vielmehr macht sich Operation: Nation konstant über die Leute lustig. So sind die meisten davon ziemlich dämlich, haben selbst mit einfachster Orthografie ihre Schwierigkeiten. Sie verstehen sich auch als Vorkämpfer von Freiheit, ohne eine genaue Vorstellung davon zu haben, was das heißen soll. Das ist deutlich realistischer, als es zunächst den Anschein hat. Gerade in den USA findet man doch zahlreiche Interessensvereinigungen, die angeblich für Freiheit sind, dabei aber eigentlich das Gegenteil meinen, unentwegt zensieren, Andersdenkende ausschließen und sich der eigenen Widersprüche nicht bewusst sind. Oder es ist ihnen egal.

Das ist sicher nicht der anspruchsvollste Humor, aber doch immer mal wieder amüsant. Hinzu kommt die nette Konstellation aus einem rechten Mitläufer und einer linken Kämpferin. Operation: Nation macht daraus auch eine Geschichte über einen jungen Mann, der sich weiterentwickelt und eine Perspektive für sich entdeckt. Gegen Ende hin wird der Humor dabei wieder reduziert und es läuft auf die stärkere Konfrontation hinaus. Das ist überraschend spannend und macht den Film zu einem der besseren, die Netflix in der letzten Zeit ins Programm aufgenommen hat. Der bislang im Serienbereich tätige Regisseur Piotr Kumik zeigt da, dass er den Spagat aus Genres und Tonalitäten beherrscht. Der Streamingdienst wird hier auch seinem Ruf gerecht, hierzulande die beste Adresse zu sein für polnische Produktionen.

Credits

OT: „Kryptonim: Polska“
Land: Polen
Jahr: 2022
Regie: Piotr Kumik
Drehbuch: Jakub Ruzyllo, Lukasz Sychowicz
Musik: Tomasz Ralowski
Kamera: Piotr Sliskowski
Besetzung: Maciej Musialowski, Borys Szyc, Magdalena Mascianica, Antoni Królikowski, Karol Kadlubiec, Mateusz Król, Karol Kadlubiec, Piotr Cyrwus, Aleksandra Justa

Bilder

Trailer

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Operation: Nation
fazit
Eine Gruppe minderbemittelter Nationalisten kämpft für „ihr“ Polen – bis einer davon sich in eine linke Aktivistin verliebt. Der Film macht sich dabei in erster Linie über die Leute lustig. Später wird er aber erstaunlich spannend, wenn die spöttische Komödie mit Thrillerelementen angereichert wird.
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