Wie ein Tanz auf Glas Las niñas de cristal Netflix
© Netflix/Manolo Pavón

Wie ein Tanz auf Glas

Wie ein Tanz auf Glas Las niñas de cristal Netflix
„Wie ein Tanz auf Glas“ // Deutschland-Start: 8. April 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Als sich der Star des Ballet Clásico Nacional das Leben nimmt, stehen die anderen unter Schock. Was könnte Maria nur zu dieser Tat veranlasst haben? Für Irene (María Pedraza) bedeutet dies hingegen eine große Chance, soll sie doch an Stelle der Verstorbenen die Titelrolle bei der kommenden Aufführung von „Giselle“ übernehmen. Einfach ist das nicht. Zum einen muss sie sich den anderen gegenüber beweisen, die nicht unbedingt glücklich darüber sind, dass sie die Hauptrolle bekommen hat. Zum anderen ist da Norna (Mona Martínez), die strenge Leiterin der Ballettschule, die von allen nur Höchstleistungen fordert und kein Versagen duldet. Doch zum Glück ist da auch noch Aurora (Paula Losada), die ebenfalls Teil des Ensembles ist und mit der sich Irene schnell anfreundet …

Ein Tanz durch die Genres

Für Tanzfans hat Netflix eigentlich immer mal wieder etwas im Angebot. Beeindruckend ist dabei die große Bandbreite, wenn die Titel aus dem gemeinsamen Thema die unterschiedlichsten Geschichten bastelten. Kürzlich ging Battle: Freestyle online, bei dem eine junge Frau zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergerissen ist. Davor war es der Animationsfilm Riverdance: Ein animiertes Abenteuer. Letztes Jahr buhlten unter anderem die Dragqueen-Tragikomödie Dancing Queens und die Dramaserie Dein letztes Solo um die Aufmerksamkeit des Publikums. Wem das noch nicht reicht, für den steht jetzt mit dem spanischen Drama Wie ein Tanz auf Glas ein weiterer Ausflug in die Welt des Tanzens an.

Dabei sind die Gemeinsamkeit zwischen dem Film und dem besagten Dein letztes Solo frappierend. In beiden Fällen beginnt die Geschichte mit dem Tod einer jungen Frau, wodurch eine andere junge Frau plötzlich im Mittelpunkt einer Elite-Tanzschule steht. Ein Tod, der zudem Fragen aufwirft. Zwar ist bei Wie ein Tanz auf Glas im Gegensatz zur Inhouse-Konkurrenz klar, dass es sich um einen Selbstmord handelt. Da muss also nicht neben dem Tanzen noch Ausschau nach einem Mörder oder einer Mörderin gehalten werden. Dennoch schwingt lange die Frage mit, was es mit dem tragischen Ereignis auf sich hat. Schließlich lief es gut bei der Verstorbenen, sie hatte sich ihre Position in der Schule erkämpft und ertanzt. Die Welt stand ihr offen. Warum das alles wegwerfen?

Frühe Langeweile, späte Eskalation

Die Antwort kommt erst ganz zum Schluss und wirkt wie aus einer Seifenoper entnommen. Die Geschichte der Toten ist zweifelsfrei tragisch. Richtig glaubwürdig ist sie aber nicht, was aber auch damit zusammenhängt, dass das alles aus dem Nichts kommt und aus der dritten Person erzählt wird. Da fehlt einfach der Bezug zu der Person, um die das alles gehen soll. Wobei die Szene sowie die nachfolgende so oder so missglückt sind, wenn Regisseur und Co-Autor Jota Linares (Wen würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?) plötzlich das große Melodram wählt. Dabei ist Wie ein Tanz auf Glas sonst eigentlich eher zurückhaltend. Vielleicht soll diese extreme Eskalation auch der Ausgleich dafür sein, dass vorher sehr lange kaum etwas Nennenswertes geschieht. Tatsächlich ist der mit rund 140 Minuten deutlich überdehnte Film ziemlich langweilig.

Das liegt auch daran, dass Linares über das Tanzen nichts zu sagen hat, was man in diesem Bereich nicht schon unzählige Male gehört hat. Mal wieder geht es um Konkurrenz, geht es um unmenschlichen Druck, ausgeübt von einer lebensfeindlichen Verbitterten. Geht es um all das, was man aufgibt, wenn man in dieser Schule vorankommen möchte. Natürlich ist es legitim zu fragen, wie weit man für seinen Traum gehen mag und ob die Aufgabe eines Privatlebens als Preis wert ist, um es eventuell an die Spitze zu schaffen. Nur haben das eben schon so viele gefragt, sei es beim Tanzen oder bei anderen Kunstformen, dass Wie ein Tanz auf Glas im Meer ähnlich ausgerichteter Filme untergeht. Wenn man schon nichts Neues zu sagen hat, dann bräuchte es wenigstens interessante Figuren. Aber auch in der Hinsicht enttäuscht das hier. Der gemeinsame Traum der beiden jungen Tänzerinnen geht noch am ehesten als eine Form der Persönlichkeit durch. Ansonsten sieht es recht düster aus. Allenfalls die erstaunlich seltenen Tanzszenen dienen dann noch als Argument, hier einmal reinzuschalten.

Credits

OT: „Las niñas de cristal“
Land: Spanien
Jahr: 2022
Regie: Jota Linares
Drehbuch: Jota Linares, Jorge Naranjo
Musik: Ivan Palomares
Kamera: Gris Jordana,
Besetzung: María Pedraza, Paula Losada, Mona Martínez, Marta Hazas, Ana Wagener, Olivia Baglivi, Juanjo Almeida, Beatriz Jimeno, Fernando Delgado-Hierro

Bilder

Trailer

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Wie ein Tanz auf Glas
Fazit
„Wie ein Tanz auf Glas“ erzählt die altbekannte Geschichte um eine Tanzschule, bei der viel Druck und Konkurrenzkampf herrscht, unter dem die junge Protagonistin zu leiden hat. Über lange Zeit hat das zu lang geratene Drama kaum etwas Nennenswertes zu erzählen. Dafür eskaliert der Film zum Schluss auf wenig glaubwürdige Weise. Immerhin sind die Tanzszenen schön, wenn auch recht selten.
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