Meine Tochter Netfix
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Meine Tochter

Inhalt / Kritik

Meine Tochter Netfix
„Meine Tochter“ // Deutschland-Start: 19. November 2021 (Netflix)

Seit 14 Jahren schon sitzt Musa (Sarp Akkaya) hinter Gittern. Doch nun darf er raus, zumindest für einen Tag, um in seine alte Heimat zu reisen. Dies will er nutzen, um seine Familie zu sehen, vor allem seine Tochter Yonca (Aleyna Özgeçen), zu der er nie ein wirkliches Verhältnis aufbauen konnte. Dass er dabei von einem Wärter begleitet wird, der darauf aufpassen soll, dass er nicht abhaut, stört ihn nicht weiter. Er ist dankbar überhaupt diese Chance zu bekommen und hofft darauf, die Vergangenheit hinter sich lassen zu können. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass das nicht so leicht ist, wie er sich das erhofft hatte …

Das Geheimnis eines tragischen Schicksals

In den letzten Wochen hat Netflix sein Angebot an türkischen Titeln um eine Reihe durchaus solider Titel erweitert. Ob es nun das unaufgeregte Jugenddrama Der letzte Sommer ist oder auch der wendungsreiche Thriller Groll, der Streamingdienst deckte die verschiedensten Bereiche ab. Mit Meine Tochter folgt nun ein Titel, der irgendwie zwischen diesen beiden Polen angelegt ist. Die offizielle Beschreibung des Films lässt auf ein Familiendrama schließen, wenn ein Mann, der seit vielen Jahren im Gefängnis ist, seine Angehörigen wiedertreffen darf und damit die Gelegenheit bekommt, sich wieder mit dieser zu versöhnen. Eines dieser tränenreichen Dramen, bei denen richtig viel emotionale Wäsche gewaschen wird.

Zum Teil ist das nicht verkehrt. Aber eben nur zum Teil. Da wäre natürlich die Frage, was genau der Mann denn nun verbrochen hat, weswegen er seit 14 Jahren im Gefängnis ist und ein wirkliches Ende auf sich warten lässt. Das ist bereits ein untrügliches Zeichen, dass diese Geschichte eine düstere Wendung nehmen wird, zumal Meine Tochter lange mit verdeckten Karten spielt. Das türkische Drama wird auf diese Weise mit einem höheren Mystery-Teil verknüpft, der das Publikum neugierig machen soll. Sonderlich subtil ist das nicht, da wird nicht einfach nur ein bisschen gelockt, sondern ganz offensiv mit dem Zaunpfahl gewunken. Und für den Fall, dass man diesen nicht selbst gesehen hat, wird noch einmal mit demselben kräftig draufgeschlagen, nur für alle Fälle.

Alles, bloß nicht subtil

Auch beim Dramateil später sollte man ein bisschen härter im Nehmen sein. Sobald der Film an seinem Höhepunkt ankommt und verrät, was da eigentlich alles gespielt wurde, wird eine musikalische Untermalung gewählt, bei der aufdringlich noch ziemlich geschmeichelt wäre. Das ist natürlich keine Seltenheit. Beim deutschen Kollegen Hannes soll ebenfalls das Publikum keine Chance bekommen, eine eigene Empfindung zu entwickeln und womöglich nicht so zu reagieren wie beabsichtigt. Da sollte man mit derart plumpen Dramatisierungen besser keine Probleme haben. Wer nicht für dergleichen empfänglich ist, wird bei Meine Tochter zum Ende hin schon so seine Probleme haben. Da wäre es doch ganz schön gewesen, wenn Regisseur und Drehbuchautor Mehmet Ada Öztekin bei seiner Inszenierung den Zuschauern und Zuschauerinnen mehr vertraut hätte.

Aber auch wenn diese Entgleisungen dem Film zu schaffen machen, ganz zerstören können sie ihn nicht. Da wären die Geheimnisse, die hier früh angedeutet werden und die erst später gelüftet werden. Diese Wendungen haben es auf jeden Fall in sich. Außerdem zeigt Meine Tochter, wie einen Verzweiflung und Wut antreiben können, man sich zu etwas hinreißen lässt, das einen ein Leben lang verfolgen kann. Öztekin erzählt damit eine klassische Tragödie, die heute wie vor 40 Jahren funktioniert hätte, in der Türkei, bei uns oder anderswo. Das ist dann vielleicht für ein Publikum zu wenig, dass sich durch solche Netflix-Importe tatsächlich neuartige Seherfahrungen erhofft. Wer aber einfach nur mal wieder eine bittere Familiengeschichte mit leichten Genreanleihen sehen will, kommt mit diesem schön bebilderten Beitrag auf seine Kosten.

Credits

OT: „Beni Çok Sev“
IT: „Love Me Instead“
Land: Türkei
Jahr: 2021
Regie: Mehmet Ada Öztekin
Drehbuch: Mehmet Ada Öztekin
Musik: Hasan Ozsut
Kamera: Benjamin F. Wieg
Besetzung: Sarp Akkaya, Songül Öden, Ercan Kesal, Aleyna Özgeçen, Füsun Demirel, Sinan Arslan

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„Meine Tochter“ beginnt mit einem Sträfling, der nach 14 Jahren seine Familie wiedersieht, und wird zu einer Aufarbeitung der Vergangenheit, düstere Geheimnisse inklusive. Das ist für ein Publikum sehenswert, das sich an bitteren Familientragödien erfreut. Das schön bebilderte Drama trägt aber gern richtig dick auf, vor allem zum Ende hin ist das schon ziemlich anstrengend.
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