Barbaren Netflix Barbarians
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Barbaren – Staffel 1

Kritik

Barbaren Netflix Barbarians
„Barbaren“ // Deutschland-Start: 23. Oktober 2020 (Netflix)

Schon länger ist das Verhältnis zwischen den germanischen Stämmen und den Römern angespannt. Immer wieder rücken die schwer bewaffneten Legionen an, um die als Barbaren beschimpften Einheimischen zu unterdrücken. Doch als der Statthalter Varus (Gaetano Aronica) beginnt, enorme Tributzahlungen einzufordern, welche die Menschen an den Rand des Ruins bringen, formiert sich Widerstand. Vor allem die cheruskische Fürstentochter Thusnelda (Jeanne Goursaud) und der einfache Krieger Folkwin (David Schütter), die schon seit Längerem ein Paar sind, wollen dem Treiben nicht tatenlos zusehen. Daraufhin schickt Varus seinen Ziehsohn, den jungen Offizier Arminius (Laurence Rupp) los, um Rache auszuüben, den selbst eine lange Geschichte mit den beiden verbindet …

Auch wenn man sich über die Qualität der Ergebnisse oft ein bisschen streiten kann, eine Sache ist doch relativ unstrittig: Netflix hat mit seinen deutschen Serien die hiesige Landschaft bereichert. Ob es nun der viel gerühmte Mystery-Export Dark ist, die launige Drogen-Kuriosität How to Sell Drugs Online (Fast), der Sci-Fi-Thriller Biohackers oder die tragikomische Trauerarbeit von Das letzte Wort – die Bandbreite der Produktionen ist erfreulich hoch. Da tummeln sich einige Titel darunter, die wir in der Form ohne das Wirken des Streamingdienstes wohl nicht bekommen hätten.

Der Kampf gegen den übermächtigen Feind
Mit Barbaren kommt nun eine weitere dieser eher unerwarteten Produktionen zu uns. Dieses Mal blickte man jedoch zurück, zumindest zeitlich gesehen. Erzählt wird von der berühmten Schlacht im Teutoburger Wald im 9. Jahr nach Christus, als die zahlenmäßig und auch waffentechnisch unterlegenen Germanen sich erhoben, um dem römischen Eindringling mal so richtig den Hintern zu versohlen. Das liegt jetzt zwar mehr als zweitausend Jahre zurück, erfreut sich aber einer ungebremsten Glorifizierung. Eine David-gegen-Goliath-Geschichte mögen wir doch alle. Die Vorstellung, dass sich aufrechte Helden gegen fremde Despoten erheben und diese aus dem eigenen Land vertreiben, das freut das deutsche Herz.

Wobei das mit den Helden hier so eine Sache ist. Bevor sich die Männer und Frauen darauf besinnen, doch gemeinsam gegen die Römer anzutreten, gibt es jede Menge interner Querelen zwischen den einzelnen Stämmen. Selbst innerhalb eines Stammes sind sich nicht unbedingt alle grün. Tatsächlich besteht die Geschichte über weite Strecken in erster Linie aus Intrigen und Drohungen, wenn eigentlich jeder gegen jeden ist. Mal geht es um Macht, dann wieder die Ehre. Und natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen, wenn im Zentrum der Geschichte mit Arminius, Thusnelda und Folkwin drei attraktive Menschen im paarungsfähigen Alter stehen, die sich nicht ganz einig darüber sind, wer denn nun die Frau bekommt. Während die ersten beiden tatsächlich historische Gestalten sind, wurde Folkwin jedoch frei hinzu erfunden. Der Spannung wegen.

Alles beim Alten
Tatsächlich spannend ist besagtes Liebesdreieck aber eher nicht, was auch damit zusammenhängt, dass die charakterliche Tiefe überschaubar bleibt. Während Arminius als zwischen den Germanen und den Römern stehender Offizier zumindest auf dem Papier noch eine interessante Geschichte hat, hält sich das bei den beiden anderen in Grenzen. Thusnelda wird maximal noch dadurch definiert, dass sie sich von niemandem definieren lassen will. Folkwin ist einfach der typische Heißsporn, wie man ihn in Abenteuer immer wieder sieht. Das ist dann mehr oder weniger auch das Problem von Barbaren: Da wird jetzt nicht so wahnsinnig dafür getan, sich inhaltlich oder inszenatorisch von der internationalen Konkurrenz abzuheben. Es gibt viel Grau, viel Dreck und dazwischen eben etwas Gerangel, bevor zur großen Schlacht geblasen wird.

Letztere ist wuchtig und blutig genug, damit Fans solcher Hochglanz-Schlammschlachten auf ihre Kosten kommen, auch wenn das Ganze eher kurz ausfällt. Ein paar aufgespießte Köpfe gibt es obendrein. In Erinnerung bleiben darüber hinaus vor allem die historischen Rüstungen bzw. die Kriegsaccessoires der Germanen sowie der Umgang mit Sprache. Während die Römer tatsächlich in Latein sprechen, gibt es bei den Germanen modernes Hochdeutsch, was sich etwas nach Straßengang anhört und ein wenig die Illusion raubt, tatsächlich im Jahr 9 nach Christus unterwegs zu sein. Aber um historische Aufklärung geht es in der Serie ja eh nicht. Barbaren bietet unterhaltsame, oberflächliche Unterhaltung, mit der man sich gut einen grauen Sonntag vertreiben kann, die aber zu austauschbar ist, zum Ende unfreiwillig komischen Pathos bietet und der Geschichte nicht so ganz gerecht wird.

Credits

OT: „Barbaren“
IT: „Barbarians“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Barbara Eder, Steve St. Leger
Drehbuch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf, Andreas Heckmann
Musik: Ali N. Askin, Maurus Ronner
Kamera: Christian Stangassinger
Besetzung: Laurence Rupp, Jeanne Goursaud, David Schütter, Ronald Zehrfeld, Nicki von Tempelhoff, Bernhard Schütz, Eva Verena Müller, Gaetano Aronica

Bilder

Trailer

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„Barbaren“ nimmt uns mit ins 9. Jahr nach Christus, als sich diverse Germanenstämme zusammenschlossen, um die römischen Besatzer zu bekämpfen. Das ist ganz unterhaltsam, zumindest für Fans blutiger Schlammschlachten, aber doch recht oberflächlich. Das erdichtete Liebesdreieck, welches im Mittelpunkt steht, soll zwar für Emotionen sorgen, was aber zu Lasten der Geschichte geht.
6
von 10