The Drug King
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The Drug King

The Drug King
„The Drug King“ // Deutschland-Start: 21. Februar 2019 (Netflix)

Busan, 1972: Große Ambitionen hatte Doo-sam Lee (Kang-ho Song) bislang ja eigentlich nicht so gehabt. Ein bisschen Schmuggel hier und dort und dabei ein paar Kröten verdienen, mehr wollte er eigentlich gar nicht. Bis ihm dämmert: Da geht doch noch mehr. Warum nicht daheim in Südkorea Drogen produzieren und nach Japan schmuggeln? Der Markt ist schließlich da. Und er ist hungrig. Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft das Geschäft auch richtig gut, Lee baut sich ein florierendes Unternehmen auf und nutzt sein Geld, um ein wenig Ansehen zu gewinnen. Dummerweise erregt er damit aber auch die Aufmerksamkeit des jungen Staatsanwaltes In-goo Kim (Jung-suk Jo), der alles daransetzt, um den Drogenkönig unschädlich zu machen.

Drogen gehen eigentlich immer, zumindest im Bereich Film und Fernsehen. Ob wir nun dem schillernden Drogenbaron Escobar in Narcos folgen oder Hollywood seine Helden in den Kampf gegen berauschende Gangs schickt, das Thema ist und bleibt ein Dauerbrenner. Der Nachteil: Es ist nicht so ganz einfach, bei der Masse an Titeln wirklich hervorzustechen. Am ehesten gelingt das noch durch ungewöhnliche Protagonisten und der Verweis auf eine wahre Geschichte – siehe den 90-jährigen Drogenschmuggler in The Mule oder den Wendehals in Barry Seal – Only in America, der für alle und jeden arbeitet.

Neue Kulissen braucht das Genre
Beim Netflix-Beitrag The Drug King ist es das Setting, das für etwas frischen Wind sorgt. Nicht nur, dass Südkorea hierzulande nicht unbedingt für Drogengeschichten bekannt ist. Zudem dürfen sich die Zuschauer auch auf einen Ausflug in die frühen 70er freuen. Das bringt eine Mischung aus Exotik und Nostalgie mit sich, die durchaus reizvoll ist. An der Ausstattung ist hier auch gar nicht wirklich etwas auszusetzen, man folgt ganz gerne Lee bei seinen Grenzgängen durch Fernost, wo Schickimicki-Glitzer und Unterweltmorast eng beieinander liegen.

Doch so ansprechend das Drumherum ist, so vielversprechend die Ausgangslage: Irgendwie ist The Drug King recht langweilig. Schon die Vorstellung, dass ein Kleinganove plötzlich den großen Reibach macht und anschließend ebenso spektakulär wieder abstürzt, lockt nicht so wirklich vor den Fernseher. Denn das hat man inzwischen doch schon recht oft gesehen, Regisseur und Drehbuchautor Min-ho Woo verpasst es auch, dem Genrepfad spannende neue Einblicke zu entlocken. Eigentlich ist hier alles wie immer, nur eben etwas anders angerichtet.

Irgendwie … nicht ganz
Und auch die Figuren sind nicht gerade Beispiele größten Individualismus. Der vielbeschäftigte Kang-ho Song (A Taxi Driver, The Age of Shadows) bringt sicher eine gewisse Leichtigkeit mit. Manchmal ist The Drug King sogar fast schon lustig, wenn da ein ambitionierter Kleinganove mit den großen Jungs spielen will. Aber diese humorvollen Einschübe sind nur kleine Tupfer in dem ansonsten sehr blassen Film. Nicht konsequent genug, um aus der Geschichte mehr zu machen als eben nur einen weiteren Drogenkrimi.

Es ist noch nicht mal ein sonderlich spannender Drogenkrimi. Wie so viele Filme aus dem fernen Osten hat es The Drug King nicht gerade eilig beim Erzählen der Geschichte. Knapp 140 Minuten ist schon sehr großzügig angesetzt angesichts des dünnen Inhalts. Sie fühlen sich oft dann auch nach mehr an, die anfängliche Neugierde macht schnell, viel zu schnell, einer leichten Langeweile Platz. Wer unbedingt mal wieder einen solchen Film braucht und nichts gegen Untertitel einzuwenden hat – Netflix verzichtete wie bei so vielen asiatischen Filmen auf eine Synchro –, kann es hiermit versuchen. Mehr als Durchschnittsware sollte man sich aber besser nicht versprechen.



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Ein Kleinkrimineller, der Anfang der 70er Drogen von Südkorea nach Japan schmuggelt? Das ist zumindest mal ein etwas anderes Setting. Das war es aber auch schon an Alleinstellungsmerkmalen, „The Drug King“ hat weder bei der Geschichte noch den Figuren etwas Interessantes zu erzählen, zieht sich zudem ziemlich.
5
von 10