Verschwunden in Lørenskog Forsvinningen på Lørenskog Netflix
© John-Erling H. Fredriksen / Netflix

Verschwunden in Lørenskog

Verschwunden in Lørenskog Forsvinningen på Lørenskog Netflix
„Verschwunden in Lorenskog“ // Deutschland-Start: 14. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Der Schock ist groß bei Tom Hagen (Terje Strømdahl), als er am 31. Oktober 2018 nach Hause kommt und seine Frau Anne-Elisabeth nicht mehr dort ist. Jemand hat sie entführt, soviel wird anhand eines anonymen Schreibens schnell klar. Aber von wem? Die Polizei nimmt dabei rasch die Ermittlungen auf, obwohl die Entführer dies zuvor streng untersagten, kommt dabei aber nicht wirklich weiter. Je mehr sie sich mit dem Thema beschäftigt, umso mehr Ungereimtheiten deckt sie dabei auf. In enger Zusammenarbeit mit Tom versuchen sie dennoch das Rätsel zu lösen. Doch was, wenn die Geschichte eine ganz andere ist und es sich gar nicht um eine Entführung handelt?

Das Rätsel eines wahren Verbrechens

Netflix und True Crime, das ist schon eine recht produktive Kombination. Praktisch jede Woche veröffentlicht der Streamingdienst einen weiteren Fall, den er irgendwo aufgetrieben hat. Meistens geschieht das in Form einer Dokumentation, zuletzt etwa in Die Verbrechen unserer Mutter oder Skandal! Der Sturz von Wirecard. Dann und wann darf es aber auch mal eine gespielte und stärker fiktionalisierte Fassung sein. So auch bei der neuen norwegischen Serie Verschwunden in Lørenskog, welche das Verschwinden einer Millionärsgattin im Herbst 2018 thematisiert. Dass hierbei nicht allein auf Archivaufnahmen und Interviews zurückgegriffen wird wie bei den ganzen Dokus, kommt nicht von ungefähr. Es gibt letztendlich einfach zu wenig Material, bis heute sind die Rätsel nicht gelöst.

Deswegen eine Warnung vorab: Wer sich die Serie anschaut, um endlich die Antworten zu bekommen, nach denen die norwegische Polizei ebenso wie die Medien seit Jahren suchen, der ist hier fehl am Platz. Verschwunden in Lørenskog kann und will diese Antworten nicht geben. Das bedeutet aber nicht, dass das Publikum daheim vor den Bildschirmen nichts zum Spekulieren bekommt. Da ist schon einiges, wenn die verschiedensten Theorien im Laufe der fünf Folgen aufgestellt werden. Keine von ihnen kann aber bewiesen werden, ebenso mangelt es an Beweisen, dass eine Theorie falsch ist. Das eine oder andere Indiz wird zwar gefunden, darunter die Nachricht der vermeintlichen Entführer, die sprachlich auseinandergenommen wird auf der Suche nach Hinweisen. Aber nichts davon ist so aussagekräftig, dass man daraus zwingend Schlüsse ziehen müsste.

Mehr Gesellschaftskritik als Krimi

Inwiefern True Crime Geschichten mit offenem Ende eine sinnvolle Weise ist, sich die Zeit zu vertreiben, darüber kann man sich streiten. Vergleichbar zu ebenfalls unschlüssigen Dokus wie Das Motiv besteht da schon Frustgefahr. Das bedeutet jedoch nicht, dass Verschwunden in Lørenskog nichts zu sagen hätte. Der interessantere Aspekt bei der Serie ist nicht, was genau geschehen ist, obwohl es da schon einige Wendungen gibt, sondern was dieser Fall mit den Menschen macht. So ist ein größeres Thema in den Folgen, wie die Polizei unbedingt einen Schuldigen will und sich dabei ziemlich versteift. Aber auch die Medien, welche das Ereignis ausschlachten wollen und denen dabei jegliches Bewusstsein für die eigene Verantwortung fehlt, kommen nicht gut weg. Zuweilen ist das deswegen auch mehr Gesellschaftskritik-Drama als wirklicher Krimi.

Das wird sicherlich nicht allen gefallen, zumal das Tempo auch recht gering ist. Bedingt durch die Ereignislosigkeit der Vorlage geschieht über weite Strecken relativ wenig. Da werden sich so manche Zuschauer und Zuschauerinnen recht schnell langweilen. Atmosphärisch ist Verschwunden in Lørenskog dafür gut gelungen. Und auch der Versuch, sich dem Thema aus vielen Perspektiven anzunähern, macht die Geschichte sehenswert. Wer also mal wieder in der Stimmung ist für eine düstere Serie aus dem Norden und darauf verzichten kann, dass am Ende eine einfache Antwort vorliegt, der darf ruhig einmal einen Blick riskieren. Das ist zwar nichts, was man als Genrefan unbedingt gesehen haben müsste, das Konzept ist aber solide umgesetzt.

Credits

OT: „Forsvinningen på Lørenskog“
IT: „The Lørenskog Disappearance“
Land: Norwegen
Jahr: 2022
Regie: Gjyljeta Berisha, Erik Skjoldbjærg
Drehbuch: Nikolaj Frobenius, Torjus Hembre Singstad, Stephen Uhlander
Musik: Ola Fløttum
Kamera: John-Erling H. Fredriksen
Besetzung: Yngvild Støen Grotmol, Henrik Rafaelsen, Christian Rubeck, Victoria Ose, Kidane Gjølme Dalva, Terje Strømdahl, Hermann Sabado, Glenn Andre Kaada

Bilder

Trailer

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Verschwunden in Lørenskog
fazit
„Verschwunden in Lørenskog“ erzählt von dem noch immer ungeklärten Fall einer verschwundenen Millionärsgattin. Die True Crime Serie richtet sich dabei weniger an ein Publikum, das unbedingt eine Antwort braucht, sondern beleuchtet vielmehr den gesellschaftlichen Aspekt und die Verantwortung von Polizei und Medien.
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