Die Köchin von Castamar Netflix
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Die Köchin von Castamar – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Die Köchin von Castamar Netflix
„Die Köchin von Castamar“ // Deutschland-Start: 9. Juli 2021 (Netflix)

Wenn es allein um das Talent am Herd geht, da macht Clara Belmonte (Michelle Jenner) so schnell niemand etwas vor. Ansonsten hat es die Köchin aber nicht leicht. So muss sie nicht nur gegen ihre Platzangst kämpfen, sondern auch gegen die anderen Bediensteten, welche ihr das Leben schwer machen. Dafür hat der verwitwete Diego de Castamar (Roberto Enríquez) an ihr Gefallen gefunden. Mehr Gefallen, als es für einen Mann in seiner Position angemessen ist. Ein Nobelmann und eine einfache Köchin? Das kommt im Madrid des 18. Jahrhunderts, welches von einem strengen Klassendenken geprägt ist, nicht in Frage. Und die beiden sind nicht die einzigen, die mit ihren Gefühlen und ihrem Schicksal hadern, wenn hinter den Kulissen die Fäden gezogen werden …

Reise in die Vergangenheit

Mit Serien im historischen Setting ist Netflix immer mal wieder gut gefahren. Ob es nun die deutsche Schlachtplatte Barbaren ist, das niederländische Abenteuer Jan de Lichte und seine Bande, die alternative französische Vergangenheit von La Révolution oder auch die romantischen Verwicklungen in der britischen Romanadaption Bridgerton: Es hat sich für den Streamingdienst gelohnt, sein Ensemble in auf alt gemachte Kostüme zu stecken und sie aufregende Geschichten erleben zu lassen. Schließlich darf das Publikum auf diese Weise gleich doppelt das Hier und Jetzt vergessen lassen, bekommt Nervenkitzel und große Gefühle. Schauwerte haben solche Produktionen meistens ohnehin, wenn eine vergangene Welt rekreiert werden soll.

Das ist der bei der spanischen Serie Die Köchin von Castamar nicht anders. Der Aufwand, der in Kostüme, Frisuren und Ausstattung investiert wurde, bringt sehenswerte Ergebnisse mit sich. Wer die sogenannten Kostümfilme gern schaut, um auf diese Weise in eine vergangene, irgendwie noble Welt einzutauchen, der bekommt hier reichlich Gelegenheit. Zwar statten wir auch den unteren Schichten einen Besuch ab, schließlich ist Clara selbst keine Adlige. Das Hauptaugenmerk liegt aber schon auf den Begebenheiten der Oberschicht. Die sieht schön aus, ist aber – wie immer bei solchen Geschichten – hinter der Fassade weniger schön. Da wird kräftig intrigiert, mal aus verletzten Gefühlen heraus, aus Eifersucht zum Beispiel. Andere agieren rein pragmatisch: Selbst wer Geld und Macht hat, sagt zu mehr nicht Nein.

Die gute Langeweile in Person

Im Gegensatz dazu ist Clara die Güte in Person – und unsterblich langweilig. Dass mit ihr ein Kontrast zu den vielen oberen Schnöseln und Giftspritzen gebildet werden soll und damit einhergehend die immer wieder gern verbreitete Aussage, dass es auf die inneren Werte ankommt: geschenkt. Das bedeutet aber nicht, dass ein solcher Gutmensch völlig frei von Macken oder Konturen sein sollte. Da wählte man bei Die Köchin von Castamar schon den Weg des geringsten Widerstands: Nur nirgends anecken lautet die Devise. Dafür wird bei der Gegenseite richtig dick aufgetragen, bis wir fast bei einer Karikatur rauskommen. Darüber kann man sich dann wenigstens wieder aufregen. Tatsächlich spannend ist das Ergebnis aber nicht.

Das gilt auch insgesamt für die Serie, die auf einem Roman von Fernando J. Muñez basiert. Dabei ist es gar nicht mal so, dass bei Die Köchin von Castamar nichts passieren würde. Es gibt zahlreiche Figuren, deren Geschichten sich überkreuzen. Da kommen Themen auf wie Rassismus oder Homosexualität. Zwischendurch darf auch mal gemordet werden, wenn es gerade in den Plan passt. Später wird verzweifelt um das Leben eines unschuldig zum Tode verurteilten Mannes gekämpft. Aber das Ergebnis ist eher ermüdend als aufregend, zumal die Staffel insgesamt mit zehn Folgen à 50 Minuten auch zu lang geworden ist. Wer derlei von Intrigen und wahrer Liebe angetriebene Historiendramen mag, der kann sich hiermit eine ganze Weile beschäftigen. Tatsächlich interessant ist das hier aber trotz nobler Aufmachung kaum. Schade ist zudem, dass die Verbindung zum Essen und eine damit meist verbundene Sinnlichkeit so schwach ausgeprägt ist. Da wurde einfach zu wenig aus dem Stoff gemacht.

Credits

OT: „La cocinera de Castamar“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: Norberto López Amado, Iñaki Peñafiel
Drehbuch: Tatiana Rodríguez
Vorlage: Fernando J. Muñez
Musik: Ivan Palomares
Kamera: Óscar Durán, Aitor Mantxola, Juana Jiménez
Besetzung: Michelle Jenner, Roberto Enríquez, Hugo Silva, María Hervás, Fiorella Faltoyano, Jean Cruz, Paula Usero, Maxi Iglesias

Trailer

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„Die Köchin von Castamar“ erzählt von der unmöglichen Liebe zwischen einer einfachen Köchin und einem Edelmann im Madrid des 17. Jahrhunderts. Zu sehen gibt es bei der Serie mehr als genug, Ausstattung, Kostüme und Setting sind mit Aufwand verbunden. Inhaltlich ist die Romanadaption aber wenig interessant, trotz zahlreicher Parallelstränge – nicht zuletzt wegen der langweiligen Hauptfigur.
5
von 10