Filme Das waren unsere Kinojahre The Movies That Made us Netflix
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Filme – Das waren unsere Kinojahre – Staffel 1

Filme Das waren unsere Kinojahre The Movies That Made us Netflix
„Filme – Das waren unsere Kinojahre – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 29. November 2019 (Netflix)

Für die meisten Menschen sind Filme in erster Linie ein Mittel zur persönlichen Unterhaltung. Schafft er das, ist er gut. Schafft er es nicht, ist er schlecht. Warum groß darüber nachdenken? Sicher, es gibt auch ein Publikum, das mehr erwartet als bloße Berieselung und gerne durch Geschichten inspiriert wird, die Welt neu kennenlernen will, altes mit anderen Augen sehen. Aber selbst die sind vorrangig an dem Ergebnis interessiert, sprich dem fertigen Film. Warum der Film so ist, wie er ist, das ist meistens Nebensache. Die Hintergründe und Entwicklungsgeschichten, die sind zweitrangig. Dann und wann hören wir vielleicht von kleinen Skandalen am Set oder bekommen mit, dass ein Film länger dauert als gedacht. Das war es aber auch mehr oder weniger schon.

Die Netflix-Dokuserie Filme – Das waren unsere Kinojahre will das nun ändern und wirft hierfür einen Blick hinter die Kulissen. Ähnlich zu Spielzeug – Das war unsere Kindheit von den selben Machern wird hier stark auf Nostalgie gesetzt: Die vier Filme, die in der ersten Staffel vorgestellt werden, sind alle typische Produkte der 80er Jahre. Genauer sind es Ghostbusters (1984), Dirty Dancing (1987), Stirb langsam (1988) und Kevin – Allein zu Haus (1990). Vier US-amerikanische Kassenschlager also, die alle Nachfolger oder Remakes nach sich zogen. Die auch eines gemeinsam hatten: eine schwierige Entstehungsgeschichte. Alle vier standen irgendwann vor dem Aus, kosteten zwischendrin viel Nerven, Flexibilität, manchmal auch Geld.

Am Anfang war das Problem
Dass beispielsweise Dirty Dancing, eine der berühmtesten Liebesgeschichten der 80er, über 40 Absagen von Studios kassierte, bevor ein auf den VHS-Markt spezialisiertes Unternehmen einstieg, das kann man sich kaum vorstellen. Gleiches gilt für Stirb langsam, das für uns untrennbar mit Bruce Willis verbunden ist – dabei war der alles andere als die erste Wahl. Zahlreiche andere Stars hätten die Rolle des John McLane annehmen sollen, allen voran Frank Sinatra. Denn der hatte zwanzig Jahre früher die Hauptrolle in Der Detektiv gehabt, der Quasi-Vorgänger des 80er Jahre Actionreißers. Aber der war mittlerweile zu alt. Auch andere Schauspieler winkten ab, bis die Wahl auf den bis dato nur aus der Serie Das Model und der Schnüffler bekannten Willis fiel. Kevin – Allein zu Haus wiederum wurde vom Studio bereits gecancelt, weil zu teuer, bis die Konkurrenz zugriff. Und Ghostbusters hieß fast Ghostbreakers wegen eines Namensstreites.

Rund 45 Minuten umfasst jede der vier Folgen, vollgestopft mit solchen Anekdoten und Geschichten. Auffallend ist dabei, dass nahezu keiner der Schauspieler zu Wort kommt. Ob Willis oder Macaulay Culkin, Bill Murray oder Jennifer Grey, keiner lässt sich in Filme – Das waren unsere Kinojahre blicken. Stattdessen sind es meist Produzenten oder Casting Directors, die zu Wort kommen, auch mal eine Drehbuchautorin oder Angehörige. Das klingt nicht sehr aufregend, mehr nach Reste aus der zweiten Reihe. Doch was die Doku an Glamour Faktor vermissen lässt, das macht sie mit den Informationen wieder wett – und einem hohen Unterhaltungsfaktor.

Ach was, echt jetzt?
Die Folgen sind sich dabei nicht nur konzeptionell ähnlich, verwenden alle eine Mischung aus Filmszenen und Interviews, dazu die eine oder andere animierte Sequenz. Auch inhaltlich gibt es viele Übereinstimmungen: Filme – Das waren unsere Kinojahre zeigt in erster Linie aus, welche Schwierigkeiten überwunden werden mussten. Das betrifft meistens die Finanzierung, manchmal war es die Zeit oder die technischen Möglichkeiten, die zum Hindernis wurden. Der Tenor bleibt dabei gleich: Es ist ein Wunder, dass die Filme überhaupt je fertig wurden. Viel hätte nicht gefehlt, dass die jeweiligen Produkte eingestampft wurden oder auch ganz anders ausgesehen hätten.

Das macht Spaß, da die Doku doch sehr humorvoll gestaltet wurde, hat zudem einen gewissen Wow-Faktor. Am meisten haben natürlich Fans etwas von der Geschichte, zwingend notwendig ist es aber nicht, um sich hiermit die Zeit zu vertreiben. Schade ist jedoch, dass die Abwechslung nicht sehr hoch ist und der Tiefgang überschaubar bleibt. Warum die Filme beispielsweise zu Phänomen wurden, das wird nicht klar, Filme – Das waren unsere Kinojahre begnügt sich damit, die ganzen Erfolge aufzuzählen. Über die Nachfolger wird ebenfalls kaum ein Wort verloren oder inwiefern die Werke andere später beeinflussten. Da hätte man noch deutlich mehr aus den Themen herausholen können. Wer aber gar nicht so sehr in die Tiefe gehen will, sondern auch bei einem Meta-Film in erster Linie Unterhaltung sucht, der darf hier einschalten und ein bisschen nostalgisch werden, vielleicht danach direkt zum gezeigten Film übergehen.



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„Filme – Das waren unsere Kinojahre“ schnappt sich vier erfolgreiche Filme der 80er bis 1990 und erzählt zahlreiche Hintergrundgeschichten dazu. Das ist unterhaltsam, stimmt auch nostalgisch, selbst wenn die Abwechslung und der Tiefgang überschaubar bleiben. Hauptaugenmerk liegt auf den Schwierigkeiten, die überwunden werden mussten, was für einen gewissen Wow-Faktor sorgt, andere potenziell spannende Themen dafür ignoriert.