Der Geist von Sultanpore Typewriter Netflix
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Der Geist von Sultanpore

Der Geist von Sultanpore Typewriter Netflix
„Der Geist von Sultanpore“ // Deutschland-Start: 19. Juli 2019 (Netflix)

Die alte Bardez Villa steht nicht gerade unter einem guten Ruf. Geister sollen dort ein und ausgehen. Außerdem ist da ja noch dieser Autor Madhav Matthews (Kanwaljit Singh), der unter mysteriösen Umständen gestorben ist. Aber das hält das junge Trio des Geisterclubs nicht ab, dort nach dem Rechten zu sehen. Im Gegenteil, es wird höchste Zeit, dass jemand der Sache auf den Grund geht, zumal jetzt auch eine neue Familie dort eingezogen ist. Während ihrer Spurensuche müssen die Kinder jedoch feststellen, dass die Geschichte sehr viel weiter zurückreicht und sie sich nun selbst in Gefahr bringen.

Wer die Veröffentlichungslisten von Netflix fleißig studiert, der weiß bereits, dass der Streamingdienst regelmäßig Titel aus Indien einkauft oder auch selbst produzieren lässt. Während die Filme oft im Komödienbereich angesiedelt sind, sind die eigenen Serien umso düsterer. Mit dem Thriller Der Pate von Bombay ging es los, im Anschloss lockte die Horrorproduktion Ghul, zuletzt folgte die leider eher wenig beachtete dystopische Serie Leila über eine nicht allzu ferne Zukunft, in der die Menschheit in verschiedene Gruppen eingeteilt wurde, die sich nicht durchmischen dürfen.

Der Horror der Täuschung
Der Geist von Sultanpore scheint auf den ersten Blick eine nahtlose Fortsetzung dieses Finstertrends zu sein. Zumindest wird die Serie als reine Horrorproduktion verkauft, wenn wir hier düsteren Geheimnissen auf der Spur sind und bösartige Wesen auf der Suche nach Opfern sind. Mit einer solchen Situation beginnt die Geschichte auch, wenn in einer dunklen Gewitternacht ein kleines Mädchen von einer weinenden Gestalt in ihrem Zimmer berichtet. Das will natürlich niemand glauben, Geister gibt es schließlich nicht. Bis dann doch etwas geschieht, was nicht mit den Gesetzen dieser Welt zu erklären ist.

Der Geist von Sultanpore verweigert sich ebenfalls festen Genregrenzen und ist auf eine eigene Weise unerklärlich. Denn so richtig klar wird es nie, was Sujoy Ghosh, der die Serie entwickelte, Regie führte und das Drehbuch mitschrieb, hier eigentlich vorhatte. Zunächst sieht es aus, als habe er eine dieser Geschichten erzählen wollen, wie sie in den letzten Jahren unheimlich populär geworden sind: Eine Gruppe von Kindern muss sich mit monströsen Kräften messen. Siehe Stranger Things, siehe Es, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dafür springt die Geschichte aber zu oft in die Vergangenheit, wenn auf einmal ganz andere Leute im Mittelpunkt stehen. Das ufert irgendwann so sehr aus, dass man die Kinder völlig vergisst.

Zwischen allen Stühlen
Aber auch die Stimmung ist alles andere als einheitlich. Manchmal wirkt Der Geist von Sultanpore wie der indische Verwandte von Scooby-Doo oder auch der Geschichten von Enid Blyton, ist ein eher kindliches Abenteuer, wenn die jungen Geisterjäger*innen schon mal an der Schuluhr drehen. Dann wiederum gibt es erstaunlich brutale und explizite Momente, die so gar nicht kindgerecht sind. Wer die Zielgruppe für all das sein soll, das weiß höchstens Ghosh selbst. Für die einen ist das hier zu harmlos, für die anderen zu heftig, die Serie findet nie eine einheitliche Linie, ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

Hinzu kommt, dass die Geschichte selbst für Horror-Verhältnisse ziemlicher Unsinn ist. Wenn später bekannt wird, dass eine Schreibmaschine im Mittelpunkt des Unglücks steht – der englische Titel lautet nicht ohne Grund Typewriter –, schauen nicht nur einige der Figuren ungläubig. Auch vor dem Fernseher daheim ergeht es einem so. Daraus hätte man leicht eine Komödie machen können oder wenigstens konsequenten Schund. Dafür nimmt sich Der Geist von Sultanpore dann aber doch zu ernst, ist allenfalls mal unfreiwillig komisch – auch wegen der Optik, die budgetbedingt nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist. Das wiederum trägt nicht unbedingt zur Spannung bei. Immerhin, kurios ist das Ganze, nur wenig mit der Massenware zu vergleichen, die tagtäglich auf uns einprasselt. Gut ist die Serie deshalb aber nicht.



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„Der Geist von Sultanpore“ ist eine sehr sonderbare Serie aus Indien, in der Kinder Jagd auf einen Geist machen. Das ist mal harmlose Kinderunterhaltung, mal brutaler Horror, dazwischen auch komisch – freiwillig wie unfreiwillig. Das ist als Mischung kurios, jedoch kaum empfehlenswert, da einfach nichts zusammenpasst.
4
von 10