Waco Amerikanische Apokalypse Netflix
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Waco: Amerikanische Apokalypse

Waco Amerikanische Apokalypse Netflix
„Waco: Amerikanische Apokalypse“ // Deutschland-Start: 22. März 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Religion kann den Menschen Halt geben und ihnen dabei helfen, Sinn in einer chaotischen Welt zu finden, in der oft nichts zu stimmen scheint. Genauso kann der Glaube aber auch zum Deckmantel werden, hinter dem die abscheulichsten Verbrechen geschehen. Das wiederum macht Religion zu einem dankbaren Thema für True-Crime-Dokus, wenn der Kontrast zwischen dem äußeren Schein und dem Dahinter zum Vorschein kommt. Gerade erst brachte uns Netflix mit Im Namen Gottes: Heiliger Verrat einige südkoreanische Sekten näher, die systematisch ihre Schützlinge missbrauchten und zerstörten. Wem das noch nicht reichte, bekommt nun Nachschlag in Form von Waco: Amerikanische Apokalypse, das eine nicht minder schockierende Sekten-Geschichte mit dem Publikum teilt, diesmal aus den USA.

Zwischen Missbrauch und Massaker

Wobei die dreiteilige Miniserie genauer aus zwei Themen besteht. Das erste ähnelt sehr dem des obigen Netflix-Kollegen. Genauer erfahren wir hier von den Machenschaften von David Koresh, der eigentlich Vernon Wayne Howell hieß und in den 1980ern die apokalyptische Sekte Branch Davidians übernahm. Von sich selbst behauptete er, ein Prophet zu sein, zu dem Gott direkt spricht, weshalb alle anderen auf ihn hören sollten. Und wie das bei vielen selbsternannten Propheten so ist, bedeutete das für ihn, dass er jede Frau haben durfte, die er begehrte. Und er begehrte sehr viele von ihnen, auch Kinder waren unter seinen Bräuten. In Waco: Amerikanische Apokalypse kommen dabei Leute zu Wort, die damals selbst Teil der Schar waren. Einige davon wissen mit dem Abstand, dass dies damals Verbrechen waren. Andere sind bis heute davon überzeugt, dass Koresh das Recht dazu hatte.

Was die Geschichte um die Sekte von anderen unterscheidet, ist deren blutiges Ende. Bis heute ist sie berühmt durch den 51 Tage dauernden Kampf zwischen den Anhängern und dem FBI. Am 28. Februar 1993 startete eine Bundespolizei eine Durchsuchung des Mount Carmel, wo die Branch Davidians lebten. Das Ergebnis war ein Massaker, das auf beiden Seiten viele Menschenleben kostete. Bis heute ist vieles dabei nicht ganz klar, unter anderem die Frage, welche Seite das Feuer eröffnete. Waco: Amerikanische Apokalypse hat dieser Frage auch nicht wirklich etwas hinzuzufügen. Zwar kommen Überlebende des Vorfalls zu Wort, auch auf historische Aufnahmen wird zurückgegriffen. Die Serie hat aber keine wirklichen Erkenntnisse zu bieten, die nicht schon von den diversen früheren Produktionen zu dem Thema angeboten wurden. Wer also von der Tragödie damals bereits weiß, muss sich die Dokumentation nicht unbedingt anschauen. Die groß angekündigten noch nie gesehenen Bilder sind da schon etwas Augenwischerei.

Schockierendes Spektakel

Allgemein wäre etwas mehr Tiefgang bei dem Ganzen schön gewesen. So sind die Informationen über die Sekte, die es schon lang vor Koresh gab, etwas dünn. Wie so oft wird einem beim Zusehen auch nicht wirklich klar, wie es überhaupt zu dieser großen Ergebenheit kommen konnte. Mit dem Abstand zu der Gruppe, den man vor dem heimischen Bildschirm notgedrungen hat, bleibt die Anziehungskraft des Mannes ein Rätsel. Da werden auch die Aussagen der Jünger und Jüngerinnen nicht wirklich erhellend. Waco: Amerikanische Apokalypse ist stärker am Spektakel interessiert als an einer inhaltlichen Auseinandersetzung. Immerhin: Ganz so voyeuristisch wie andere True Crime Dokus wird es hier nicht. Regisseur Tiller Russell (Night Stalker: Auf der Jagd nach einem Serienmörder) schlachtet das Leid nicht über Maßen aus.

Die mangelnde Tiefe bedeutet aber nicht, dass die Serie nicht sehenswert ist. So ist die Geschichte dreißig Jahre später noch immer schockierend und tragisch: Viele Menschenleben wurden damals ohne plausiblen Grund vorzeitig beendet. Im Gegensatz zu manch anderer Netflix True Crime Doku hatte man hier auch ein Gespür dafür, wie lange das alles sein darf, ohne zu viel zu werden. Nicht zuletzt die persönlichen Interviews tragen dazu bei, dass Waco: Amerikanische Apokalypse einiges zu erzählen hat, das einem auch nach den drei Folgen noch in Erinnerung bleibt. Wer also auf der Suche nach einer solchen unfassbaren Doku ist, wird hier fündig, darf einiges lernen und bleibt doch ratlos zurück.

Credits

OT: „Waco: American Apocalypse“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Tiller Russell
Musik: Peter Gregson
Kamera: Adam Stone

Bilder

Trailer

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Waco: Amerikanische Apokalypse
fazit
„Waco: Amerikanische Apokalypse“ erinnert an eine Sekte, die sich 1993 einen tödlichen Kampf mit dem FBI lieferte. Die Dokuserie hat nicht wirklich etwas Neues beizutragen. Wer die Geschichte noch nicht kämpft, darf sich hier aber gleich in mehrfacher Hinsicht schockieren lassen.
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