Riverdance: Ein animiertes Abenteuer Netflix
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Riverdance: Ein animiertes Abenteuer

Inhalt / Kritik

Riverdance: Ein animiertes Abenteuer Netflix
„Riverdance: Ein animiertes Abenteuer“ // Deutschland-Start: 14. Januar 2022 (Netflix)

In seinen jungen Jahren hat Keegan schon viel Leid erfahren müssen. So hat er früh seine Eltern verloren und wuchs stattdessen bei seinem Großvater auf, den er über alles liebt. Doch nun ist auch er gestorben. Damit liegt es an Keegan, den Leuchtturm zu bedienen und nachts für Sicherheit zu sorgen. Als er diese Aufgabe vernachlässigt, ist die Stunde der Huntsman gekommen, welche es auf die magischen Geweihe der Megaloceros Giganteus abgesehen haben. Von dieser Legende hatte der Junge zuvor gehört, sein Großvater hatte sie ihm immer wieder erzählt. Daran glauben wollte er aber nicht. Doch dann nimmt ihn das spanische Mädchen Moya mit zu einem ganz besonderen Wasserfall, wo er feststellt, dass an den alten Geschichten doch mehr dran ist, als er zuvor dachte …

Wiederbegegnung mit einem Phänomen

Diese Woche veröffentlichte Netflix parallel zwei Animationsfilme, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber eines gemeinsam haben: Sie sind ziemlich seltsam. Der deutlich bessere ist die Stop-Motion-Anthologie The House, die in drei voneinander unabhängigen Episoden von den Ereignissen in einem Haus erzählt. Diese ergeben nicht immer Sinn, sollen es auch gar nicht, wenn die Geschichten zwischen skurril, melancholisch und surreal wechseln. Der zweite Film Riverdance: Ein animiertes Abenteuer ist da schon deutlich mehr aus einem Guss. Doch während man bei dem erstgenannten Titel zumindest noch versteht, was damit beabsichtigt wurde, selbst wenn er alles andere als massentauglich ist, da ist der zweite das genaue Gegenteil. Er soll ein großes Publikum ansprechen, hat dabei jedoch kein schlüssiges Konzept.

Wie der Titel bereits verrät, basiert er auf der berühmten Bühnenshow Riverdance. Die war vor allem in den 1990ern eine Sensation und brachte den Menschen weltweit die irische Kultur näher, in Form von Synchron-Stepptanz und keltischer Musik. Das führte zu weltweit ausverkauften Ausführungen sowie einer Platzierung in den Charts. Das begleitende Album von Bill Whelan, der die Musik zur Show geschrieben hatte, wurde millionenfach verkauft. Prinzipiell spricht also nichts dagegen, von dieser enormen Popularität profitieren zu wollen und sich in anderen Darstellungsformen einmal auszutoben. Und doch ist Riverdance: Ein animiertes Abenteuer irgendwie fragwürdig. Zunächst einmal ist von dem einstigen Phänomen nicht mehr so wahnsinnig viel übrig. Mehr als zwanzig Jahre nach der Hochphase einen Film rauszubringen, da darf man sich schon wundern: Was soll das jetzt noch?

Viel Tanz um nichts

Gravierender aber ist, dass die Show sich eigentlich überhaupt nicht für einen Film anbietet. Ein großer Reiz bestand schließlich immer darin, dass die Tänzer und Tänzerinnen diese schnellen Bewegungen in dieser Form beherrschten und das auch noch synchron darbieten konnten. Das ist sehr viel weniger beeindruckend, wenn animierte Figuren das nachmachen, die grundsätzlich schließlich alles können, was der Computer kann. Umso mehr, wenn diese Figuren in Riverdance: Ein animiertes Abenteuer oft auch noch Tiere sind. Es macht dann doch einen gewissen Unterschied, ob reale Menschen etwas vorführen, das man dem eigenen Körper nicht abringen könnte, oder ob es ein paar magische Hirsche sind. Es wirkt einfach nicht so recht, zumal man noch nicht einmal so wahnsinnig viel dabei sieht.

Der zweite Faktor: Die Show erzählte keine Geschichte, sondern war eine Ansammlung von alten folkloristischen Elementen. Bei Riverdance: Ein animiertes Abenteuer ging das so nicht, weshalb dann doch eine Story um diese Tanzeinlagen herum gesponnen werden musste. Dass auch die irgendwie folkloristisch sein würde, ist nachvollziehbar, um zumindest irgendwie thematisch in der Nähe zu bleiben. Nur ergibt das hier alles überhaupt keinen Sinn. Was haben magische Geweihe, böse Jäger und Leuchttürme mit Tanzen zu tun? Klar, bei Musicals wird auch alle paar Minuten irgendeine Tanzeinlage eingeschoben. Dort ist das aber auch mit Liedern verbunden, welche entweder die Handlung vorantreiben oder den Gemütszustand der Figuren verdeutlichen. Hier fehlt beides. Es wird einfach nur getanzt, spontan, irgendwie.

Hübsch, aber nichtssagend

Als narratives Werk ist Riverdance: Ein animiertes Abenteuer daher praktisch nicht zu gebrauchen. Da wurde einfach nur irgendwas zusammengeworfen, Tiere, Musik und Magie, in der Hoffnung, dass die junge Zielgruppe damit Spaß haben wird. Richtig gute Gründe sind aber nicht zu finden, wie man hiermit unterhalten werden soll. Den besten Eindruck hinterlässt der Animationsfilm noch in visueller Hinsicht. Da sind schon ein paar recht hübsche Bilder dabei, wenn es hier mal durch die Natur, mal durch die Stadt geht. Die Designs der menschlichen und tierischen Figuren geht ebenfalls in Ordnung. Dem Animationsstudio Cinesite Studios kann man da keinen Vorwurf machen. Aber das ändert nichts daran, dass das hier inhaltlich trotz einer dezent ökologischen Aussage ziemlich nichtssagend ist. Wer spannende Animationsabenteuer sehen will, ist woanders besser bedient, beispielsweise beim ebenfalls von Netflix veröffentlichten Stand By Me Doraemon 2. Wer sich an Tanzdarbieten erfreut, geht lieber zum Original. Die Kombination aus beiden ist hingegen allenfalls als Kuriosität einen Blick wert.

Credits

OT: „Riverdance: The Animated Adventure“
Land: Irland, UK
Jahr: 2021
Regie: Dave Rosenbaum, Eamonn Butler
Drehbuch: Dave Rosenbaum, Tyler Werrin
Musik: Bill Whelan
Animation: Cinesite Studios

Bilder

Trailer

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„Riverdance: Ein animiertes Abenteuer“ nimmt die beliebte Bühnenshow und versucht, diese irgendwie in einen Animationsfilm einzubetten. Das Ergebnis ist jedoch maximal als hübsch bebilderte Kuriosität einen Blick wert. Der eigentliche Reiz des Tanzens geht verloren, wenn er durch animierte Figuren ausgeführt wird. Die Geschichte selbst ist nur seltsames Stückwerk.
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