Sackgasse Dead End Netflix
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Sackgasse

Sackgasse Dead End Netflix
„Sackgasse“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Früher einmal, da verstand sich Leon (Juliusz Chrzastowski) gut mit seiner Tochter Diana (Maja Wolska). Aber das ist lange her. Wenn sie sich jetzt sehen, kommt es fast immer zu Konflikten. So auch, als sie ihm sagt, dass sie im dritten Monat schwanger ist. Für Leon ist klar, dass er da nicht tatenlos zusehen kann, weshalb er ihren Laptop und seinen Ehering verkauft, um das nötige Geld für eine Abtreibung zu haben, die sie in der Tschechischen Republik durchführen soll. Unterwegs lesen sie zudem Klara (Anna Ilczuk) und Wojtek (Michal Sikorski), die in dieselbe Richtung müssen und dabei helfen sollen, das Benzin zu finanzieren. Dummerweise kommt es beim Tanken zu einer folgenschweren Verwechslung, als sie in das falsche Auto steigen und damit losfahren – ohne zu ahnen, dass im Kofferraum die Beute von Emil (Lukasz Garlicki) liegt, die aus einem Banküberfall stammt …

Eine moralische Ausnahmesituation

Es gehört fest zu den beliebten Mechanismen in Filmen und Serien: Man nehme Menschen, die bislang ein völlig ereignisloses Leben geführt haben, und zwingt sie in Ausnahmesituationen. Das bedeutet dann oft, dass sie irgendwelche Abenteuer bestreiten müssen und in Gefahren geraten, bei denen sie sich als Helden und Heldinnen beweisen dürfen und über sich hinauswachsen. Manchmal sind sie aber auch völlig überfordert. Die polnische Netflix-Serie Sackgasse erzählt von so einem Fall, als eine dumme Verwechslung vier Leute auf den Pfad des Verbrechens führt. Denn wenn eine große Menge Geld im Spiel ist – konkret zwei Millionen Zloty, was rund 430.000 Euro entspricht –, dann kann man schon mal die eine oder andere moralische Überzeugung zu den Akten legen.

Heldenhaft ist hier dann auch niemand. Tatsächlich macht sich die Serie einen Spaß daraus, die diversen Figuren möglichst unsympathisch zu gestalten. Bei Sackgasse sind sie alle auf Krawall gebürstet und gehen keiner Konfrontation aus dem Weg. Ob es nun der Bankräuber ist, den wir später kennenlernen dürfen, die vier Reisenden, die über das Geld stolpern, oder auch Celina (Jasmina Polak), die ebenfalls zufällig in die Geschichte hineingezogen war: Grundsätzlich ist da erst einmal jeder sich selbst der nächste und darauf bedacht, für sich das Optimum rauszuholen. Da sind allenfalls strategische Zweckgemeinschaften drin, deren Haltbarkeit recht begrenzt ist. Anderen in den Rücken zu fallen oder sie zu betrügen, gehört da einfach dazu.

Viel Chaos ohne viel Fortschritt

Damit lässt sich prinzipiell schon einiges an Spannung erzeugen. Wenn mehrere Parteien gegeneinander kämpfen, von denen keine wirklich als Identifikationsfigur durchgeht, darf gerätselt werden, wer am Ende die Nase vorne hat. Allerdings ist Sackgasse kein reiner Genrevertreter, sondern versucht, das alles mit schwarzem Humor aufzulockern. Auf diese Weise schwankt die Serie zwischen Komödie und Thriller, ohne sich völlig auf eine Richtung entscheiden zu wollen. Dass die Serie etwas chaotisch ist, liegt aber auch daran, dass es nicht die eine Handlung gibt. Da wird von Gruppe zu Gruppe gesprungen. Zwischendurch gibt es auch einen längeren Abschnitt, der die Vorgeschichte von Emil erzählt und was ihn zu dem Banküberfall gebracht hat. Obwohl immer viel passiert, hat man da schnell das Gefühl, dass es nicht wirklich vorangeht. Dass nach sechs Folgen, die jeweils rund eine halbe Stunde lang sind, schon wieder Schluss ist, lässt ebenfalls kaum Entwicklung zu.

Das soll dann aber nicht heißen, dass man hiermit nicht auch Spaß haben kann. Da sind schon immer mal wieder amüsante Momente dabei. Klar sind die Figuren etwas anstrengend und geben einem nicht so wahnsinnig viele Gründe mit, warum man ihnen unbedingt die Daumen drücken müsste. Gleichzeitig wird die Serie nie so wild, wie man anfangs vielleicht erwarten würde. Im Vergleich etwa zu Bad Times at the El Royale, das von einem zufälligen Zusammentreffen in einem Hotel erzählt, bei dem Gangster und Unschuldige gleichermaßen betroffen sind, ist Sackgasse dann doch etwas enttäuschend normal. Wer aber gar nicht diesen Anspruch hat, sondern nur eine unterhaltsame Thrillerkomödie für zwischendurch sehen möchte, macht hiermit nicht wirklich etwas verkehrt.

Credits

OT: „Pewnego razu na krajowej jedynce“
AT: „Dead End“
Land: Polen
Jahr: 2022
Regie: Jakub Piatek, Grzegorz Jaroszuk
Drehbuch: Wojciech Grabarczyk, Dorota Trzaska
Musik: Macio Moretti
Kamera: Jakub Czerwinski
Besetzung: Juliusz Chrzastowski, Lukasz Garlicki, Anna Ilczuk, Jasmina Polak, Michal Sikorski, Maja Wolska, Mateusz Król

Trailer

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Sackgasse
fazit
Was passiert, wenn vier Leute zufällig über die Beute aus einem Bankraub stolpern? Jede Menge Chaos. Stellenweise ist „Sackgasse“ ganz amüsant, da bis zum Schluss offenbleibt, wer denn nun das Geld bekommt. Manchmal kommt die Serie aber zu wenig vom Fleck. Und auch die anstrengenden Figuren können das Vergnügen trüben.
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