Die Kaiserin Netflix
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Die Kaiserin – Staffel 1

Die Kaiserin Netflix
„Die Kaiserin“ // Deutschland-Start: 30. September 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

An Eigensinn mangelt es der jungen Elisabeth (Devrim Lingnau) nicht gerade – sehr zum Leidwesen ihrer Mutter Ludovika von Bayern (Jördis Triebel), die ihre störrische Tochter einfach nicht an den Mann bekommt. Umso größer ist die Überraschung, als bei einem Besuch des Kaisers Franz Joseph I. (Philip Froissant), der Neffe von Ludovika, die beiden Gefallen aneinander entwickeln. Auch Erzherzogin Sophie (Melika Foroutan), die Mutter des Kaisers, hat ihre Zweifel, ob die ungestüme junge Frau eine gute Wahl ist, willigt am Ende jedoch ein. Schließlich ist es an der Zeit, einen Erben zu bekommen, damit das Kaiserreich in der Hand der Familie bleibt. Die Hoffnung, Elisabeth könnte eine einfache Ehefrau sein, die sich auf ihre Funktion beschränkt, zerschlägt sich jedoch bald. Anstatt sich den Anweisungen des Hofes zu fügen, bringt sie sich wiederholt ein und stört damit die Pläne von Sophie, die sehr genaue Vorstellungen davon hat, wie es mit Österreich weiterzugehen hat …

Die unsterbliche Sisi

Mehr als 120 Jahre liegt der Tod der österreichischen Kaiserin Elisabeth mittlerweile zurück. Doch der Name zieht noch immer, lässt Menschen träumen und schmachten. Dennoch ist es schon etwas verwunderlich, dass innerhalb kürzester Zeit gleich drei Produktionen sich des Mythos der starken, unglücklichen Monarchin annahmen. Den Auftakt machte die RTL-Serie Sisi Ende letztes Jahr. Im Sommer erschien der preisgekrönte Kinofilm Corsage als gewagte Neuinterpretation. Nun zieht auch Netflix nach. Zwar war Die Kaiserin ziemlich lang in der Mache, weshalb man dem Streamingdienst kaum vorwerfen kann, sich an einen Trend angehängt zu haben. Als Nachzügler muss sich die Serie dennoch die Frage gefallen lassen: Braucht es wirklich noch eine Version der Geschichte, die durch die Sissi-Trilogie mit Romy Schneider unsterblich geworden ist?

Kurze Antwort: Nein, braucht es nicht. Natürlich ist die zugrundeliegende Geschichte für sich genommen stark und erzählenswert. Eine Frau, die sich gegen die starren Regeln des Hofes auflehnt und daran verzweifelt, das zieht heute genauso wie vor einigen Jahrzehnten. Wenn Elisabeth in Die Kaiserin immer wieder daran erinnert wird, dass sie nur hübsch und dekorativ sein soll und möglichst bald einen Erben produzieren, dann ist ihre Auflehnung gleichzeitig eine gegen patriarchische Geschlechterbilder. Und als wäre diese Auseinandersetzung mit einer ihr zugeteilten Rolle und der Kampf gegen die Schwiegermutter, welche das traditionelle System aktiv aufrechterhält, nicht schon Stoff genug, sind da noch andere Aspekte, die für Spannung sorgen. Allen voran Erbstreitigkeiten und der Krieg zwischen Frankreich und Russland, bei dem Österreich zwischen den Stühlen sitzt.

Hübsch, aber langweilig

Das ist grundsätzlich nicht uninteressant, wurde aber von anderen spannender umgesetzt. Anstatt ähnlich radikal wie Corsage diese Auflehnung zu verbildlichen, versteift sich Die Kaiserin auf eine 08/15-Lieblichkeit der Protagonistin. Die Intrigen und internen Querelen an einem kaiserlichen Hof waren in The Great deutlich lebhafter und unterhaltsamer. In der Hinsicht hat die deutsche Serie eindeutig das Nachsehen. Die packenderen Passagen sind dann auch die, wenn es um den geplanten Aufstand gegen den Adel geht und das Kriegsgeschehen in Europa. Doch beides rückt regelmäßig in den Hintergrund, um dann doch lieber mehr über die ewig leidende Protagonistin zu sprechen, die alles gut machen will, aber wie ein Goldfisch unter Piranhas wirkt.

Das ist dann auch das eigentliche Problem der von Katharina Eyssen erdachten Serie: Die Hauptfigur ist langweilig. Die Kaiserin beschränkt sich darauf, sie als aufmüpfigen Gutmenschen zeigen zu wollen, was auf Dauer zu wenig ist. In den sechs Folgen der ersten Staffel gibt es keinerlei Entwicklung, Hauptdarstellerin Devrim Lingnau (Auerhaus) findet keine Nuancen, keine Brüche. Dasselbe gilt für ihren Ehemann, der immer nur blass in der Gegend herumsteht. Deutlich interessanter sind da noch die Mutter des Kaisers, die dieselben Qualen erleiden musste und dennoch an allem festhält, sowie der Bruder des Kaisers. Der von Eifersucht getriebene Intrigant mag jetzt auch keine besonders vielschichtige Figur sein, wird aber unterhaltsam von Johannes Nussbaum (Hannes) verkörpert. In Kombination mit der hübschen Ausstattung und den schönen Landschaftsaufnahmen kommt da zuweilen schon etwas zusammen, für eine solide Serie reicht es. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich in einigen Jahrzehnten noch jemand an sie erinnert, sind aber gering.

Credits

OT: „Die Kaiserin“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Katrin Gebbe, Florian Cossen
Drehbuch: Katharina Eyssen, Bernd Lange, Janna Nandzik, Lena Stahl
Idee: Katharina Eyssen
Musik: Michael Klaukien
Kamera: Christopher Aoun
Besetzung: Devrim Lingnau, Philip Froissant, Melika Foroutan, Johannes Nussbaum, Elisa Schlott, Jördis Triebel, Almila Bagriacik, Wiebke Puls

Bilder

Trailer

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Die Kaiserin – Staffel 1
fazit
„Die Kaiserin“ will den bekannten Stoff um Elisabeth für ein heutiges Publikum aufarbeiten. Grundsätzlich ist das Thema einer Frau, die sich gegen höfische Traditionen und alte Geschlechterbilder auflehnt, aktuell und sympathisch. Die konkrete Umsetzung ist jedoch weniger interessant. Da mangelt es an Ideen, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Hinzu kommt, dass das Paar selbst recht langweilig ist.
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