John Wayne Gacy Netflix
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John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders

John Wayne Gacy Netflix
„John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders“ // Deutschland-Start: 20. April 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Bevor John Wayne Gacy es mit der längsten Strafe, die je ein Serienmörder erhalten hat (21-mal lebenslang, zwölfmal zum Tode verurteilt), ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte, wurden über sechzig Stunden an Audiomaterial von Gesprächen mit ihm aufgenommen, welche jedoch bislang nicht veröffentlicht wurden. Das ändert sich nun dank Netflix und der neuen Miniserie John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders. Der Originaltitel Conversations with a Killer: The John Wayne Gacy Tapes stellt einen deutlicheren Bezug zu den Aufnahmen her, wie die Übersetzung aber begibt er sich ins Fahrwasser der ebenfalls auf Netflix erschienenen Miniserie Conversations with a Killer: The Ted Bundy Tapes (Ted Bundy: Selbstporträt eines Serienmörders).

John Wayne Gacy wird oft, auch im Vorschaubild und im Trailer zu John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders, als Clown verkleidet gezeigt. Ebenso fällt häufig der Spitzname Killer-Clown in diesem Zusammenhang. Gacy verkleidete sich von Zeit zu Zeit als „Pogo the clown“, um beispielsweise für Kinder in Krankenhäuser aufzutreten und ihnen das unangenehme Dasein dort etwas zu erleichtern. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass er dies tat, um seine Morde in irgendeiner Art und Weise „auszugleichen“ – ähnlich wie Jimmy Savile seine Abscheulichkeiten mit Wohltätigkeit zu kompensieren versuchte. Es scheint überhaupt keine tiefere Bedeutung dahinter zu geben, wird in der Miniserie nicht weiter groß behandelt, wirkt eher wie falsches Marketing.

Seltene, aber schockierende Originalaufnahmen

Bereits letztes Jahr erschien beim Streaminganbieter Peacock eine sechsteilige Dokumentarserie mit dem Titel John Wayne Gacy: Devil in Disguise, deren Poster ebenfalls mit dem Clownimage kokettierte. Mit einer Laufzeit von etwa fünf Stunden konnte sie dem Thema ungefähr zwei Stunden mehr einräumen, und obwohl die Audioaufnahmen nicht zur Verfügung standen und die Machart vielleicht etwas altbacken ist, lieferte diese Serie doch einen kohärenten und gründlicheren Einblick in die Materie. Mit John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders scheint Netflix wie eingangs angedeutet noch ein wenig vom Erfolg und Anklang der von Ted Bundy handelnden Miniserie profitieren zu wollen, welche eine Episode mehr hatte und deutlich besseren Gebrauch der Bänder machte. Diese sind ja nun einmal das Alleinstellungsmerkmal, welches das Selbstporträt eines Serienmörders von bisherigen Dokumentationsversuchen abheben soll, allerdings werden sie hier lange nicht so effektiv genutzt wie noch im spirituellen Vorgänger.

Tatsächlich fokussiert sich John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders eher auf Gacys Verbrechen (unter anderem ermordete er mindestens 33 junge Männer) und wie er der Polizei jahrelang entkommen konnte, was die Bänder an sich über weite Teile in den Hintergrund geraten lässt. In der dritten und letzten Folge rücken sie zwar etwas stärker ins Interesse der Serie, werden aber nie so grundlegend, wie der (Original-)Titel und die von der Vorgängerserie geschürten Erwartungen es vermuten ließen. Nichtsdestotrotz sind einige der von Gacy während dieser Gespräche getätigten Aussagen schockierend, nicht unbedingt nur des Inhalts wegen, sondern auch aufgrund der selbstsicheren Arroganz, welche im Unterton dabei mitschwingt.

Credits

OT: „Conversations with a Killer: The John Wayne Gacy Tapes“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Joe Berlinger
Musik: Justin Melland
Kamera: Adam Stone

Trailer

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John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders
Fazit
Wer noch nie von John Wayne Gacy gehört hat, wird in „John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders“ einen guten Einstieg in die Materie und einen soliden Überblick bekommen. Selbst wer sich bereits auskennt, mag hier nochmals schockiert werden, insbesondere von einigen Aussagen Gacys auf den bislang unveröffentlichten Tonbändern. Alles in allem sind die drei Stunden schnell geschaut und kompetent aufbereitet, auch wenn die Serie es unterm Strich versäumt, dem Ganzen etwas großartig Neues abzugewinnen.
Leserwertung99 Bewertungen
5.3