Outside the Wire Netflix
© Netflix

Outside the Wire

Kritik

Outside the Wire Netflix
„Outside the Wire“ // Deutschland-Start: 15. Januar 2021 (Netflix)

Mit Befehlen hat es der Drohnenpilot Harp (Damson Idris) nicht so, bei Bedarf entscheidet er dann doch einmal nach eigenem Ermessen – zum großen Ärger seiner Vorgesetzten. Umso überraschter ist er, als er den Auftrag erhält, unter der Leitung von Leo (Anthony Mackie) ein gefährliches Gerät aufzuspüren, bevor es in die Hände des Warlords Victor Koval (Pilou Asbæk) gerät. Noch größer ist jedoch die Überraschung, als er feststellt, dass es sich bei Leo nicht um einen Menschen, sondern einen technologischen Supersoldaten handelt. Ganz geheuer ist ihm das nicht, doch für Zweifel bleibt keine Zeit, schließlich droht eine nukleare Katastrophe. Und nur die beiden können sie noch aufhalten …

Ein Nichts aus dem Nichts

Bei der großen Zahl an Filmen, die Netflix unentwegt veröffentlicht, ist es einerseits natürlich kein Wunder, dass nicht jeder davon groß im Mittelpunkt des Interesses steht. Auffällig ist aber schon, wenn prominent besetzte Werke im Vorfeld nicht so wirklich beworben werden, man bis kurz vor dem Start auch wenig darüber lesen konnte. So geschehen bei Outside the Wire, das zwar in den Ankündigungslisten auftauchte, ansonsten aber eher unterging. Gut möglich, dass der Streamingdienst selbst nicht so wahnsinnig von ihm hielt und nicht viel investieren wollte. Das würde auch die im Deutschen geradezu schockierend schlechte Synchronisation erklären.

Wobei der Inhalt bei dem Science-Fiction-Streifen ohnehin eher zweitrangig ist. An Themen mangelt es dem Film dabei zwar nicht, dafür aber an deren Ausgestaltung. Wenn beispielsweise ein Soldat, der bislang nur aus der Ferne Menschen per Knopfdruck tötete, nun auf einmal selbst Teil des Kriegsgeschehens ist, dann bietet sich das beispielsweise an für eine Auseinandersetzung mit der Entmenschlichung und Abstraktion heutiger Kriege. Doch dafür haben die beiden Drehbuchautoren Rob Yescombe (Maschinenland – Mankind Down) und Rowan Athale nicht wirklich den Sinn. Stattdessen unterhalten sich die beiden Hauptfiguren darüber, dass Harps Freundin richtig gut aussieht, verbunden mit sexuellen Anspielungen.

Das hört sich nach einem Buddy Movie an, was auch in der Konstellation Mensch und Maschine durchaus interessant hätte sein können. Doch dafür sind die Interaktionen zwischen den beiden letztendlich zu schwach. Sie verbringen einen Großteils des Films miteinander, ohne dass daraus eine nennenswerte Beziehung würde. Dann und wann kommt es in Outside the Wire zwar zu Konflikten. Von Bedeutung sind die aber nicht. Sie sind einfach nur da, so wie die beiden einfach nur da sind. Die gelegentlichen Versuche, eine stärkere Menschlichkeit in die Geschichte zu bringen, darf man daher gleich ignorieren. Das Drehbuchduo hat es schließlich auch getan.

Gegen oder für Krieg?

Während diese Leerstellen bedauerlich, aber nicht tatsächlich tragisch sind, verkommen andere inhaltliche Unzulänglichkeiten zu wirklichen Ärgernissen. Vor allem die Ausführungen zum Krieg als solchen sind geprägt von Plattitüden und Heucheleien, wenn er einerseits verdammt werden soll und zugleich doch auch glorifiziert. Bei Outside the Wire explodiert es zwar regelmäßig und wird von Opfern und Toten gesprochen. Der Horror des Krieges überträgt sich aber nicht auf die Bilder. Der Film ist zu distanziert, zu unwirklich – was natürlich doppelt unglücklich ist, wenn man eben diese Distanz bei anderen kritisiert. Aber Konsequenz ist nun einmal nicht die Stärke hier.

Die Actionszenen können sich dabei prinzipiell schon sehen lassen, auch wenn der heutzutage gern eingesetzte Graufilter ein bisschen sehr dominiert. Zumindest lässt es Regisseur Mikael Håfström (Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers) ordentlich krachen. Wer vor allem darauf aus ist, der bekommt hier schon ein bisschen was geboten. Dazu gibt es ein paar Wendungen, damit die Geschichte nicht ganz zu gradlinig wird. Insgesamt ist das aber nicht genug, um tatsächlichen Eindruck zu hinterlassen und das schwache Ende auszugleichen. Trotz der futuristischen Note und des Willens, etwas Profundes zum Thema zu sagen, wird aus Outside the Wire nie mehr als ein Kriegsfilm unter vielen.

Credits

OT: „Outside the Wire“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Mikael Håfström
Drehbuch: Rob Yescombe, Rowan Athale
Musik: Lorne Balfe
Kamera: Michael Bonvillain
Besetzung: Anthony Mackie, Damson Idris, Emily Beecham, Michael Kelly, Pilou Asbæk

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In „Outside the Wire“ versuchen ein befehlsrenitenter Drohnenpilot und ein technologischer Supersoldat, gemeinsam eine Katastrophe zu verhindern. Der Film versucht dabei zwar, etwas Tiefsinniges zu Krieg zu sagen, bleibt dabei aber zu oberflächlich, teils auch verlogen. Die Actionszenen gehen dabei zwar schon in Ordnung, sind jedoch nicht genug, um die inhaltliches Mängel des Science-Fiction-Titels auszugleichen, der überall die notwendige Konsequenz vermissen lässt.
4
von 10