München – Im Angesicht des Krieges Munich – The Edge of War Netflix
© Netflix/Frederic Batier

München – Im Angesicht des Krieges

Inhalt / Kritik

München – Im Angesicht des Krieges Munich – The Edge of War Netflix
„München – Im Angesicht des Krieges“ // Deutschland-Start: 21. Januar 2022 (Netflix)

Im Jahr 1938 stehen in Europa die Zeichen auf Krieg. Schließlich hat Adolf Hitler (Ulrich Matthes) entschieden, dass das Sudetenland an Deutschland angeschlossen werden muss. Zur Not soll dies mit militärischer Gewalt geschehen. Der britische Premierminister Neville Chamberlain (Jeremy Irons) will dies jedoch unbedingt verhindern und ist zu diesem Zweck bereit, zahlreiche Zugeständnisse zu machen. Doch wird dies etwas bringen? Hinter den Kulissen wachsen die Zweifel daran, dass sich ein Krieg noch vermeiden lässt, zu groß sind die Ansprüche Hitlers. Und so drängen Chamberlains Sekretär Hugh Legat (George MacKay) und der deutsche Diplomat Paul von Hartmann (Jannis Niewöhner), die sich seit ihrer gemeinsamen Zeit in Oxford kennen, darauf, das geplante Abkommen zu verhindern. Gerade Paul würde dafür sehr weit gehen, obwohl er selbst anfangs ein glühender Verehrer des neuen Deutschlands war …

Der letzte Kampf gegen den Krieg

Ein bisschen unheimlich ist der Zeitpunkt ja schon, an dem der Netflix-Film München – Im Angesicht des Krieges veröffentlicht wird. In einer Phase, in der täglich in den Nachrichten diskutiert wird, ob sich ein Angriff Russlands auf die Ukraine diplomatisch noch verhindern lässt, schildert man hier den ganz ähnlichen historischen Fall im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs. Damals hoffte man noch, einen europaweiten Krieg abwenden zu können, indem man das Sudetenland dem Aggressor einfach überließ. Gebracht hat es bekanntlich nicht viel, nur ein Jahr später brach der Krieg doch noch aus. Der Film ist sich der Vergeblichkeit der Bemühungen also bewusst, auch wenn das am Ende entstandene Münchner Abkommen zumindest als ein Teilerfolg verkauft wird, der den Alliierten die notwendige Zeit brachte, sich auf den „richtigen“ Krieg vorzubereiten.

In Filmen Geschichten zu erzählen, deren Ausgang historisch bereits vorgegeben ist, das ist natürlich immer so eine Sache. Kann etwas spannend sein, bei dem man schon vorher weiß, wie es endet? Der im Bereich Rechtsnationalisten erfahrene Regisseur Christian Schwochow (Je Suis Karl, Deutschstunde) holt aber doch einiges aus dem Stoff heraus. Der Anfang nimmt sich relativ viel Zeit, wenn es mehr um die beiden jungen Männer geht als ihren historischen Rettungsversuch. In der zweiten Hälfte von München – Im Angesicht des Krieges nimmt der Druck aber stetig zu. Die Zeit drängt, es gilt irgendwie das Abkommen zu verhindern. Dafür geschieht dann einiges hinter den Kulissen, es wird versucht zu überzeugen, auch mithilfe geheimer Dokumente. Und wenn das nicht hilft, gibt es noch einen Plan B, eine Notfalllösung.

Dringlich, aber etwas oberflächlich

Schwochow inszeniert das mit einer gehörigen Portion Dringlichkeit. Das erreicht er zum einen durch die große Hektik, mit der er später seine Geschichte erzählt. Da gibt es kaum einen Ruhemoment mehr, von Hartmann und Legat sind nur noch damit beschäftigt, von einem Ort zum nächsten zu rennen, in der Hoffnung, dass irgendjemand sie beachtet. Die Kamera bleibt ihnen dabei immer dicht auf den Fersen. München – Im Angesicht des Krieges hat dabei schon eine irgendwie beklemmende Atmosphäre. Da ist kaum mal eine Außenaufnahme, die für etwas Entspannung sorgen könnte. Die Aufnahmen der Protagonisten sind immer ganz nah bei ihnen, gern als Großaufnahme der Gesichter.

Für die Atmosphäre ist das ganz gut. Für den Tiefgang eher weniger. Dass man durch „München – Im Angesicht des Krieges nicht wirklich viel mehr über das damalige Abkommen und den Ablauf der Verhandlungen erfährt, ist dabei das geringere Problem. Schließlich ist der auf einem Roman von Robert Harris (Intrige) basierende Film zu größeren Teilen fiktional, die beiden jungen Männer hat es in der Form nicht gegeben. Schade ist jedoch, dass man über sie so wenig erfährt. Der Einstieg, der sie in trauter Zweisamkeit zeigt, Jahre vor den Ereignissen um das Abkommen, bleibt letztendlich ohne größere Relevanz. Man erfährt ebenso wenig über den Bruch der beiden wie auch über die innere Wandlung des Deutschen, der von einem Befürworter zu einem Widerstandskämpfer wird. Die anderen Nebenfiguren, darunter die Frau von Legat, bleiben ohnehin reine Kulisse.

Ein Spiel mit dem Möglichkeiten

Dennoch ist der Film sehenswert. Die gute Besetzung, sowohl auf deutscher wie auch auf britischer Seite, hat maßgeblich Anteil daran, dass man die mehr als zwei Stunden dann doch am Ball bleibt. Schön ist, dass hier tatsächlich entlang der Nationalitäten besetzt wurde und zumindest in der Originalfassung mehrsprachig gesprochen wird – bei Historiendramen keine Selbstverständlichkeit. Die Ausstattung kann sich ebenfalls sehen lassen. Der Unterhaltungsfaktor stimmt damit bei München – Im Angesicht des Krieges, auch wenn nie ganz klar wird, welchen Schluss man aus dem Film ziehen soll bzw. ob überhaupt einer gezogen werden sollte. Denn so leicht sich Parallelen zum heutigen Geschehen finden, am Ende bleibt man hier doch recht ratlos zurück. Hätte es einen Unterschied gemacht, gleich damals in den Krieg zu ziehen? Was wäre anders gelaufen? Die Mischung aus Drama und Thriller spielt mit diesen Möglichkeiten, bleibt am Ende dazu aber stumm.

Credits

OT: „Munich – The Edge of War“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Christian Schwochow
Drehbuch: Ben Power
Vorlage: Robert Harris
Musik: Isobel Waller-Bridge
Kamera: Frank Lamm
Besetzung: Jeremy Irons, George MacKay, Jannis Niewöhner, Sandra Hüller, Liv Lisa Fries, August Diehl, Ulrich Matthes

Bilder

Trailer

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„München – Im Angesicht des Krieges“ nimmt uns mit ins Jahr 1938, wo zwei junge Männer versuchen, das Münchner Abkommen zwischen Hitler und den anderen Nationen noch zu verhindern. Das ist auch aufgrund der Hektik durchaus spannend, trotz bekannten Ausgangs. Richtig viel Tiefgang hat das Thrillerdrama aber nicht, weder auf die historischen Ereignisse noch die beiden Figuren bezogen.
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