How to Rob a Bank

Zuletzt nahm Netflix mal wieder einen ganzen Schwung an True Crime Dokus ins Programm auf. Da war beispielsweise Tanzen für den Teufel: Die TikTok-Sekte von 7M, über hoffnungsvolle angehende Tanzstars, die einem Sektenanführer auf den Leim gingen. Bei Ashley Madison: Sex, Lügen und der Skandal erfahren wir mehr über eine besondere Datingplattform, die Zielscheibe eines Hackerangriffs wurde, deren Betreiber aber auch selbst mit Recht und Ordnung wenig am Hut hatte. Und dann war da noch Homero Gómezo González: Hüter der Monarchen, der an einen Aktivisten erinnert, der eines Tages spurlos verschwand. Nun gibt es schon wieder Nachschub, mit How to Rob a Bank erfahren wir mehr über einen besonders skrupellosen Bankräuber.

Erinnerung an einen skrupellosen Bankräuber

Der Film ist dabei keine Anleitung, auch wenn man das bei dem Titel vermuten könnte. Es gibt auch keine humorvollen Passagen, wie man sie aus dem ähnlichen kligenden How to Become a Mob Boss kennt, einer weiteren Netflix Doku zu dem Thema, welche vor einigen Monaten veröffentlicht wurde. Stattdessen erinnert How to Rob a Bank an Scott Scurlock, der in den 1990ern zusammen mit zwei anderen insgesamt 17 Banken ausraubte. Dieser war auch unter dem Namen „Hollywood“ bekannt, was wohl mit seiner Neigung zu Make-up in Hollywood-Qualität zusammenhängen soll. Stärker in Erinnerung bleibt nach dem Anschauen jedoch die Dreistigkeit des Räubers und seine diversen Marotten. Wie viele leben schon in ausgewachsenen Baumhäusern?

Von diesen erfahren wir jedoch nur aus zweiter Hand. Interviews mit dem Verbrecher gibt es hier keine, nur mit seinen Komplizen. Dann und wann wurden zwar Originalaufnahmen eingebaut. Diese sind jedoch selten und auch nicht so wirklich aussagekräftig, es wurde seinerzeit aus nachvollziehbaren Gründen nicht gefilmt, was geschehen ist. Dennoch entsteht bei How to Rob a Bank ein lebendiges Porträt eines Mannes, der keinerlei Skrupel hatte. Dass man beispielsweise eine Bank in kurzer Folge mehrfach überfällt, eine solche Dreistigkeit muss man sich schon trauen. Hinzu kommen Anekdoten der Mitstreiter, die offensichtlich selbst Jahrzehnte später noch nicht ganz fassen können, was sie da eigentlich alle so getan haben.

Faszinierend, aber etwas unbefriedigend

Die fehlenden Originalaufnahmen versuchen die Regisseure Stephen Robert Morse und Seth Porges anderweitig auszugleichen. Zum einen gibt es ein bisschen Reenactment, was in dem Segment aber nun wirklich nichts Besonderes ist. Dafür gibt es zu viele, die ähnliches tun. Ungewöhnlich sind jedoch die vielen gezeichneten Nachstellungen, so als würde wir durch eine Graphic Novel oder ein Storyboard blättern. Die sind stimmungsvoll und verleihen der True Crime Doku eine gewisse Leichtigkeit, die ihr ganz guttut, ohne dabei zu krampfhaft lustig werden zu wollen. How to Rob a Bank verlässt sich dann doch mehr auf die Geschichte an sich. Das ist die richtige Entscheidung, zumal hier eine ganze Menge passiert. Wo andere Beiträge in diesem Bereich alles in die Länge ziehen, wird hier ordentlich Tempo gemacht.

Dennoch bleibt der Makel, dass die Figur, die im Mittelpunkt steht, kaum zu sehen ist. Wenn ein Verbrechen derart stark auf einen einzelnen Menschen reduziert wird, der aber nur durch Erzählungen auftritt, ist das etwas unbefriedigend. Und natürlich reicht ein einzelner Film kaum aus, um die Themen zu vertiefen und wirklich viel über den Protagonisten zu erzählen. Wen das nicht stört, findet mit How to Rob a Bank einen unterhaltsamen Dokumentarfilm, der zwar nicht viele Rätsel aufgibt, aber auch so anderthalb Stunden das Publikum ganz gut beschäftigt. Ohne den Räuber zu glorifizieren, wird hier schon Faszination geweckt für einen Mann, der andere in seinen Bann ziehen konnte.