Scouts Honor: The Secret Files of the Boy Scouts of America Pfadfinderehre Die Geheimakten der Boy Scouts of America Netflix Streamen online
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Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America

Scouts Honor: The Secret Files of the Boy Scouts of America Pfadfinderehre Die Geheimakten der Boy Scouts of America Netflix Streamen online
„Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America“ // Deutschland-Start: 6. September 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich gibt es bei Dokumentationen dieses traditionelle Ideal, dass sie möglichst nüchtern und neutral sein sollen. Das Ziel: eine unvoreingenommene Beschäftigung mit einem Thema. Das heißt aber nicht, dass sie nicht auch starke Gefühle hervorrufen können. Bei Netflix ist man sich bewusst, dass solche Emotionalisierungen sehr lukrativ sein können. Vor allem Wut sorgt für gute Klickzahlen. Und so brachte der Streamingdienst in der letzten Zeit etwa Vergiftet: Die schmutzige Wahrheit über unser Essen heraus, das sich mit dem Gemauschel der Nahrungsmittelindustrie befasste. Bei Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni wiederum ging es um ein kleines Kind, das misshandelt und aus dem Fenster geworfen wurde. Ein Publikum, das diese Art Geschichten gern anschaut, wird bei Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America besonders viel Gelegenheit haben, entsetzt zu sein.

Tausendfacher Missbrauch

Der Titel ist dabei ungewöhnlich zurückhaltend, wenn es darum geht das Verbrechen beim Namen zu nennen. Oder besser: die Verbrechen. Schließlich erzählt der Film, wie bei den Boy Scouts of America, der US-amerikanischen Pfadfindervereinigung Tausende Kinder und Jugendliche missbraucht wurden. Wie viele es insgesamt gewesen sind, wird kaum mehr zu rekonstruieren sein. Bis November 2020 wurden jedoch mehr als 92.000 Klagen eingereicht. Dass all diese Fälle in einem einzigen Film berücksichtig werden, ist natürlich keine Option. Und so gibt es Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America nur einige wenige, die stellvertretend für die vielen anderen, die Leid erlitten haben, ihre Geschichten erzählen dürfen.

Das Thema ist eines, welches schnell voyeuristisch zu werden droht. Gerade auf Netflix findet man zahlreiche Filme und Serien, die auf fragwürdige Weise die tragischen Geschichten von Opfern ausschlachten und damit selbst eine Art Missbrauch betreiben. Hier ist das zum Glück anders. Regisseur Brian Knappenberger, der auch schon beim schockierenden Der Fall Gabriel Fernandez verantwortlich war, hält sich weitestgehend zurück. Auch die Musik ist meist dezent, versucht nicht, um jeden Preis Gefühle zu erzwingen. Und doch geht Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America natürlich zu Herzen. Wenn die ehemaligen Jungen Jahrzehnte später erzählen, was ihnen widerfahren ist und was dies in ihnen auslöste, muss man schon sehr hartgesotten sein, um nicht mit ihnen mitfühlen zu können.

Systematische Vertuschung

Wobei der Empörungsfaktor nur zum Teil der Tat an sich geschuldet ist. Hinzu kommt, dass bei der Organisation – vergleichbar zu den Missbrauchsgeschichten in der Kirche – die unliebsamen Vorfälle unter den Teppich gekehrt werden sollten. So waren einige der Vorwürfe durchaus bekannt. Doch wie das so ist: Die Betroffenen werden nicht ernstgenommen, werden teilweise auch eingeschüchtert. Das Individuum wird geopfert, damit die das große Ganze weitermachen kann. Mit Moral hat das dann wenig zu tun, da geht es um den guten Ruf. Vor allem geht es um Geld und Macht, wie Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America deutlich macht. Denn würde nach außen bekannt, dass es diese Probleme gibt, würden wahrscheinlich weniger Eltern ihre Kinder zu den Pfadfindern schicken. Und das galt es zu verhindern.

Im Grunde erzählt Knappenberger damit eine bekannte Geschichte, die Mechanismen sind fast immer gleich, wenn es um das Vertuschen der Straftaten geht. Wobei die eine Anekdote, in der einem Jungen und seiner Familie Gewalt angedroht wurde, wenn er alles verrät, schon noch eine Stufe härter ist. Auch die Erzählungen von Ausgrenzungen und Drohungen durch andere Pfadfinder machen betroffen. Eine wirkliche Enthüllung ist Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America dabei nicht, da der Skandal in den USA bekannt ist. Die Organisation musste schließlich Konkurs anmelden als Folge der Anschuldigungen. Aber auch wenn der Titel da schon ein wenig hoch gegriffen ist, greift er doch zumindest ein wichtiges Thema auf und sorgt dafür, dass die Opfer nicht ungehört bleiben.

Credits

OT: „Scouts Honor: The Secret Files of the Boy Scouts of America“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Brian Knappenberger
Musik: John Dragonetti
Kamera: Jay Visit

Bilder

Trailer

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Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America
fazit
„Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America“ befasst sich mit dem gigantischen Missbrauchsskandal rund um die US-amerikanische Pfadfinder-Vereinigung. Die persönlichen Geschichten gehen einem nahe, ohne zu sehr ausgeschlachtet zu werden. Und auch wenn der Dokumentarfilm letztendlich nichts Neues erzählt, so ist das Thema ohne Zweifel wichtig.
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