Nightflyers Netflix
© SyFy/Netflix

Nightflyers NetflixEs ist eine einmalige Gelegenheit, die sich der Crew des Raumschiffes Nightflyer im Jahr 2093 bietet: Zum ersten Mal wird die Menschheit Kontakt zu einer außerirdischen Lebensform aufnehmen können! Und es ist auch höchste Zeit, steht die gute alte Erde doch vor dem Kollaps. Doch irgendwie steht die Mission unter keinem guten Stern. Die von Karl D’Branin (Eoin Macken) geleitete Expedition wird regelmäßig von internen Querelen überschattet, die mit dem sich an Bord befindenden Thale (Sam Strike) zusammenhängen. Denn der verfügt über telepathische Kräfte, was dem Rest der Besatzung so gar nicht gefällt. Doch das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich die Männer und Frauen der Nightflyer auseinandersetzen müssen. Da scheint noch irgendetwas anderes auf dem Flug dabei zu sein und es auf sie abgesehen zu haben.

Der Countdown läuft, ab April soll die achte und damit letzte Staffel des Phänomens Game of Thrones endlich über die Bildschirme dieser Welt flimmern. Schon jetzt wird der Hype kontinuierlich befeuert, auf den gängigen Filmseiten erscheinen ständig neue Artikel zur Serie, die zwar keinen wirklichen Inhalt haben, dafür aber kräftig Besucher anlocken, die es nicht mehr aushalten können. Insofern ist es nur gerecht, dass auch Netflix etwas von dem Kuchen der Konkurrenz abhaben möchte. Und so schickt der Streaminganbieter nun mit Nightflyers einen weiteren Anwärter auf den Thron ins All, der sich mit dem Namen George R. R. Martin schmücken kann – schließlich stammte die Vorlage von dem Autor der Fantasyreihe.

Bewährter Sci-Fi-Horror aus der Schublade
Dabei ist die Geschichte um eine Gruppe von Experten, die im All nach Aliens und einer Zukunft für die Menschheit suchen, ein alter Hut. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen basiert Nightflyers auf einer Novelle, die im Jahr 1980 erschien. Zum anderen gab es bereits 1987 eine Verfilmung gleichen Namens, an dessen Drehbuch Martin sogar beteiligt war. An die werden sich jedoch die wenigsten erinnern. Und die, die es tun, werden das mit einigem Schrecken tun – was mehr mit der Qualität als dem Inhalt zusammenhängt.

Wobei Nightflyers natürlich schon den Anspruch hat, das Publikum auf reguläre Weise zu erschrecken. Dafür bedient sich die Serienvariante auch eines alten Tricks: Wir beginnen mit der Geschichte von hinten, wenn alles ganz furchtbar schief gelaufen ist, und erfahren erst nach und nach, wie es dazu kommen konnte. Der Einstieg macht dann auch durchaus neugierig. Wenn in einem Raumschiff, das mitten im Nirgendwo unterwegs ist, der Wahnsinn ausbricht, ist das nicht die schlechteste Voraussetzung für gute Abendunterhaltung. Zumal wir Angus Sampson (100 Bloody Acres, Insidious) als blutrünstigen Irren sehen dürfen, eine Rolle, die ihm ausgesprochen gut steht.

So richtig überzeugend ist das, was danach ansteht, aber nicht. Insgesamt zehn Folgen umfasst die Staffel. Zehn Folgen, bei denen lange nicht ganz klar ist, worum es überhaupt gehen soll. Wer sich auf eine zünftige Alienbegegnung freut, der geht hier leer aus. Nightflyers wird weder zu einem Actionspektakel noch zu einem besonnen-nachdenklichen Science-Fiction-Vertreter à la Arrival. Stattdessen gibt es eine Mischung aus Horrormomenten und zwischenmenschlicher Kriegsführung, wenn hier bald jeder mit jedem Probleme hat. Mal aus nachvollziehbaren Gründen. Mal aus weniger nachvollziehbaren.

Weniger als die Summe der Teile
Das ist immer mal wieder gelungen. Den besonderen Fähigkeiten des Telepathen verdanken wir beispielsweise die eine oder andere schaurig-schöne Szene. Denn offensichtlich sind solche Fertigkeiten in erster Linie dazu da, anderen Albträume zu bescheren. Und auch eine spätere Bedrohung, die wir erst noch als solche erkennen müssen, ist für ein paar surrealere Eindrücke verantwortlich. Doch was vereinzelt funktioniert, auch gelegentliche Jump Scares bereithält, das wird nie zu einer durchgängig interessanten Geschichte. Die Geheimnisse, die manche Crewmitglieder mit sich herumtragen, sind umständlich. Es dauert oft auch einfach zu lange, bis die Themen abgearbeitet sind, etwa weil sich Nightflyers durch Flashbacks oder Drama selbst ausbremst.

Ebenso zwiespältig ist die Optik, die hin und wieder ungewöhnliche Bilder und Settings Aufmerksamkeit einfordert, an anderen Stellen dafür ziemlich billig aussieht. Die Serie schafft es einfach nicht, mal konsequent zu sein und sich eine eigene Identität aufzubauen. Wer einfach nur mal wieder grausige Erlebnisse im Weltall erleben will, der kann an Bord gehen. Es erwartet einen dort aber nichts, was man unbedingt sehen müsste. Dafür ist Nightflyers einfach nicht packend genug, nichts Halbes und nichts Ganzes, findet weder einen roten Faden, noch nutzt es die episodische Erzählweise wirklich.



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Eine Weltraum-Expedition will Kontakt zu einer außerirdischen Rasse aufnehmen, erlebt aber schon auf dem Weg dorthin seltsame bis bedrohliche Zwischenfälle. „Nightflyers“ mischt Science-Fiction mit Horror, was vereinzelt ganz stimmungsvoll ist. Insgesamt schafft es die Serie aber nicht, eine wirkliche Identität aufzubauen und etwas konsequent zu verfolgen. Der Inhalt springt hin und her, Handlungsstränge brauchen viel zu lange, auch die Bilder schwanken zwischen interessant und billig.
5
von 10