Bodyguard Netflix
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Bodyguard – Staffel 1

Kritik

Bodyguard Netflix
„Bodyguard“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2018 (Netflix) // 19. Februar 2021 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich war der Polizist David Budd (Richard Madden) nur mit seinen beiden Kindern auf dem Weg zu seiner Frau Vicky (Sophie Rundle), als ihn die Arbeit wieder einholt. Ausgerechnet in dem Zug, in dem sie unterwegs sind, sollen Terroristen unterwegs sein, die eine Bombe hochgehen lassen wollen. Nur durch den Einsatz von David gelingt es, die Verdächtigen zu schnappen und eine Katastrophe zu verhindern. Zum Dank für seine heldenhafte Tat wird er zum Personenschützer der Innenministerin Julia Montague (Keeley Hawes) ernannt. Pflichtbewusst erfüllt er auch diese Aufgabe, selbst wenn er mit ihrem umstrittenen Sicherheitsgesetz nicht glücklich ist. Doch es sind nicht nur diese unterschiedlichen Ansichten, die seine Arbeit erschweren. Seine scheiternde Ehe und die posttraumatischen Störungen durch den Krieg kommen ihm immer wieder in den Weg. Dabei muss er sich eigentlich ganz auf seinen Job konzentrieren, dauert es doch nicht lange, bis auf Montague ein Anschlag verübt wird …

Sensationell spannend

Bodyguard gehörte 2018 sicher zu den Überraschungshits im Serienbereich. Erst bescherte die BBC-Produktion dem britischen Sender Traumquoten, einige Wochen später wurde der Thriller dank Netflix zu einer weltweiten Sensation, die millionenfach Menschen vor die Bildschirme lockte. Etwas mehr als zwei Jahre später darf nun auch der Rest in Deutschland miterleben, was denn nun dran ist an dem Hype, wenn erst die Ausstrahlung im ZDF und kurze Zeit später die reguläre Veröffentlichung fürs Heimkino ansteht. Ob es mit dem zeitlichen Abstand noch einmal zu einem solchen Run kommen wird, das darf zwar bezweifelt werden. Der Unterhaltungsfaktor ist hingegen uneingeschränkt hoch.

Die Geschichte beginnt dabei mit einer Sequenz, die zu den stärksten von Bodyguard gehört. Für manche wird es sogar die stärkste insgesamt sein. Das Publikum wird an der Stelle mitten ins Geschehen geworfen, wenn in einem Zug eine Bombe hochgehen soll und ein Mann dieses Unglück zu verhindern versucht. Wer der Mann ist, wer die Bombe gelegt hat, was genau überhaupt lost ist – die Serie verrät es nicht, nicht sofort zumindest. Das braucht es aber auch nicht. Selbst ohne Kontexte und tiefere Einblicke ist man hier von Anfang an gebannt, fiebert mit, worauf alles hinauslaufen wird. Denn immer, wenn man meint, jetzt wäre es endlich geschafft, wird man eines Besseren belehrt.

Zwischen äußerer und innerer Bedrohung

Spannende Szenen gibt es auch im weiteren Verlauf der sechs Folgen einige. Selbst nach dem Entschärfen der Bombe bleiben schließlich die Bedrohungen im Land durch Attentäter. Wobei Bodyguard nur zum Teil von islamistischen Terror erzählt. Stattdessen wird die Geschichte mit der Zeit immer größer – und chaotischer. Zum einen befasst sich die von Jed Mercurio entwickelte Serie mit gesellschaftlichen Themen wie der Einschränkung der Persönlichkeitsrechte unter dem Deckmantel der Sicherheit. Später dominieren Elemente des Verschwörungsthrillers, als klar wird, dass auch bei den „Guten“ irgendwelche Leute in die Anschläge involviert sein müssen. Und dann wäre da noch der persönliche Aspekt, der beispielsweise das schwierige Privatleben von Budd betrifft.

Das ist auch tatsächlich überzeugend von Richard Madden (Rocketman, Ibiza) gespielt. Zwar wurde seinerzeit von mancher Seite darüber gespottet, wie er mit einem eisernen Gesichtsausdruck durch das Geschehen kämpft. Doch das passt in dem Fall gut, da er einen Mann verkörpert, der sich geradezu zwanghaft in seine Aufgabe stürzt, um sein immer weiter außer Kontrolle geratenes Innenleben zu kompensieren. Budd wirkt dabei wie ein Roboter mit Fehlfunktion, was ihn selbst zu einem Gefahrenfaktor macht. Polizisten oder allgemein Ermittler mit dysfunktionalen Zügen gibt es natürlich häufig. Selten aber klafft da die Lücke zwischen der Fassade und dem Abgrund dahinter derart stark auseinander wie hier.

Chaos an allen Fronten

Das wirkt manchmal ein bisschen willkürlich zusammengewürfelt. Mal setzt Bodyguard auf bewährte Klischees, nur um sie an anderer Stelle auf den Kopf zu stellen – eine der interessantesten Wendungen findet sich in der Hinsicht ganz zum Schluss. Außerdem ist es nicht immer ganz einfach den Überblick zu behalten über die zahlreichen Fraktionen, die hier im Wettstreit sind, mal Politik, dann Polizei sein können, Geheimdienste oder organisiertes Verbrechen. Wenn dann zwischendurch auch noch Affären die Runde machen, ist man endgültig im Bereich des Groschenromans angekommen. Aber auch wenn das am Ende nicht ganz so tiefgründig ist, wie es verkauft werden soll, Spaß macht es trotzdem, von kleineren Hängern in der zweiten Hälfte einmal abgesehen bleibt auch die Spannungskurve hoch genug, dass man bis zum finalen Abspann dran bleibt.

Credits

OT: „Bodyguard“
Land: UK
Jahr: 2018
Regie: Thomas Vincent, John Strickland
Drehbuch: Jed Mercurio
Idee: Jed Mercurio
Musik: Ruth Barrett, Ruskin Williamson
Kamera: John Lee
Besetzung: Richard Madden, Keeley Hawes, Gina McKee, Sophie Rundle, Vincent Franklin, Pippa Haywood, Paul Ready, Tom Brooke

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Golden Globes 2019 Beste Serie – Drama Nominierung
Bester Hauptdarsteller in einer Serie – Drama Richard Madden Sieg

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Auch wenn man sich darüber streiten kann, ob „Bodyguard“ nun wirklich eine Sensation ist oder nicht, der Unterhaltungsfaktor zumindest stimmt. Mal hoch explosiver Thriller, dann wieder groß angelegtes Verschwörungspuzzle hebt sich die etwas überladene Serie auch durch die Hauptfigur ab, die ihr zerstörtes Innenleben durch ein mechanisches Festhalten an der Aufgabe zu kompensieren versucht.
7
von 10