Kleo Netflix
© Netlifx/Svenja Terjung

Kleo – Staffel 1

Kleo Netflix
„Kleo“ // Deutschland-Start: 19. August 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Wenn es darum geht, unliebsame Personen aus dem Verkehr zu ziehen, dann ist Kleo (Jella Haase) immer eine gute Wahl. Regelmäßig erledigt die DDR-Auftragskillerin für die Stasi heikle Jobs, immer zur höchsten Zufriedenheit. So auch, als sie 1987 in West-Berlin einen Geschäftsmann erledigt. Und doch ist dieses Mal etwas anders, kurze Zeit später wird sie verhaftet und von den eigenen Leuten wegen Spionage ins Gefängnis geworfen. Aber weshalb? Als sie nach der Wende wieder freikommt, ist sie fest entschlossen, das Rätsel zu lösen und sich an den Menschen zu rächen, die ihr das angetan haben. Einfach ist das nicht. So ist ihr Exfreund Andi (Vladimir Burlakov) inzwischen anderweitig vergeben, in ihrer Wohnung hockt jetzt der seltsame Thilo (Julius Feldmeier), ihre ehemaligen Weggefährten wollen von ihr nichts wissen. Als sie sich mit Gewalt die Antworten sucht, heftet sich der Polizist Sven (Dimitrij Schaad) an ihre Fersen, der selbst noch eine Rechnung offen hat …

Es ist mal wieder Rache-Zeit!

Nachdem das Angebot hierzulande gedrehter Titel eine Zeit lang etwas schwächelte, hat Netflix in den letzten Monaten eine ganze Reihe interessanter deutscher Produktion ins Programm aufgenommen. Ob The Billion Dollar Code, King of Stonks, Für Jojo oder Buba, sie alle waren auf ihre Weise eine Bereicherung für das Sortiment und erzählten zum Teil sehr ungewöhnliche Geschichten, wie man sie in Deutschland nicht sehr oft findet.  Insofern durfte man gespannt sein, inwieweit die neue Serie Kleo diesen Lauf würde fortsetzen können. Und tatsächlich ist erneut ein Werk dabei herausgekommen, das auf jeden Fall einen Blick wert ist und zahlreiche Qualitäten zu bieten hat, selbst wenn sich die Geister ein wenig scheiden werden.

Das grundsätzliche Szenario klingt dabei erst einmal etwas beliebig. Braucht die Welt wirklich noch einen Thriller um einen Menschen, der sich für erlittenes Unrecht rächen will und dabei über Leichen geht? Nicht unbedingt. Gefühlt kommen jede Woche Filme mit solchen Geschichten heraus, oft im B-Movie-Bereich. Sie alle funktionieren nach demselben Prinzip. Dass in Kleo eine Frau diese blutige Rache verübt, macht es nicht wirklich interessanter. Denn auch das kam in den letzten Jahren recht oft vor – Kate, Jolt und The Rhythm Section – Zeit der Rache, nur um einige wenige zu nennen. Da braucht es schon ein bisschen mehr, um in dem überfüllten Bereich auf sich aufmerksam zu machen. Und nein, das Schicksal mit mehr Tragik anzureichern, kann da ebenfalls nicht die Antwort sein. Denn das gehört zum Paket fast immer dazu.

Zwischen Komödie und Thriller

Etwas spannender ist da schon das zeitliche Setting. So spielt Kleo zur Zeit der Wende, was zu allerlei deutsch-deutscher Auseinandersetzungen führt. Da treffen Ideologien aufeinander, sowohl bei den Behörden wie auch im Privaten. Zwei komplett unterschiedliche Welten sollen zu einer werden, selbst wenn das nicht so funktioniert. Das erinnert ein wenig an Deutschland 83 und die beiden Folgestaffeln, bei dem ebenfalls ein DDR-Agent im Westen unterwegs ist und dabei regelmäßig zwischen den deutsch-deutschen Fronten steht. Während dort aber zumindest teilweise der Ernst der Lage betont wurde, da setzt man hier maßgeblich auf Humor. Tatsächlich ist hier vieles so lustvoll überzogen, dass man nie genau sagen kann, ob das jetzt eine Komödie oder ein Thriller sein soll.

Wer sich auf diese Mischung einlässt, kann damit aber jede Menge Spaß haben. Vor allem das Zusammenspiel aus Jella Haase (Berlin Alexanderplatz) und Dimitrij Schaad (Die Känguru-Chroniken) funktioniert sehr gut. Während Erstere als gleichermaßen eiskalte wie sarkastische Killerin eine weitere Facette ihrer zuweilen unterschätzen Filmografie hinzufügt, spielt Letzterer wie bei seiner Erfolgskomödie jemanden, der in eine Situation hineinrutscht, mit der er völlig überfordert ist. Das ist zwar nicht übermäßig abwechslungsreich, aber doch unterhaltsam. Kleo lebt an der Stelle von den Gegensätzen zwischen zwei Leuten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wobei es eine Gemeinsamkeit gibt: Sie lassen sich von anderen nicht aufhalten und ziehen ihr Ding durch, womit sie sich regelmäßig Ärger einfangen.

Ein fragliches Ende

Die Serie funktioniert damit auf zwei Weisen. Das eine sind die ständigen Reibungen der Figuren, von denen einige schon recht schräg sind. Das andere betrifft die Frage: Was genau ist damals eigentlich vorgefallen? Wie bei Verschwörungsthrillern üblich, scheinen irgendwie alle in der Sache drin zu stecken, sind dabei mal Verbündete, mal Gegner. Trauen darf man wie so oft niemandem. Leider fällt die eigentliche Auflösung eher unspektakulär aus, gerade bei einer Serie, welche das Übertriebene zelebriert. Außerdem kann man sich darüber streiten, ob es da nun unbedingt wieder ein offenes Ende gebraucht hätte, um eine weitere Staffel produzieren zu können. Einige Punkte, welche Kleo auszeichnen, darunter die Protagonistin selbst, werden bei einem zweiten Auftritt nicht mehr dieselbe Wirkung erzielen können. Für sich genommen stimmt hier aber der Unterhaltungsfaktor: Die Geschichte um eine Killerin im Rachemodus muss sich vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken.

Credits

OT: „Kleo“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Viviane Andereggen, Jano Ben Chaabane
Drehbuch: Hanno Hackfort, Bob Konrad, Richard Kropf, Elena Senft
Musik: Johnny Klimek
Kamera: Martin Langer, Tobias Koppe
Besetzung: Jella Haase, Dimitrij Schaad, Julius Feldmeier, Vladimir Burlakov, Vincent Redetzki, Marta Sroka, Yun Huang, Alessija Lause, Thandi Sebe

Bilder

Trailer

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Kleo – Staffel 1
Fazit
Auch wenn das Szenario um eine ehemalige DDR-Agentin, die unbedingt Rache will, jetzt nicht gerade das interessanteste ist, gehört „Kleo“ zu den unterhaltsamsten Netflix-Veröffentlichungen der letzten Zeit. Die Mischung aus Komödie und Thriller macht dabei vor allem wegen des Ensembles Spaß, das sich auf die überzogenen Elemente einlässt. Der Verschwörungspart funktioniert ebenfalls, selbst wenn die Auflösung eher ernüchternd ist.
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