Wendell and Wild Netflix
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Wendell and Wild Netflix
„Wendell & Wild“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Kat Elliot war mit ihren Eltern Delroy und Wilma bereits wieder auf dem Weg nach Hause, als es zu einem schrecklichen Unfall kommt, ihr Wagen von der Brücke stürzt und ins Wasser stürzt. Während Kat sich noch rechtzeitig befreien kann, kommen die beiden anderen um. Jahre sind seither vergangen, aus dem kleinen Mädchen ist eine Jugendliche geworden. Aber noch immer wird sie von den Erinnerungen an die stürmische Nacht verfolgt, gibt sie sich doch die Schuld an dem, was damals geschehen ist. Als sie mal wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommt, kommt sie auf eine katholische Mädchenschule in ihre alten Heimatstadt Rust Bank, in der sie noch einmal eine Chance auf Besserung erhält. Doch viel mehr interessiert sie das Angebot der beiden Dämonenbrüder Wendell und Wild, welche ihr anbieten, ihre Eltern wiederzubeleben, wenn sie dafür ihnen dient …

Rückkehr der Stop-Motion-Koryphäe

Henry Selick ist ohne Zweifel einer der großen Stop-Motion-Koryphäen, auch wenn er irgendwie nie den Ruhm erhielt, den andere Regisseure genießen. Das liegt einerseits sicher daran, dass sein berühmtestes Werk The Nightmare Before Christmas (1993) in erster Linie Tim Burton zugeordnet wird, auch wenn dieser „nur“ die Idee hatte. Ein anderer Grund ist, dass Selick einfach nicht sehr viele Filme gedreht hat. Während James und der Riesenpfirsich bereits drei Jahre nach dem Kult-Debüt erschien, dauerte es bis 2009, bis Coraline erschien. Im Anschluss verschwand er mehr oder weniger von der Bildfläche. Zwar wurde bereits 2015 bekannt, dass er an seinem neuen Film arbeitete. Doch es dauerte dann noch einmal sieben Jahre, bis Wendell & Wild endlich der Öffentlichkeit gezeigt wurde, erst auf dem Toronto International Film Festival 2022, anschließend bei Netflix.

Leider bekam der Film dort bislang nur wenig Aufmerksamkeit, so wie der Streamingdienst allgemein wenig in die Vermarktung steckte. Das ist auch deshalb seltsam, weil Selick zusammen mit Jordan Peele das Drehbuch geschrieben hat, der mit Get Out, Wir und Nope inzwischen selbst zu einer Regiegröße geworden ist. Genauer ist Wendell & Wild eine Kooperation zwischen dem Stop-Motion-Meister, Peele und Keegan-Michael Key, die früher als Comedy-Duo in der Show Key & Peele zu Stars wurden und im englischen Original die Dämonen sprechen. Entsprechend wild ist auch die Mischung aus allem. Da treffen Selicks Hang zum Morbiden und die Coming-of-Age-Momente auf Albernheiten der Dämonenbrüder. Ein Drama über die Überwindung eines Traumas wird mit den Arbeiten an einem Vergnügungspark für tote Seelen kombiniert, der große Traum des Duos.

Wildes und eigenwilliges Durcheinander

Passt das zusammen? Nicht wirklich. Die verschiedenen Handlungsstränge in Wendell & Wild, zu dem sich auch noch die Pläne um die Erweiterung eines Gefängnisses gesellen, fügen sich nie zu einem einzigen roten Faden zusammen. Auch wenn die Geschichte um Kat das Herz des Films bildet, hat es mit den Abenteuern der Dämonen nur wenig zu tun. Die Kooperation der drei ist nur eine Zweckgemeinschaft, für die sich niemand wirklich zu interessieren scheint – Selick und Peele eingeschlossen. Ein bisschen schade ist das schon: Wo die vorangegangenen Filme des Regisseurs klar umrissene Reisen der Hauptfiguren schilderten, da ist dieser hier recht willkürlich. Und auch ein bisschen zu lang mit seinen rund 105 Minuten, in denen gleichzeitig richtig viel und nicht genug geschieht.

Dennoch ist auch der vierte Animationsfilm des US-Amerikaners sehenswert. Das besondere Flair von Stop-Motion-Filmen wird zwar dieses Mal nicht ganz so spürbar, zu groß sind die Einflüsse neuer Technik. Dafür gefällt Wendell & Wild durch seine ungewöhnlichen, schrägen Designs, wie man sie im oft gleichförmigen CGI-Segment selten findet. Und auch inhaltlich hat der Film eine deutliche Vorliebe fürs Skurrile, weshalb es immer wieder zu wunderbar eigenwilligen Momenten kommt. Das wird dann zwar vermutlich nicht reichen, damit Selick die Anerkennung erhält, die seine Filmografie ihm längst hätte bringen müssen. Aber es ist eine mehr als willkommene Rückkehr und lässt einen darauf hoffen, dass es im Anschluss nicht wieder 13 Jahre dauert, bis wir ein Lebenszeichen des Regisseurs sehen dürfen.

Credits

OT: „Wendell & Wild“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Henry Selick
Drehbuch: Henry Selick, Jordan Peele
Musik: Bruno Coulais
Kamera: Peter Sorg

Bilder

Trailer

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Wendell & Wild
fazit
Mit „Wendell & Wild“ zeigt Henry Selick erneut, dass er einer der ungewöhnlichsten Regisseure im Animationsbereich ist. Zwar ist die Geschichte um eine traumatisierte Jugendliche und zwei herumalbernde Dämonenbrüder nie so richtig aus einem Guss, wenn die einzelnen Handlungsstränge kaum zusammenfinden. Der Stop-Motion-Film hat aber genügend wunderbar schräge Momente und eigenwillige Designs, damit sich der Abstieg in die Hölle trotz allem lohnt.
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