Paradise Beach Netflix
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Paradise Beach

Paradise Beach Netflix
„Paradise Beach“ // Deutschland-Start: 8. November 2019 (Netflix)

Es hätte der ganz große Coup für die Jungs werden sollen, wurde am Ende aber zu einem Desaster, zumindest für Medhi (Sami Bouajila), der bei dem Überfall geschnappt wurde. 15 Jahre sind seither vergangen, seine Gefängnisstrafe ist endlich abgesessen. Das bedeutet: endlich das Leben genießen und einen Anteil an der Beute bekommen! Und so reist er nach Thailand, wo sein Bruder Hachim (Tewfik Jallab) und der Rest der Gang ein Leben in Saus und Braus führt. Dummerweise ist von besagtem Anteil aber nichts mehr übrig, da die fünf beschlossen hatten, diesen unter sich aufzuteilen. Doch so leicht lässt sich Medhi nicht wieder abschütteln, schon bald beginnt er, für richtig viel Unruhe zu sorgen …

Thailand ist ein wunderschönes Land, mit einer idyllischen Natur, freundlichen Menschen und einer reichhaltigen Kultur. Spielen jedoch westliche Filme dort, dann ist immer etwas Vorsicht angesagt. Zu oft verlassen sich Filmemacher darauf, dass das exotische Setting allein den Film schon irgendwie füllen wird, man sich deshalb um die Geschichte keine wirklichen Gedanken machen muss. Dass beispielsweise Hangover 2 und Fack ju Göhte 2 dort gedreht wurden, ist kein Wunder. Man brauchte ja schließlich eine Fortsetzung, um Geld zu machen. Da die Geschichten selbst aber keine Fortsetzungen brauchten, verlegte man einfach die Handlungen in die Fremde und beließ es dabei. Mühe geben, wozu? Lasst uns lieber etwas Urlaub machen.

Das muss nicht sein …
Bei Paradise Beach gibt es diesen Vorgänger nicht. Und es wird wohl auch keinen Nachfolger geben. Zum einen, weil der französische Actionthriller auf eine Weise endet, die das nicht unbedingt erleichtert. Außerdem dürfte es schlicht nicht genug Interessenten dafür geben. In seiner Heimat ist der Film ein ziemlicher Flop gewesen. Nun beehrt er auch den Rest der Welt als Teil des Netflix-Sortiments, wird dabei jedoch reihenweise verrissen. Und auch wenn dieses Genre nicht unbedingt dafür gemacht wird, um Filmkritiker zu erfreuen, schlechte Werke bekanntermaßen große Erfolge feiern können, wenn sie ihren Zweck erfüllen: Das wird hier wohl keiner behaupten wollen.

Zunächst einmal weckt Paradise Beach völlig falsche Erwartungen. Wenn Medhi anfangs des Films auftaucht und wir erfahren, dass die anderen gar nicht vorhaben, ihm sein Geld zu geben und ihn am liebsten gleich wieder loswerden würden, ist die logische Schlussfolgerung: Der Film wird von dem Kampf zwischen den einzelnen Gangmitgliedern handeln. Dass das hier nur bedingt der Fall ist, muss zunächst nicht unbedingt schlecht sein. Filme dürfen durchaus ja auch mal etwas überraschen, gerade in diesem Genrebereich, Erwartungen des Publikums unterwandern, indem sie etwas Eigenes erzählen.

Kampf gegen das Klischee
Nur war Regisseur und Co-Autor Xavier Durringer wohl selbst nicht so klar, was dieses Eigene denn nun sein soll. Vielleicht war es ihm auch zu wenig, einfach nur ein paar Franzosen in Thailand aufeinander schießen zu lassen. Und so musste dann eben auch die einheimische Bevölkerung dran glauben und wird zum eigentlichen Gegner gemacht. Das betrifft einerseits die dortige Unterwelt, mit der sich – aufgrund des ganz bösen Buben Medhi – alle anlegen. Aber auch die Zivilbevölkerung rückt immer wieder ins Visier, wenn Mal um mal das Thema der Ladyboys auftaucht, damit auch dieses Klischee brav abgehakt wird. Ein westlicher Film, der das nicht aufgreift, das geht wohl wirklich nicht.

Und als wäre das nicht alles schon fragwürdig genug, macht Paradise Beach noch zwei Fehler, die selbst ein anspruchsloseres Publikum vergraulen können. Da wären die Figuren, die durch die Bank zwischen langweilig und widerwärtig wechseln, sodass man irgendwann anfängt die Gegenseite anzufeuern, aus Prinzip schon. Dass Durringer immer wieder und völlig unpassend Medhi Machiavelli in den Mund legt, ändert nichts daran, erinnert eher an das ähnlich missglückte Pfad der Rache. Außerdem kommt der Film einfach nicht in die Gänge, die Geschirrte irrt ziellos umher, auf der Suche nach der nächsten Wendung oder einem schönen Urlaubsfoto. Wenn es dann endlich mal so weit ist, dürften die meisten schon vorm Fernseher eingeschlafen sein. Zumindest wäre ihnen das zu wünschen, ist Schlafen in dem Fall doch die deutlich produktivere Beschäftigung.



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„Paradise Beach“ nimmt uns mit ins ferne Thailand, wo eine französische Gangsterbande ihren Lebensabend verbringen will – bis ein ehemaliges Mitglied wieder auftaucht. Der Actionthriller will ganz böse sein und das mit schönen Bildern verbinden, ist aber in erster Linie furchtbar langweilig, woran die unsympathischen Figuren einen großen Anteil haben. Aber auch die Geschichte selbst weiß nicht, was sie will.
3
von 10