Kämpferinnen Les Combattantes Netflix
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Kämpferinnen

Kämpferinnen Les Combattantes Netflix
„Kämpferinnen“ // Deutschland-Start: 19. Januar 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

1914, der Krieg ist gerade ausgebrochen und beschäftigt doch bereits weite Teile von Frankreich. So auch die Leute in Saint-Paulin. Eigentlich war Suzanne Faure (Camille Lou) auf der Flucht vor der Polizei, da sie eine illegale Abtreibung vorgenommen hat, bei der die Ehefrau von Detective Compoing ums Leben gekommen ist. Doch durch den Krieg ist sie gezwungen, sich in dem Ort zu verstecken und eine andere Identität anzunehmen. Auch Marguerite de Lancastel (Audrey Fleurot) trägt ein Geheimnis mit sich, welches sie zu bei ihrer neuen Arbeit in einem Bordell zu verstecken versucht. Caroline Dewitt (Sofia Essaïdi) wiederum hat mit ihrer bisherigen Arbeit mehr als genug zu tun, muss sie doch die Fabrik der Familie allein leiten, seitdem ihr Mann in den Krieg gezogen ist. Und auch das Leben von Mutter Agnes (Julie De Bona) wird durch den Krieg auf den Kopf gestellt, nachdem ihre Kirche zu einem Hospital für die verwundeten Soldaten umfunktioniert wird …

Die Frauen hinter dem Krieg

An Kriegsgeschichten mangelt es nicht unbedingt, jedes Jahr erscheinen eine ganze Reihe von Filmen und Serien, die dieses Thema auf die eine oder andere Weise aufgreifen. Besonders beliebt ist in der Hinsicht der Zweite Weltkrieg, erlaubt er doch besonders strahlende Heldenschicksale. Die Netflix-Serie Kämpferinnen sticht in der Flut an Produktionen deutlich hervor. Nicht nur, dass hier Ereignisse im Ersten Weltkrieg angesprochen werden. Das ist, trotz so populärer Titel wie 1917 und Im Westen nichts Neues, eher selten. Vor allem aber wird bei der französischen Produktion nicht von Soldaten gesprochen, wie es meistens der Fall ist, sondern von den Frauen, die zurückgelassen wurden und nun selbst versuchen müssen, irgendwie mit der Situation klarzukommen.

Die interessanteste der vier Geschichten, welche stellvertretend für all die Frauen da draußen steht, ist die um die Fabrik. Wie betreibt man eine solche, wenn auf einmal alle Männer fehlen, sowohl der Besitzer wie auch die Arbeiter? Ganz glaubwürdig ist der Strang im weiteren Verlauf zwar nicht. So hat sich Carolines Mann freiwillig zum Krieg gemeldet, um sein Vaterland zu verteidigen, obwohl er das als Fabrikbesitzer nicht gemusst hätte. Gleichzeitig besteht Caroline darauf, dass keine Munition produziert werden darf, weil ihr Mann das als Kriegsgegner nicht gewollt hätte. Das passt dann nicht wirklich zusammen. Ansonsten ist es aber ganz spannend, wie in Kämpferinnen versucht wird, das Unternehmen am Laufen zu halten, zwischen Behördengängen, finanziellem Druck und moralischen Überlegungen.

Seifenoper trifft Musikärgernis

Die anderen drei Stränge sind weniger erwähnenswert. Dass Agnes angesichts des Leids zwischendurch an ihrem Glauben zweifelt, ist nachvollziehbar. Die Serie hat dazu aber nichts Relevantes zu sagen. Während der Strang aber nicht weiter stört, sind die verbleibenden zwei oft auf dem Niveau einer Seifenoper. Kämpferinnen verpasst es, über das eigentliche Leben in Kriegszeiten zu erzählen, indem schon sehr spezielle Fälle ausgepackt werden, die mit Alltag nur wenig zu tun haben. Das historisch relevante Thema der Abtreibung – siehe etwa Das Ereignis – verkommt ebenso wie das Schicksal von Marguerite zu einer Art Spionagegeschichte. Das darf man natürlich machen, hat mit dem Anspruch, die Geschichten der vergessenen Frauen zu erzählen, aber recht wenig zu tun.

Erschwerend kommt noch die musikalische Untermalung hinzu. Dass es in dramatischen Momenten ein bisschen mehr werden darf, das ist klar. Was hier abgeliefert, ist aber jenseits von Gut und Böse. So werden die Kompositionen von François Liétout wie ein Teppich über alles drübergelegt, bis man darunter erstickt. Auch in der Hinsicht war Der Basar des Schicksals, eine weitere französische Historienserie auf Netflix, deutlich gelungener. Obwohl beide Produktionen weite Teile des Teams teilen, darunter Regisseur Alexandre Laurent und zwei Hauptdarstellerinnen, ist das hier zwei Klassen schlechter. Wer unbedingt wieder eine Serie mit historischem Setting sehen will, kann zwar mal reinschauen. Zumindest optisch hat Kämpferinnen einiges zu bieten. Ansonsten kann man sich die acht Folgen sparen, wenn nach einem vielversprechenden Einstieg alles bergab geht.

Credits

OT: „Les combattantes“
IT: „Women At War“
Land: Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Alexandre Laurent
Drehbuch: Iris Bucher, José Caltagirone, Natascha Cucheval, Alexandre Laurent, Cécile Lorne, Camille Treiner, Iris Ducorps, Sophie Hiet, Hélène Le Gal, Karin Spreuzkouski
Musik: François Liétout
Kamera: Jean-Philippe Gosselin
Besetzung: Audrey Fleurot, Julie De Bona, Camille Lou, Sofia Essaïdi, Sandrine Bonnaire, Tchéky Karyo, Laurent Gerra, Tom Leeb, Yannick Choirat, Grégoire Colin

Trailer

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Kämpferinnen
fazit
„Kämpferinnen“ hat eine interessante Grundidee, wenn die Geschichten der Frauen erzählt werden sollen, die während des Ersten Weltkriegs zurückgelassen wurden. Mit Alltag hat es das Seifenoper-Drama aber nicht so, das ist schon sehr überzogen. Die ungeniert aufdringliche Musik gibt einem dann den Rest.
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