Sweet Girl Netflix
© Netflix/Clay Enos

Sweet Girl

Inhalt / Kritik

Sweet Girl Netflix
„Sweet Girl“ // Deutschland-Start: 20. August 2021 (Netflix)

Die Freude ist groß bei Ray Cooper (Jason Momoa), als er von einem neuartigen Medikament erfährt, welches seiner Ehefrau Amanda (Adria Arjona) das Leben retten könnte. Umso größer ist sein Entsetzen darüber, dass Simon Keeley (Justin Bartha), der Chef des betreffenden Pharmaunternehmens, dieses nicht auf den Markt bringen will. Er lässt sich sogar zu einer öffentlichen Drohung hinreißen, um Keeley zu überreden. Doch ohne Erfolg: Kurze Zeit später ist Amanda tot und lässt Ray sowie die gemeinsame Tochter Rachel (Isabela Merced) zurück. Abgeschlossen ist die Geschichte für die Coopers damit aber nicht, denn einige Monate später meldet sich ein Journalist und verspricht, Ray bei seinem Kampf um Gerechtigkeit zu helfen. Ein Kampf, der bald erste Opfer fordert …

Enttäuschung um Enttäuschung

Eigentlich sah es ja so aus, als stünde Jason Momoa kurz davor, zu den absoluten Superstars aufzuschließen. Nachdem der auf Hawaii geborene US-Schauspieler in diversen bekannten Serien mitgespielt hatte, schaffte er mit Aquaman eine absolute Sensation. Nicht nur, dass der Film dem zuvor immer wieder schwächelnden DC Comics Filmuniversum einen echten Hit beschert. Er ist sogar bis heute der erfolgreichste Film, der auf den Heldencomics des Verlags basiert und übertraf damit sämtliche Urgesteine wie Batman und Superman. So richtig gut läuft es seither aber nicht. Seine beiden Serien Frontier und See stießen auf ein nur verhaltenes Echo. Filmisch verschwand er sogar völlig in der Versenkung.

Mit Sweet Girl gibt es nun zwar wieder ein Lebenszeichen. Das erhoffte Comeback ist der Netflix-Actionthriller jedoch nicht. Vielmehr reiht sich der Film ein in die lange Reihe von Wegwerfware, die der Streamingdienst unentwegt veröffentlicht. Dabei ist das thematische Umfeld eines, das durchaus relevant ist und bei nicht wenigen eine Reaktion auslösen dürfte. Pharmanunternehmen, die sich ohne jegliche Skrupel bereichern und dafür schon mal über Leichen gehen? Das ist in Zeiten, in denen sie wie kaum ein anderer Bereich der Wirtschaft und Wissenschaft unser Leben maßgeblich prägen, natürlich ein absolutes Aufregerthema. Justin Bartha verkörpert den Chef der Verbrecherbande auch so überzeugend widerwärtig, dass ein sich daran anschließender Rachethriller quasi automatisch zu einem Crowdpleaser wird. Das Feindbild ist schließlich eindeutig.

An der hässlichen Oberfläche gekratzt

Sicher, sonderlich subtil oder nuancenreich ist das alles nicht. Die Figuren in dem Film sind so grob gezeichnet, dass das mehr Kindergekritzel gleicht. Aber in dem Genre sind Menschen meistens ohnehin nur ein Mittel zum Zweck. Komplexität könnte vom reinen Spaßfaktor ablenken, wenn man sich bewusst wird, wie verkorkst solche Selbstjustizgeschichten sind. Nur macht Sweet Girl eben keinen Spaß. So geben die Actionszenen nicht sonderlich viel her. Irgendwie scheint man sich darauf verlassen zu haben, dass es ausreicht, Momoa in dunklen Szenen zu platzieren, damit daraus dann Spannung entsteht. Dass der Darsteller eine physische Präsenz hat, ist unbestritten. Man sollte aber auch einen Weg finden, diese Präsenz entsprechend in Szene zu setzen.

Inhaltlich darf man von Sweet Girl ohnehin nichts erwarten. Potenzial hatte die Geschichte, draus gemacht wurde nichts. Anstatt sich tatsächlich mit dem Thema auseinanderzusetzen, gibt es hier nur aufgewärmte Verschwörungsklischees. Es ist nicht einmal so, dass das Ganze irgendwie Sinn ergeben würde. „Irgendwas mit Bestechung und Korruption“ dürfte auf den Post-its gestanden haben, als Philip Eisner und Gregg Hurwitz das Drehbuch zusammenschrieben. Dahinter stand dann wohl die Annahme, dass das Publikum nicht mehr als diese Stichworte und Feindbilder braucht, um anschließend den Kopf auszuschalten. Wer Letzteres kann, hat definitiv mehr vom Film. Wer auch nur ansatzweise über das Erzählte nachdenkt, steht auf verlorenem Posten – was bei einer auf Aktualität ausgerichteten Geschichte zu wenig ist.

Eine Wendung ins Nichts

Was aber bleibt, wenn die Action mäßig, die Figuren langweilig und die Geschichte bescheuert ist? Immerhin eine Vater-Tochter-Beziehung, die etwas eigen ist. Eigentlich steht Rachel die ganze Zeit nur entsetzt bis angewidert neben ihrem Papa, wenn der mal wieder alles nur kurz und klein schlagen will. Außerdem ist da natürlich noch die späte Wendung, die tatsächlich die wenigsten vorhersehen werden. Andererseits beweist der Thriller eine Lektion, welche M. Night Shyamalan bis heute nicht hat lernen wollen: Ein Twist allein macht keinen guten Film. Allein deswegen hier einzuschalten, ist daher nicht sonderlich ratsam. Große Fans von Momoa können mangels Alternativen ihr Glück hiermit versuchen. Der Rest kann sich Sweet Girl sparen.

Credits

OT: „Sweet Girl“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Brian Andrew Mendoza
Drehbuch: Philip Eisner, Gregg Hurwitz
Musik: Steven Price
Kamera: Barry Ackroyd
Besetzung: Jason Momoa, Isabela Merced, Manuel Garcia-Rulfo, Adria Arjona, Raza Jaffrey, Justin Bartha, Lex Scott Davis

Bilder

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Wenn in „Sweet Girl“ ein Mann den Kampf mit einem skrupellosen Pharmaunternehmen aufnimmt, dann sollten ihm eigentlich die Herzen des Publikums zufliegen. Tatsächlich lässt einen der Actionthriller aber ziemlich kalt, da nicht nur der Inhalt fehlt, sondern auch die Actionszenen wenig hermachen. Da kann dann auch ein später Twist nichts mehr ändern.
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