Eine Nacht im Kindergarten Noc w przedszkolu Netflix
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Eine Nacht im Kindergarten

Eine Nacht im Kindergarten Noc w przedszkolu Netflix
„Eine Nacht im Kindergarten“ // Deutschland-Start: 28. Dezember 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hat Eryk (Piotr Borowski) keine große Lust darauf, zum Treffen im Kindergarten zu gehen, wo an der Aufführung eines Krippenspiels gearbeitet werden soll. Schließlich kann er mit Kindern nichts anfangen. Er hat ja nicht einmal welche. Um seiner Freundin einen Gefallen zu tun, lässt er sich dann aber doch breitschlagen, geht es dabei doch um ihren Sohn. Den kann er zwar auch nicht leiden, was auf Gegenseitigkeit beruht. Aber es hilft ja nichts. Am Ort des Schreckens angekommen, gerät er gleich zwischen die Fronten, als die Eltern eine ganz wichtige Entscheidung bezüglich der Toiletten fällen müssen. Noch unangenehmer ist Eryk jedoch, als er erfährt, dass Tytus aus dem Kindergarten geworfen werden soll – und nur er kann dies jetzt noch verhindern …

Giftige Eltern hinter der Weihnachtsfassade

Am Ende scheint die Zeit bei Netflix nicht mehr gereicht zu haben. Zwar brachte der Streamingdienst in den letzten Wochen ständig neue Filme und Serien heraus, die irgendwie mit Weihnachten zu haben. Dennoch wurden diese Woche zwei Tage nach Weihnachten gleich zwei Titel hinterhergeschoben, die klare Bezüge auf Weihnachten haben. Klarere als so manche Liebeskomödie, die nur mit ein bisschen Lametta geschmückt wurde, um eine solche Verbindung vorzutäuschen. Andererseits ist die Entscheidung insofern nachvollziehbar, da sowohl 7 Donne e un Mistero wie auch Eine Nacht im Kindergarten nicht ganz ins Weihnachtsschema passen. Denn wo es bei den anderen oft um Besinnlichkeit und Liebe ging, da ist der zwischenmenschliche Umgang bei den zwei Nachzüglern zum Teil richtig böse.

Dabei sind es hier keine Familienmitglieder, die sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Stattdessen handelt es sich bei den Figuren überwiegend um Elternteile, deren Sprösslinge gemeinsam in einen Kindergarten gehen. Das sollte eigentlich ein Anlass für Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl sein. Und doch ist das Gegenteil der Fall: Bei Eine Nacht im Kindergarten gibt es allenfalls temporäre Allianzen, die sich immer mal wieder verschieben können. Je nach akuter Nützlichkeit halten Figuren zusammen oder rammen sich im übertragenen Sinn ein Messer in den Rücken. So etwas ist immer witzig. Es ist aber besonders witzig, wenn dies geschieht, während gerade an einer Weihnachtsaufführung für einen Kindergarten gearbeitet wird, da es auf diese Weise zu einem maximalen Kontrast zwischen der Fassade und dem dahinter kommt.

Ein Kindergarten als Kriegsschauplatz

Die Art und Weise, wie sich hier Eltern auf engem Raum bekriegen, provoziert natürlich eine Reihe von Vergleichen. Da wäre Der Gott des Gemetzels, bei dem im Rahmen eines eskalierenden Streits jede Form von Höflichkeit und Zivilisiertheit flöten geht. Aber auch Frau Müller muss weg! könnte einem an der Stelle einfallen. In all den Fällen wird zum einen zum Wohle des Nachwuchses gestritten, aber auch um Deutungshoheiten, Selbstbildnisse und Erziehungskonzepte. Eigentlich spielen die Kinder keine große Rolle, sondern werden nur zur Projektionsfläche der Erwachsenen. Und damit zum Kriegsschauplatz. An manchen Stellen kommt Eine Nacht im Kindergarten an die Vorbilder tatsächlich heran und zeigt eine Garstigkeit, die nach all dem Zuckerguss der letzten Zeit ganz gut tun. Leider ist der Film aber nicht ganz konsequent, sondern zerfranst inhaltlich mit der Zeit immer wieder.

Aber auch wenn die polnische Komödie ein wenig unter ihren Möglichkeiten bleibt und vorzeitig der Mut ausgeht, Spaß macht sie. Piotr Witkowski (Stundenplan) funktioniert gut als Mann, der zwischen den Fronten steht und dabei einen Krieg führen muss, der nicht einmal wirklich seiner ist. Im gegenüber steht Lena Gora in der Rolle der Justyna, die sich als Herrscherin über die anderen Eltern versteht und den Rest dazu zwingen will, ihre Positionen zu übernehmen. Eine Nacht im Kindergarten versucht dabei durchaus auch, die eine oder andere Nuance einzubauen und die Figuren komplexer zu machen, als sie zunächst erscheinen. Ein bisschen Stoff zum Nachdenken ist also da. Auch die eine oder andere Grundsatzdiskussion ist drin, wie man beispielsweise mit schwierigen Kindern umgehen sollte. Letztendlich geht es aber doch mehr um die Unterhaltung. Eine Aufgabe, die der Film durchaus erfüllt.

Credits

OT: „Noc w przedszkolu“
IT: „A Night at the Kindergarten“
Land: Polen
Jahr: 2022
Regie: Rafal Skalski
Drehbuch: Marek Baranowski
Musik: Tymoteusz Witczak
Besetzung: Piotr Witkowski, Lena Gora, Zbigniew Zamachowski, Aleksandra Domanska, Dobromir Dymecki, Matylda Damiecka, Maciej Nawrocki, Sylwia Boron, Piotr Borowski, Julia Wyszynska, Masza Wagrocka

Trailer

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Eine Nacht im Kindergarten
fazit
„Eine Nacht im Kindergarten“ folgt einem jungen Mann, der für den Sohn seiner Freundin an einer Diskussion in einem Kindergarten teilnimmt und dabei zwischen die Fronten gerät. Das macht Spaß, ist an manchen Stellen auch schön böse, selbst wenn die Geschichte irgendwann etwas zerfranst und der Mut vorzeitig ausgeht.
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