Victim Suspect Netflix Streamen online
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Victim/Suspect

Victim Suspect Netflix Streamen online
„Victim/Suspect“ // Deutschland-Start: 23. Mai 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Ein bisschen mager war der True-Crime-Bereich bei Netflix zuletzt ja schon. Wo der Streamingdienst über lange Zeit eine Doku nach der anderen raushaute, im letzten Jahr auch noch fiktionalisierte Fassungen veröffentlichte, da heißt es inzwischen den Gürtel enger schnallen. Gerade mal zwei solcher Produktionen erschienen diesen Monat. Zuerst ging es in Missing: Dead or Alive? um insgesamt vier Fälle vermisster Personen und wie die Polizei versucht, diese aufzuklären und die Verschwundenen aufzutreiben. Das war vor allem für ein Publikum interessant, das gerne rätselt. Bei Victim/Suspect, der zweiten Dokumentation, besteht das Rätsel vielmehr darin, wie eigentlich Menschen der Polizei treten können, die entweder keine Lust auf diese Arbeit haben oder denen schlicht die Fähigkeiten dazu fehlen.

Wenn Opfer Täter sein sollen

Genauer geht es um das Thema Vergewaltigung. Dieses hat im Zuge der #MeToo-Bewegung deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen. Immer mehr Opfer gingen an die Öffentlichkeit und prangerten Leute an, die auf die eine oder andere weite sexuell übergriffig waren. Damit verbunden ist jedoch ein großes Problem: Oft lassen sich solche Vergewaltigungen nur schwer beweisen, wodurch es gerne mal auf Aussage gegen Aussage hinausläuft. Selbst wer den Mut aufbringt und Vorfälle meldet, wird also am Ende nicht unbedingt etwas erreichen. Noch einmal schlimmer sind jedoch die Erfahrungen, welche die jungen Frauen in Victim/Suspect machen. Als wäre es nicht schon traumatisch genug, wenn sich andere an dir vergehen, wurden die besagten Frauen auch noch beschuldigt, sich diese Geschichten ausgedacht zu haben – und angeklagt.

Im Mittelpunkt steht dabei die junge Journalistin Rachel de Leon, die an einem Artikel über solche Fälle arbeitet. Der Film wechselt auf diese Weise zwischen verschiedenen Strängen hin und her. Da sind einerseits die Recherchen von de Leon, wenn sie beispielsweise mit einem Polizisten spricht oder anderen, die in dieser Materie zu Hause sind. Die anderen betreffen die jungen Opfer, die von ihren Erfahrungen berichten dürfen. Die sexuellen Übergriffe selbst werden dabei kaum vorgestellt. Stattdessen geht es in Victim/Suspect verstärkt darum, wie sie zu Täterinnen gemacht werden sollten, also die Rollen einfach umgedreht werden.

Skandalöse Praktiken

Das geschah auf eine Weise, die mindestens verwundert, oft ein Skandal ist. Wenn wir an einer Stelle erfahren, dass eine junge Frau nach dem Vorfall verhört wurde, nicht aber die beiden Männer, die diese beschuldigte, glaubt man seinen Ohren kaum zu trauen. Ebenso schockierend ist, dass nicht einmal die Vorgeschichte der zwei untersucht wurde. Sonst hätten sie gewusst, dass einer von ihnen einen Monat zuvor schon einmal eines solchen Verbrechens beschuldigt wurde. Eine wirkliche Erklärung für dieses Fehlverhalten gibt es nicht. Eine Vergewaltigung nicht nachweisen zu können, ist das eine. Es nicht einmal zu untersuchen, eine ganz andere. Richtig verstörend wird es in Victim/Suspect, wenn wir erfahren, dass die jungen Frauen durch gezielte Manipulation zu einem Geständnis gezwungen werden sollen.

Warum diese Umkehrung der Rollen stattfindet, wird hingegen nicht verraten. Der Dokumentarfilm, der auf dem Sundance Film Festival 2023 Premiere hatte, bleibt an der Stelle vage. Ein weiteres Manko ist, dass der Part mit dem investigativen Journalismus nicht übermäßig interessant ist. Dieser ist zweifelsfrei wichtig und hilft auch den jungen Frauen weiter, die oftmals allein gelassen werden. Großen Eindruck hinterlassen die Passagen nicht, haben auch gar nicht so wahnsinnig viel zu sagen, was sich nicht eh aus den Geschichten ableitet. Insgesamt ist das dennoch solide. Victim/Suspect mag zwar nur bedingt eine True Crime Doku sein, da sie sich mehr mit gesellschaftlichen Aspekten beschäftigt als mit dem Verbrechen. Aber wer mal wieder richtig wütend sein will, wird hier fündig.

Credits

OT: „Victim/Suspect“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Nancy Schwartzman
Musik: Morgan Kibby
Kamera: Jenni Morello

Bilder

Trailer

Filmfeste

Sundance Film Festival 2023

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Victim/Suspect
fazit
„Victim/Suspect“ erzählt von mehreren jungen Frauen, die sexuelle Übergriffe meldeten und anschließend der Falschaussage beschuldigt wurden. Der Film ist weniger als True Crime Doku interessant, sondern vielmehr als gesellschaftlicher Kommentar, wenn die Polizei mindestens fahrlässig agiert, wenn nicht gar bewusst die Kriminellen schützt.
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