Spectros Netflix
© Netflix

Spectros – Staffel 1

Kritik

Spectros Netflix
„Spectros – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 20. Februar 2020 (Netflix)

Da hätten sich Pardal (Danilo Mesquita), Mila (Cláudia Okuno) und Carla (Mariana Sena) wirklich etwas Angenehmeres vorstellen können, um sich den Abend zu vertreiben. Eingesperrt bei der Polizei müssen sie eine Reihe von Verhören über sich entgehen lassen, in der Hoffnung, damit diverse eigenartige Verbrechen aufklären zu können, die sich in Liberdade zugetragen haben. Natürlich wissen die drei mehr, als sie zugeben. So richtig schlau werden sie aus der Geschichte jedoch selbst nicht, denn seit dem Auftauchen einer geheimnisvollen Puppe scheinen die Toten keine Ruhe mehr zu geben. Aus diesem Grund heißt es für die Jugendlichen, möglichst schnell wieder rauszukommen, und gemeinsam mit Zeca (Drop Dashi) und Pardals jüngerem Bruder Leo (Enzo Barone) die dunkle Bedrohung aufzuhalten …

Das Schöne an Netflix ist, dass man dank des Streamingdienstes reihenweise Filme und Serien aus Ländern entdecken darf, die man sonst weniger auf dem Schirm hat. Das Ärgerliche an Netflix ist, dass man sich dabei durch jede Menge Wegwerfware schauen muss, um die guten Titel zu finden. Besonders ärgerlich wird es, wenn ein vermeintlich guter Titel sich dann als eine solche Wegwerfware entpuppt und dabei nicht einmal den Anstand hat, sich von Beginn an als ein solcher zu offenbaren. Neuestes Beispiel hierfür ist Spectros, das nach einem vielversprechenden Einstand zunehmend an Qualität einbüßt.

Ein interessanter Mix der Einflüsse
Das Positive vorweg: Setting und Szenario sind relativ erfrischend. Produktionen aus Brasilien hat Netflix natürlich schon, etwa den Mystery-Thriller Der Auserwählte oder den dystopischen Sci-Fi-Krimi Omnipräsenz. Spectros hebt sich aus dem Angebot aber hervor, indem die Serie durchtränkt ist von der eigenen Geschichte Brasiliens und dies mit japanischer Folklore verbindet. Schließlich hat das südamerikanische Land die zweitgrößte japanische Gesellschaft außerhalb des Mutterlandes. Rund 1,5 Millionen Menschen dort sollen ihre Wurzeln in dem Land der aufgehenden Sonne haben. Bunt gemischt ist dann auch das Ensemble, sowohl beim wild zusammengewürfelten Heldenteam wie bei der Gegenseite. Hier darf jeder dabei sein.

Spaß macht der Auftakt aber auch, weil Spectros auf eine beliebte Erzähltechnik zurückgreift: Man nehme eine aktuelle Situation, die mindestens ungewöhnlich ist, und erklärt nach und nach, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Da sich die drei verdächtigen Jugendlichen vor der Polizei rechtfertigen müssen, bekommt das Ganze eine Kriminote, die Rekonstruktion eines Verbrechens ist zumindest klassisches Genrematerial. Zusammen mit den Fantasy- und Horrorelementen, die von Anfang an dabei sind, der farbenfrohen Ausstattung und leichten Anflügen von Humor wird daraus ein wilder Mix, der neugierig macht, was noch alles passieren wird.

Aus Chaos wird Langeweile
Leider hat Douglas Petrie, der die Serie entworfen hat, teilweise auch Regie führte und Drehbuch schrieb, aber schon recht bald das Pulver verschossen. In der zweiten Hälfte der sieben Folgen umfassenden ersten Staffel wird die Geschichte geradliniger, als sich das Team gefunden hat und gemeinsam die Welt retten muss. Sie wird aber auch deutlich langweiliger. Der Mystery-Aspekt verschwindet völlig, die folkloristischen Elemente bringen nichts Neues mehr hervor. Hinzu kommt nur noch die Enthüllung des Gegenspielers, der aber keinen besonders großen Eindruck hinterlässt.

Dafür werden andere Sachen immer störender. Der Humor nimmt beispielsweise nervige Züge an. Auch das geringe Budget, was sich in zum Teil unfreiwillig komischen Effekten wiederspiegelt, ist nicht dafür geeignet, eine solche Richtung einzuschlagen. Die sahen am Anfang zwar nicht besser aus, passten jedoch besser zu der leicht kuriosen Stimmung dieser Wundertüte. Dass der Serie zum Ende hin die Puste ausgeht, obwohl es ja um deutlich mehr geht, ist bedauerlich, ebenso dass Spectros keine deutsche Synchronisation spendiert wurde – wer keine Untertitel lesen mag, ist auf die unterirdische englischsprachige Fassung angewiesen. In der Summe siedelt sich das noch etwa auf durchschnittlichem Niveau an, aber da wäre deutlich mehr drin gewesen.

Credits

OT: „Spectros“
Land: Brasilien
Jahr: 2020
Regie: Douglas Petrie, Maria Farkas, Michael Ruman
Drehbuch: Douglas Petrie, Anderson Almeida, Antônio de Freitas, Paula Knudsen, Janaína Tokitaka, Michael Ruman
Idee: Douglas Petrie
Kamera: Uli Burtin
Besetzung: Danilo Mesquita, Enzo Barone, Cláudia Okuno, Mariana Sena, Drop Dashi, Carlos Takeshi

Bilder



(Anzeige)

„Spectros“ fängt überaus interessant an, wenn brasilianischer Alltag auf Geschichte und japanische Folklore trifft, die Erzählung wild umherspringt, Horror und Fantasy mit Krimi und Humor mixt. In der geradlinigen zweiten Hälfte wird es jedoch langweilig, wodurch Aspekte wie die schwachen Effekte deutlicher hervorstechen.
5
von 10