Insiders Netflix
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Insiders – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Insiders Netflix
„Insiders“ // Deutschland-Start: 21. Oktober 2021 (Netflix)

In der spanischen Netflix-Realityshow Insiders treten zwölf Bewerber in dem Glauben an, sich als Kandidaten für eine Realityshow zu qualifizieren. Was sie nicht wissen: Die eigentliche Show hat längst angefangen. Etliche versteckte Kameras und Mikrofone sind in dem Haus installiert, das ihnen als Quartier dient, als Aufenthaltsort zwischen verschiedenen vorgeblichen Aufnahmetests und bis die vermeintliche Entscheidung fällt. Ohne ihr Wissen gefilmt zu werden, soll Einblick in das Verhalten von Menschen geben, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, oder so irgendwie lautet die Prämisse, welche schon anhand der Inszenierung ausgehebelt wird; hier gibt’s keine psychologische Forschung, nur seelenlosen Voyeurismus. Formatsüblich werden die Teilnehmer nach und nach eliminiert, danach dürfen sie dann aber zum Trost endlich die Wahrheit erfahren. Ob das alles echt ist, wird von der Zielgruppe vielleicht gar nicht hinterfragt werden, es mag ihr schlicht egal sein. Zum einen wirkt die Überraschung, nachdem der jeweils Exilierte in das Geheimnis eingeweiht wird, seltenst authentisch, zum anderen reicht ihm oft schon ein Halbsatz der Produktion, um vollständig schlusszufolgern, was hier gespielt wurde.

Die Kameraführung erweckt manchmal den Eindruck, dass hier unmöglich auf diese Weise gefilmt werden konnte, ohne dass die Versuchsobjekte es mitbekommen haben. Auf der Metaebene stellt sich die Frage, wie das Ganze rechtlich sein soll, da alle Beteiligten hinterher ja der Veröffentlichung zustimmen müssen. Immerhin, in der zweiten Folge erfährt der Zuschauer, dass eine der Teilnehmerinnen eine eingeschleuste Schauspielerin ist und auch sonst gibt es noch die ein oder andere kleinere Wende. Aber reichte das der Produktion, das Risiko einzugehen, jemand würde seine Unterschrift verweigern und das Projekt hätte entweder nicht oder nur sehr stark zerschnitten gesendet werden können? Die endgültige Antwort darauf, wie auch auf die Frage, ob die Serie echt oder gestellt ist, kann nur aus einer Gegenfrage bestehen: Wen interessiert’s?

Der ganz normale Wahnsinn

Die völlig zufällig ausgewählten und ganz normalen Kandidaten wirken nicht unbedingt völlig zufällig ausgewählt oder ganz normal, sondern eher nach genau der Sorte Mensch, die in diesen Big Brother-artigen Sendungen anzutreffen ist. Da gibt es natürlich auch ordentlich Drama zwischen den Beteiligten; falls dieses Experiment wirklich echt ist, dann lässt uns das Ergebnis wenigstens wissen, dass es bei manchen Leuten keine Rolle spielt, ob eine Kamera läuft oder nicht. Zusätzlich zu anderen Problemen weist die Sendung teilweise quälende Längen auf, beim ersten „Test“ in der zweiten Folge etwa, als Teilnehmer eine Pistole in die Hand nehmen und auf ein lebendes Kaninchen schießen sollen. Die meisten Reaktionen wirken wieder ziemlich inszeniert, abgesehen davon dass den Kandidaten wohl nicht in den Sinn kommt, dass kein Fernsehrat der zivilisierten Welt diese Tierquälerei erlauben würde und die Pistole somit ungeladen sein muss.

Gehostet wird Insiders von Najwa Nimri, welche den meisten aus Haus des Geldes bekannt sein dürfte, vor allem im spanischen Raum. Überwiegend führt sie die Zuschauer durch den Morast der Show – in nebenbei erwähnt überraschend hochwertig produzierten Segmenten –, adressiert aber in Folge vier etwa auch die Kandidaten direkt, während der so genannten Stunde der Wahrheit, auf welche die Serie bisher hinarbeitete. Hier soll nun endlich bekannt gegeben werden, wer es in den finalen Kader der (fiktiven) Show geschafft hat. Im Zuge dessen erfahren die Probanden dann auch, dass sie seit dem ursprünglichen Casting gefilmt wurden, bleiben über die eigentlichen Hintergründe aber weiterhin im Unwissen. Die Teil-Enthüllung sorgt natürlich für mehr Drama und interne Zwistigkeiten.

Ausschalten, bitte

Ob es am Ende nicht doch noch einen weiteren Twist gibt, werden die meisten wohl nie herausfinden. Insiders kann nur deshalb nicht gänzlich mit einem Autounfall verglichen werden, da bei diesem sprichwörtlich nicht weggeschaut werden kann. Hier hingegen kann nicht schnell genug weggeschaltet werden, vorausgesetzt der betreffende Zuschauer fühlt sich nicht gerade dazu bemüßigt, mit einem Text über die Show ein paar Klicks im Internet zu erhaschen. Anhänger solcherlei Formate, welche sich an der Zurschaustellung einschlägiger Gestalten weiden, müssen aber wohl auch nicht erst ein Review lesen, um schon längst vor dem Bildschirm zu sitzen.

Credits

OT: „Insiders“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: Mamen Fernández
Kamera: Javier Ruiz
Musik: Alfonso G. Aguilar
Mitwirkende: Najwa Nimri

Bilder

Trailer

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„Insiders“ ist ein Big-Brother-Abklatsch mit der Prämisse, dass die Teilnehmer nicht wissen, dass sie gefilmt werden. Ob das wirklich stimmt, darf bezweifelt werden, so oder so ist die Show absolute Zeitverschwendung.
Leserwertung203 Bewertungen
4.8