Schwarze Insel Netflix
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Schwarze Insel

Inhalt / Kritik

Schwarze Insel Netflix
„Schwarze Insel“ // Deutschland-Start: 18. August 2021 (Netflix)

In kurzer Zeit muss der Jugendliche Jonas Hansen (Philip Froissant) gleich mehrere Schicksalsschläge verkraften. Erst stirbt seine Großmutter, als diese von einem Hund angefallen wird. Einige Monate später verliert er auch noch seine Eltern bei einem tragischen Unfall. Damit er auch weiterhin auf der Nordseeinsel leben kann, auf der er aufgewachsen ist, nimmt er das Angebot an, bei seinem entfremdeten Großvater Friedrich (Hanns Zischler) zu leben, zumindest so lange, bis er sein Abitur geschafft hat. Schulisch läuft bei ihm auch alles, seine neue Lehrerin Helena Jung (Alice Dwyer) fördert ihn sogar bei seinen schriftstellerischen Ambitionen. Und auch sein Umfeld stützt ihn, so gut es kann, allen voran Nina Cohrs (Mercedes Müller), mit der er seit der Kindheit befreundet ist und die weitergehende Gefühle pflegt. Doch stattdessen ist es Jung, die sich ihm annähert und eine Affäre mit ihm beginnt …

Die Suche nach dem nächsten Exportschlager

Vor einigen Wochen wurde Blood Red Sky zu einer kleinen Sensation. Während Netflix zuvor schon ein paar in Deutschland produzierte Serien erfolgreich am internationalen Markt hatte platzieren können, sah es bei der Filmsparte bislang mau aus. Richtig viele deutsche Netflix-Filme gab es ohnehin nicht. Das wenige, was da war, wurde ignoriert. Das änderte sich erst mit dem besagten Vampir-Entführungs-Horror, der zwar nicht übermäßig gut war, aber doch von zig Millionen Menschen weltweit angeschaut wurde. Nun steht mit Schwarze Insel der nächste deutsche Spielfilm an, der ein Publikum sucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Plan aufgeht, dürfte jedoch eher gering sein. Zumindest aus qualitativer Hinsicht ist das hier alles andere als ein Hit.

Dabei ist das Setting von Schwarze Insel schön vielversprechend. Wenn zu Beginn des Films die Großmutter von einem großen schwarzen Hund über die Dünen gejagt wird, ist zwar noch nicht ersichtlich, was es damit auf sich hat. Aber abgelegene Inseln, auf denen kaum jemand lebt – an einer Stelle erfahren wir, dass es nur eine einzige Kneipe gibt –, sind doch immer wieder ein gern gesehener Schauplatz für düstere Geschichten. Nicht ohne Grund haben zahlreiche deutsche TV-Krimis in den letzten Jahren die Nord- oder Ostsee für sich entdeckt, kombinieren rau-idyllische Landschaften mit dem einen oder anderen Mord. Das geschieht dann praktisch immer im klassischen Whodunnit-Format, welches vorsieht, dass die Ermittelnden und damit auch das Publikum von mehreren Verdächtigen die richtigen auswählen müssen.

Das klare Warten auf ein Ende

Regisseur und Co-Autor Miguel Alexandre (In Wahrheit: Still ruht der See) geht da einen anderen Weg. Während der Tod der Großmutter zunächst ohne Kontext geschieht, sieht man bei dem Unfall der Eltern, dass Helena Jung am Steuer saß und das Auto abgedrängt hat. Auch sonst macht Schwarze Insel nie ein Geheimnis draus, dass die auf so locker machende Lehrerin irgendein finsteres Ziel verfolgt. Sie umwirbt Jonas zudem so offensiv, dass es selbst die anderen in der Klasse mitbekommen. Die einzige Frage, die noch zu klären ist: Warum genau tut sie das? Was hat sie davon, wenn sie derart stark das Leben der Hansens manipuliert und zum Teil eben auch zerstört?

Bis diese Frage geklärt wird, dauert es erwartungsgemäß. Es dauert sogar beinahe bis zum Schluss. Richtig gut gelöst ist das nicht. Besser wäre es gewesen, wenn es vorher zumindest ein paar Hinweise gegeben hätte oder alternativ andere Fragen eingebaut worden wären. So aber ist bei Schwarze Insel alles klar bis auf die Auflösung – die nicht einmal besonders interessant ist. Die restliche Zeit heißt es warten, während sich der Film mit einer vermutlich irgendwie prickelnd gemeinten Affäre zwischen Lehrerin und Schüler die Zeit vertreibt. Spannend ist das jedoch nicht. Im Gegenteil: Der Thriller versackt nach einem ordentlichen Einstieg in der Langeweile. Weder die Figuren noch die Geschichte geben genügend her, wofür man hier unbedingt weiter am Ball bleiben müsste. Lediglich das dümmliche Verhalten einiger Charaktere sorgt da noch für etwas Nervenkitzel.

Kein lohnenswerter Ausflug

Ein wenig wird die pseudoprickelnde Schlaftablette noch durch Alice Dwyer (Die verlorene Zeit) gerettet, welche in der Rolle einer eiskalten Psychopathin mal eine ungewohnte Seite von sich zeigen darf. Außerdem sind da ja noch die angesprochenen stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen, die gleichzeitig Fernweh und das Gefühl von Isolation vermitteln. Beides wird aber nicht annähernd gut genug genutzt, um die inhaltlichen Schwächen auszugleichen. Schade um die an und für sich guten Voraussetzungen. Aber wenn in Schwarze Insel am Ende die schwarze Farbe von einer Karte heruntergekratzt wird, dann steht das sinnbildlich für einen Film, der sich als etwas verkaufen möchte, was er nicht ist. Da haben selbst die angesprochenen und oft gescholtenen TV-Krimis oft mehr zu bieten als das hier.

Credits

OT: „Schwarze Insel“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Miguel Alexandre
Drehbuch: Miguel Alexandre, Lisa Hofer
Musik: Paul Eisenach, Jonas Hofer
Kamera: Miguel Alexandre
Besetzung: Philip Froissant, Alice Dwyer, Mercedes Müller, Hanns Zischler

Bilder

Trailer

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„Schwarze Insel“ beginnt mit drei Todesfällen in kurzen Abständen. Spannend ist der Thriller um eine hinterlistige Lehrerin dennoch nicht. Lange Zeit kommt die Geschichte nicht vom Fleck, die Auflösung am Ende ist uninteressant. Da können selbst die stimmungsvollen Inselbilder und eine engagierte Hauptdarstellerin nichts mehr ausrichten.
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