Der Basar des Schicksals Bzara de la Charité Bonfire of Destiny Netflix
© TF1/Netflix

Der Basar des Schicksals

Kritik

Der Basar des Schicksals Bzara de la Charité Bonfire of Destiny Netflix
„Der Basar des Schicksals“ // Deutschland-Start: 26. Dezember 2019 (Netflix)

Die Absichten waren gut, als im April 1897 das Gebäude aus Holz errichtet wurde, schließlich sollte darin ein Wohltätigkeitsbasar stattfinden, dessen Erlöse den Armen zugutekommen sollen. Stattdessen kommt es aber am 4. Mai zu einer Katastrophe, als das Gebäude Feuer fängt: Mehr als 100 Menschen finden während dieses Unglücks den Tod, die meisten davon Frauen. Auch Madame Huchon (Josiane Balasko) hat hierbei ihre Tochter verloren und überredet daher Rose (Julie de Bona), sich als die Verstorbene auszugeben, um so das Familienerbe zu schützen. Adrienne (Audrey Fleurot) will das Chaos nutzen, um ihrem gewalttätigen Ehemann zu entkommen. Aber auch bei Alice (Camille Lou) wird bald nichts mehr so sein wie zuvor …

Auch wenn Netflix bekanntlich Serien und Filme wie blöde produziert, ganz reicht das dann doch nicht aus, um allein das Programm zu füllen. Das bedeutet neben jeder Menge Lizenztitel, alten wie neuen, auch Kooperationen mit anderen Sendern, um so kontinuierlich für Nachschub zu sorgen. Zuletzt war gerade die Zusammenarbeit mit Kollegen aus Frankreich sehr fruchtbar, die nachdenklichen Science-Fiction- bzw. Mystery-Produktionen Ad Vitam: In alle Ewigkeit und Es war einmal ein zweites Mal gehören zu den sehenswertesten Serien, welche der US-Streamingdienst in den vergangenen Monaten angeboten hat.

Ein aufwendiger Blick in die Vergangenheit
Auch Der Basar des Schicksals hat seinen Ursprung bei unseren Nachbarn, genauer bei dem Sender TF1, der größte der Grande Nation. Dort lief das Drama bereits im November an, um dann jetzt im Rest der Welt um ein treues Publikum zu werben. Die Chancen stehen dafür nicht schlecht, es gibt da doch den einen oder anderen Punkt, der einen an die Bildschirme fesseln könnte. Ein wichtiger: die Optik. Die Franzosen ließen sich bei der Ausstattung nicht lumpen und bieten mit den aufwendigen Kostümen und den edlen Kulissen doch so einiges fürs Auge.

Die Geschichte hat es ebenfalls in sich. Basierend auf dem wahren Brand, der sich im Mai 1897 zugetragen und viele Menschenleben gekostet hat bedient Serienschöpferin Catherine Ramberg dramabedürftige Zuschauer und Zuschaurinnen. Drama gibt es in Der Basar des Schicksals – der Originaltitel Le Bazar de la Charité bezieht sich auf den tatsächlichen Namen des Basars – dann auch mehr als genug. Dabei spielt die eigentliche Tragödie nur anfangs eine Rolle, wenn Paris die Verstorbenen beweint. Später rücken eher die Überlebenden in den Mittelpunkt und ihre jeweiligen Lebensgeschichten. Teilweise hängen die mit dem Vorfall zusammen, teilweise nicht, gewalttätige, untreue oder anderweitig abscheuliche Ehemänner gab es schließlich schon vor dem Brand.

Opfer Nummer eins: Frauen
Der Basar des Schicksals hat dann auch eine leicht feministische Note, wenn es quasi ausschließlich die Frauen sind, um die sich hier alles dreht. Das ist gerade am Anfang interessant, wenn klar wird, dass es kein Zufall war, der zum Tod vieler Frauen geführt hat, sondern Männer, die auf dem Weg nach draußen alle zur Seite geschubst haben. Das erinnert ein wenig an das Drama Höhere Gewalt vor einigen Jahren, welches die unterschiedlichen Reaktionen von Männern und Frauen während einer vermeintlichen Katastrophe ausführte. Leider befasst sich die Serie aber nur kurz mit diesem Aspekt und verlässt sich stattdessen lieber auf Elemente, die eher in einer Seifenoper ihr Zuhause finden sollten.

Am meisten Spaß macht das denjenigen, die sich an solchen melodramatischen zwischenmenschlichen Abgründen erfreuen, an Intrigen und dunklen Geheimnissen und all dem Schlechten, was die menschliche Natur so hergibt. Das darf dann gern mal ein bisschen dicker aufgetragen sein, die Serie setzt auf offene Schauwerte, die Eindruck schinden sollen. Da passt Subtilität nicht ins Konzept. Ein bisschen schade ist das schon, da auf diese Weise einzelne Aspekte, etwa die besagte Geschlechterfrage oder auch gesellschaftliche Trennung, nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Aber man kann sich schon ganz gut die Zeit mit Der Basar des Schicksals vertreiben, sofern man sich nicht daran stört, dass eine menschliche Tragödie derart ausgeschlachtet wird.

Credits

OT: „Le Bazar de la Charité“
IT: „Bonfire of Destiny“
Land: Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Alexandre Laurent
Drehbuch: Catherine Ramberg, Karine Spreuzkouski
Idee: Catherine Ramberg
Musik: François Liétout
Kamera: Anton Mertens
Besetzung: Audrey Fleurot, Julie de Bona, Camille Lou, Gilbert Melki, Josiane Balasko, Victor Meutelet



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Basierend auf einer realen Brandkatastrophe im Jahr 1897 erzählt „Der Basar des Schicksals“ von mehreren parallelen Frauenschicksalen, die in Folge einen Wendepunkt erreichen. Die Historienserie punktet mit einer aufwendigen Ausstattung und einigen interessanten gesellschaftlichen Aspekten, auch wenn mit der Zeit die Seifenoper-Elemente überwiegen.
6
von 10