Asphalt Burning Netflix
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Asphalt Burning

Kritik

Asphalt Burning Netflix
„Asphalt Burning“ // Deutschland-Start: 2. Januar 2021 (Netflix)

Diesen Tag hatte sich Roy Gundersen (Anders Baasmo Christiansen) ganz anders vorgestellt. Eigentlich wollte er ja Sylvia (Kathrine Thorborg Johansen) endlich das Jawort geben. Dummerweise taucht aber auch Robin (Alexandra Maria Lara) auf. Die stellt sich nicht nur als Ex von Sylvia heraus, sondern auch als die Frau, mit der Roy die Nacht zuvor im Vollrausch rumgeknutscht hat. Die angehende Braut ist von diesem doppelten Verrat eher weniger beglückt, weshalb sie von der Hochzeit nichts mehr wissen will. Währenddessen beschließen Roy und Robin, ein Rennen am Nürburgring zu veranstalten. Das wird hart, das wird schnell. Doch dafür winkt am Ende die Hand von Sylvia als Lohn …

Wo sind all die Rennautos hin?

Nichts kann die Familie auseinanderbringen! Außer einem Virus vielleicht. Eigentlich hätte 2020 ja Fast & Furious 9 in den Kinos starten sollen. Wie aber so ziemlich jeder internationaler Film mit Blockbusterstatus wurde das Werk verschoben, in der Hoffnung auf bessere und ertragreichere Zeiten. Einen vergleichbaren Ersatz gab es nicht, sofern man nicht die Netflix-Animationsserie Fast & Furious: Spy Racers zählen möchte. Doch der Streamingdienst will auch den Fans „echter“ Rennwagen etwas anbieten und bringt daher als einen der ersten Originalfilme von 2021 Asphalt Burning unters Volk. So als Zwischenlösung, bevor Hollywood wieder loslegt.

Der eine oder andere wird beim Anschauen vielleicht ein Déjà-vu-Erlebnis haben. Anders als man bei dem Titel denken könnte, handelt es sich um kein eigenständiges Werk, sondern den dritten Teil der Reihe Børning, welche in Deutschland auch auf DVD erhältlich ist. So gibt es ein Wiedersehen mit Roy, der schon 2014 und 2016 am Start war. Das hiesige Publikum darf sich dabei noch auf ein paar mehr Bekannte freuen. Nicht allein, dass Asphalt Burning zum Finale in Deutschland spielt, wenn das Rennen auf dem Nürburgring ansteht. Es haben sich zudem einige bekannte Schauspieler unterwegs bereit erklärt, Teil des Spektakels zu sein. So finden sich beispielsweise Kostja Ullmann und Peter Kurth im Ensemble, die kürzlich schon im Netflix-Film Wir können nicht anders mitspielten. Auch der umtriebige Milan Peschel (Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken) ist zu sehen.

Das hörte sich im Vorfeld eigentlich gar nicht so schlecht an. Klar, Hollywood-Spezialeffekte und internationale Stars wie beim Vorbild würde es hier nicht geben. Aber es darf ja auch mal eine Nummer kleiner sein, solange der Spaßfaktor stimmt. Leider will sich der aber partout nicht einstellen, selbst mit angepassten Erwartungen. Dass die Geschichte völliger Blödsinn ist, das ist dabei noch das geringste Problem. In diesem Segment darf man selten auf etwas mit Tiefgang hoffen, auf nuancierte Figuren oder nennenswerte Dialoge. Bei Fast & Furious gibt es auch maximal Wohlfühlkitsch und Pathos, dazu gerade in den letzten Teilen viele Oneliner, wenn sich die diversen Charaktere irgendwelche Sachen an den Kopf werfen.

Der Witz ist tot

In Asphalt Burning gibt es aber nicht einmal das. Das Drehbuchteam Christopher Grøndahl und Kjetil Indregard versuchte zwar, das Rennabenteuer durch Humor aufzulockern. Nur sind diese Versuche äußerst kläglich. Der vermeintliche Running Gag, dass Roy ständig Leute trifft, die auch Roy heißen, was zu diversen Verwechslungen führt, braucht schon sehr viel Alkohol, damit man das selbst mit Komik verwechseln kann. Die Szenen um eine tote Großmutter, die mitgeschleppt wird, sind nicht viel besser. Sogar die Begegnung mit völlig überzeichneten Figuren wie dem von Henning Baum gespielten Widersacher sind so langweilig, dass einem die 100 Minuten endlos vorkommen und man das frisch gestartete Filmjahr schon wieder in die Tonne treten möchte.

Bleiben noch die Actionszenen. Die sind insgesamt weniger missglückt, erreichen aber selbst in den besten Momenten nur Durchschnitt. Oft genug reicht es nicht einmal dafür, da die Computereffekte einfach zu billig sind, um wenigsten die Illusion einer realen Welt zu erzeugen. Apropos: Leider wurde offensichtlich auch bei der Synchronisation gespart. Während die deutschen Schauspieler und Schauspielerinnen sich auch in der deutschen Fassung sprechen und ihre Sache ordentlich erledigen, ist die Synchro des skandinavischen Ensembles derart grauenvoll, dass man sich permanent die Ohren zuhalten möchte. Dann und wann gibt es sie zwar, die Szenen, die durch keinen eklatanten Fehler auffallen, wenn beispielsweise nur schicke Autos zu sehen sind. Aber allein dafür lohnt es sich kaum, sich Asphalt Burning anschauen zu wollen, das zwar durchaus schlecht sein möchte, das aber völlig falsch angeht.

Credits

OT: „Børning 3“
Land: Norwegen, Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Hallvard Bræin
Drehbuch: Christopher Grøndahl, Kjetil Indregard
Musik: Johannes Ringen
Kamera: Askild Edvardsen
Besetzung: Anders Baasmo Christiansen, Kathrine Thorborg Johansen, Ida Husøy, Alexandra Maria Lara, Henning Baum, Peter Kurth, Milan Peschel, Kostja Ullmann, Ruby O. Fee

Bilder

Trailer

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Aller guten Dinge sind drei? Nicht bei „Asphalt Burning“. Die Fortsetzung der „Børning“-Reihe leidet unter grauenvollem Humor und billigen Effekten, ergänzt um eine missglückte Synchro, welche auch noch das bissen Rest Freude zunichtemacht. Dann und wann durchbricht eine solide Actionszene die Tristesse, aber nicht genug, um dem Totalschaden zu verhindern.
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von 10