Berlin Berlin
© Constantin Film

Berlin, Berlin – Der Film

Kritik

Berlin Berlin
„Berlin, Berlin – Der Film“ // Deutschland-Start: 8. Mai 2020 (Netflix) // 27. Mai 2021 (DVD)

Nachdem Lolle (Felicitas Woll) einst nach Berlin gezogen ist, um ihren Traum, Comiczeichnerin zu werden, zu erfüllen, hatte sie letztlich dann doch nur Scherereien. Insbesondere stellten die Männer Sven (Jan Sosniok), Alex (Matthias Schloo) und Felix (Florian David Fitz) ihr Leben ganz schön auf den Kopf. Nun jedoch hat sich scheinbar alles in gerade Bahnen begeben und ihre Hochzeit mit Hart (Matthias Klimsa) steht kurz bevor. Es könnte alles so schön sein, wenn nicht plötzlich doch wieder ihre alte Liebschaft Sven am Altar auftauchen würde. Plötzlich ist die Sicherheit dahin, wem ihr Herz gehört, und es beginnt eine wilde Jagd um ihre Gunst, bei der die drei auf viele alte Bekannte treffen. Von Berlin in den Harz und zurück! Doch wird Lolle auf diesem Trip endlich zur Besinnung gelangen und erkennen, wer ihre große Liebe für die Zukunft ist?

Die Erfolgsserie der ARD nun auf der Leinwand
17 Jahre ist es bereits her, dass Berlin, Berlin erstmalig im TV lief. Von 2002 bis 2005 produziert, strahlte die ARD die Serie regelmäßig im Vorabendprogramm aus und erzielte damit vor allem bei den jüngeren Generationen recht viel Erfolg. Das Ende der Serie kam nicht wegen einbrechender Zuschauerzahlen, sondern aus dem simplen Grund, dass die Hauptdarstellerin Felicitas Woll einfach nicht mehr weiter machen wollte. Nun hat sie ihre Meinung geändert und einer Reunion für einen entsprechenden Spielfilm zugestimmt. An ihrer Seite wie gewohnt: Jan Sosniok als Sven, Matthias Klimsa als Hart, Sandra Borgmann als Rosalie Butzke und Kai Lentrodt in der Rolle des Harald Sommers. Neu hinzu gesellt sich der etablierte deutsche Komiker Abdelkarim, der in kleinen Nebenrollen zusehen ist.

Strukturiert als Hommage an die alten Zeiten, versuchen die Filmemacher mit der Spielfilmvariante, der nie so recht abgeschlossenen Serie nun doch endlich ein würdiges Ende zu geben. Während alle paar Minuten immer wieder ein Rückblick in die damaligen Serienausschnitte eingefügt ist, beruhen jegliche Handlungsentwicklungen einzig und allein auf der Ursprungsgeschichte und liefern kaum neues Material, geschweige denn Einfallsreichtum. Fanservice wird hier großgeschrieben, denn selbst für alle unwissenden Zuschauer wird in kürzester Zeit erkenntlich, nahezu jede Szene an das frühere Original angelehnt ist.

Aus Humor wird Albernheit
Das erste Drittel schafft es tatsächlich auch mit Humor zu überzeugen und zeigt uns dabei Bilder aus einer längst vergessenen Serien-, Telenovela- und Talkshow-Zeit aus den Anfängen der Nullerjahre. Vor allem für Menschen, die die Serie nicht kennen, werden einige tolle Überraschungen parat gehalten. Etwas ganz Besonderes sind die animierten Einspieler, die Gefühlsregungen und Gedankengänge versuchen zu visualisieren. Die Comic-Lolle zieht sich durch den gesamten Film und taucht immer wieder episodenhaft auf. Doch dann fängt die Misere an.

Während anfangs durch einen Roadtrip und die vielen unterschiedlichen Ereignisplätze eben jene Stimmung abhandenkommt, gesellen sich auch noch unzählige Handlungsfehler hinzu. Die Story selbst mag vielleicht noch im Ansatz schlüssig sein, kann jedoch kein bisschen begeistern, insbesondere weil man in einem Werk, das Berlin, Berlin heißt, nicht unbedingt eine Reise in den Harz erwartet, welche wiederum große Teile der Spielzeit einnimmt. Immer wieder wird versucht, mit Hilfe von flachen Witzen die Zuschauer bei Laune zu halten, doch sind diese so belanglos, dass sie schnell langweilig werden. Zudem werden offensichtliche Gags auch noch erläutert und verlieren damit zusätzlich an Charme. Zumindest jedoch harmonieren indes die Figuren recht gut miteinander, auch wenn diese keine gute Charakterisierung erhielten und in sich unschlüssig sind. Erkennbar ist dies zum Beispiel daran, dass Lolle als eine Person beschrieben wird, die sich keine Telefonnummern merken kann, und in den entscheidenden Situationen kennt sie diese dann doch auswendig? Sehr seltsam!

Was bleibt noch zu sagen? Es gibt ein paar nette Bild in Bild-Cuts, die Handlung ist gegen Ende des Films Haare sträubend und Abdelkarim ist mit seinem Gastauftritt das einzige Licht am Ende des Tunnels. Warum aber muss ein Komiker, der nichts mit der Ursprungsgeschichte zu tun hat, den Film retten und auch nur Ansätze von Unterhaltung einbringen, während alle anderen Schauspieler eher ein gewohntes Bild verkörpern, welches heute keinen mehr so richtig anspricht?

Credits

OT: „Berlin, Berlin – Der Film“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Franziska Meyer Price
Drehbuch: David Safier
Musik: Helmut Zerlett
Kamera: Stefan Unterberger
Besetzung: Felicitas Woll, Janina Uhse, Jan Sosniok, Matthias Klimsa, Sandra Borgmann, Kai Lentrodt, Armin Rohde, Kailas Mahadevan

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.

Powered by JustWatch



(Anzeige)

"Berlin, Berlin" ist ein nachgeholter Abschiedsfilm, der durch den finalen Sprung in ein neues Leben wohl auch den Absprung von seiner Fanbase schaffen möchte. Schade, dass man sich dabei nicht mehr Mühe gegeben hat und sich allein auf Fanservice ausruht, anstatt eine solide Handlung zu bieten. Fraglich bleibt zudem, warum es das Produktionsteam geschafft hat, den ersten Part durchaus unterhaltsam zu gestalten, während es danach alle guten Ansätze über Bord wirft und den Zuschauer im sinnlichen Regen der unausgereiften Dialoge zurücklässt.
2
von 10