Das Interview mit Rosa Peral Las Cintas De Rosa Peral Rosa Peral's Tapes Netflix Streamen online
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Das Interview mit Rosa Peral

Das Interview mit Rosa Peral Las Cintas De Rosa Peral Rosa Peral's Tapes Netflix Streamen online
„Das Interview mit Rosa Peral“ // Deutschland-Start: 8. September 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Nachdem es eine Weile so aussah, als wollte sich Netflix von dem früher so stark versorgten Segment der True Crime Dokus verabschieden, kamen zuletzt doch wieder eine Reihe solcher Titel aus. Dabei scheint der Streamingdienst vor allem auf schockierende Geschichten zu setzen. Ob es nun der Massenmissbrauch von Pfadfinderehre: Die Geheimakten der Boy Scouts of America war oder Ein zu kurzes Leben: Der Fall Isabella Nardoni über den Mord an einem kleinen Mädchen, da durfte sich beim Zusehen schon der Magen umdrehen. Auf seine Weise hat auch der neueste Beitrag Das Interview mit Rosa Peral einen höheren Schockfaktor. Zu vergleichen ist der Film aber kaum mit den beiden oberen.

Keine richtige Auflösung

Das fängt schon damit an, dass es hier um den Mord an einem erwachsenen Mann geht. Das ist zwar ebenfalls schrecklich, wird bei vielen aber keine vergleichbare emotionale Reaktion hervorrufen, als wenn ein Kind das Opfer ist. Vor allem aber ist die Absicht des Films eine andere. So ist bei den beiden obigen Titeln ziemlich klar, wer jeweils hinter den Taten steckte. Das Interview mit Rosa Peral ist da undurchsichtiger. Verdächtigt wurde die titelgebende Rosa Peral, die Ehefrau des ermordeten Pedro. Aber auch Albert, mit dem Rosa eine Affäre hatte, kam in Frage. Also beschloss die Polizei, dass die zwei es einfach gemeinsam waren, um so das Hindernis ihrer Beziehung aus dem Weg zu räumen. Ob man das als Motiv ausreichend findet, sei mal dahingestellt. Ein Problem gab es jedoch: ein Mangel an Beweisen.

Aber wie einem andere True Crime Dokus vorgeführt haben: Dieser Mangel wird gern mal ignoriert, wenn es unbedingt einen Schuldigen oder eine Schuldige braucht. Die Dame der Stille: Die Mataviejitas-Morde erzählte vor einigen Wochen beispielsweise, wie eine Frau auch ganz ohne Beweise hinter Gitter gebracht wurde, wo sie selbst dann blieb, als die wahre Täterin geschnappt wurde. Ganz so extrem wird es in Das Interview mit Rosa Peral nicht. Denn während bei der besagten Leidensgenossin oben relativ wahrscheinlich ist, dass die Verurteilte gar nichts getan hat, bleibt das hier offen. Tatsächlich verrät der spanische Film überhaupt nicht, wie es denn nun wirklich gewesen ist. Denn das weiß – der Verurteilung zum Trotz – niemand so wirklich.

Mehr Gesellschaftskritik als True Crime

Solche True Crime Dokus, bei denen Fragen offenbleiben, sind immer so eine Sache. Manchmal kann es schon richtig frustrierend sein, wie da den Zuschauern und Zuschauerinnen Rätsel aufgegeben werden, die niemand beantwortet. Bei Das Interview mit Rosa Peral gibt es aber auch losgelöst davon Erzählenswertes. Primär betrifft das die Art und Weise, wie ein Urteil erzwungen wurde. Anstatt irgendwie plausibel nachzuzeichnen, wie sich das alles abgespielt hat, konzentrierte man sich lieber darauf, Rosa in Misskredit zu bringen. So hatte diese nicht nur eine Affäre mit Albert. Sie neigte allgemein dazu, das mit der Treue nicht so eng zu sehen und stattdessen lieber mit mehreren Männern ins Bett zu gehen. Das macht aus ihr keine Mörderin. Tatsächlich hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun. Aber es half, das Bild einer verkommenen Person zu zeichnen, was am Ende ausschlaggebend war.

Man kann sich daher darüber streiten, ob Das Interview mit Rosa Peral überhaupt eine richtige True Crime Doku ist. Denn während der Film in der Hinsicht ziemlich unbefriedigend ist, hat er doch einiges über die Gesellschaft zu sagen. Die Vorstellung, dass eine Frau sich sexuelle Befriedigung sucht und dafür mit mehreren Männern ins Bett geht, ist trotz aller Fortschritte offensichtlich um 21. Jahrhundert noch immer so empörend, dass man einer solchen Person alles zutrauen kann. Die Verurteilung wegen Mordes hat deshalb mehr über Spanien zu sagen als über die mutmaßliche Mörderin selbst. Das ist skandalös, gleich ob sie schuldig ist oder nicht. Man wird es hier auch nicht müde, das Publikum darauf hinzuweisen, wie skandalös das ist. Doch so sehr das auch zu Diskussionen anregt, gerade im Hinblick auf die geschlechterabhängige Doppelmoral, für einen ganzen Film ist das etwas dünn. Da kommen nach einer Weile keine nennenswerten neuen Erkenntnisse mehr hinzu, weshalb es hier letztendlich wohl auch ein Kurzfilm getan hätte.

Wer hingegen noch deutlich mehr sehen möchte: Die parallel veröffentlichte Serie Körper in Flammen erzählt die Geschichte von Rosa in acht fiktionalisierten Folgen. Dort gibt es auch mehr zu der eigentlichen Beweislage zu hören, über die in der doch recht einseitigen Doku wenig gesprochen wird.

Credits

OT: „Las Cintas De Rosa Peral“
Land: Spanien
Jahr: 2023
Regie: Manuel Perez, Carles Vidal Novellas
Musik: Sergio Jiménez Lacima

Trailer

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Das Interview mit Rosa Peral
fazit
„Das Interview mit Rosa Peral“ erzählt von dem Fall einer Polizistin, die immer wieder Affären hatte, weshalb man ihr auch den Mord an ihrem Mann zutraute. Als True Crime Doku ist das eher unbefriedigend, da das Verbrechen hier gar nicht aufgeklärt wird. Als gesellschaftliche Diskussion ist das lohnender, aber letztendlich zu lang.
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