Babamin Kemani Die Geige meines Vaters Netflix
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Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters

Inhalt / Kritik

Babamin Kemani Die Geige meines Vaters Netflix
„Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters“ // Deutschland-Start: 21. Januar 2022 (Netflix)

Musik spielte schon immer eine große Rolle im Leben der achtjährigen Özlem (Gülizar Nisa Uray), schließlich begleitete sie ihren Vater, der seinen Lebensunterhalt als Straßenmusikant verdiente. Als dieser krank wird und stirbt, droht dem Waisenkind das Heim, hatte es seine Mutter doch vor langer Zeit schon verloren. Aber da gibt es ja noch Mehmet (Engin Altan Düzyatan), den Bruder ihres Vaters. Kennengelernt haben sich die beiden nie, da die zwei Brüder sich entfremdet hatten. Das bedeutet aber nicht, dass er sich nicht um das Kind kümmern könnte. Auch Mehmet liebt die Musik, ist selbst als Geigenspieler zu Ruhm gekommen. Dennoch kann er mit dem Mädchen zunächst nicht viel anfangen, da in seinem Künstlerleben kein Platz für einen anderen Menschen ist …

Zwei, die füreinander bestimmt sind

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb zwei Menschen eine Bindung aufbauen können. Das kann pure Sympathie sein, eine Blutsverwandtschaft oder auch gemeinsame Hobbys und Leidenschaften. Bei Öszlem und Mehmet sind es immerhin zwei von drei. Das schreit doch geradezu danach, dass da zwei ein Herz und eine Seele werden. Ist aber nicht so. Zumindest am Anfang lässt einen der türkische Netflix-Film Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters glauben, dass die beiden niemals und nimmer zusammenkommen können. Dafür ist Mehmet einfach zu arrogant. Aber das Publikum weiß an der Stelle natürlich bereits: Das wird sich alles noch ändern. Denn das tut es in solchen Filmen immer.

Beispiele dafür, wie sich ein Erwachsener eines Kindes annehmen muss und an dieser Aufgabe wächst, gibt es natürlich nicht zu knapp. In dem irischen Drama Familienbande ist es ebenfalls so, dass ein Mädchen nach dem Tod der Eltern zum entfremdeten Onkel kommt und dieser sich um es kümmern muss – und damit heillos überfordert ist. Dort war das noch mit einem gesellschaftlichen Aspekt verbunden, ging es doch auch darum, einen Ex-Sträfling zu rehabilitieren. Mehmet hat hingegen alles erreicht, ist reich und berühmt. Zu einem besseren Menschen hat ihn das aber nicht gemacht. Die Aussage von Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters ist damit klar: Es gibt Wichtigeres im Leben, es dauert bei manchen nur etwas länger, bis sie das kapieren.

Immer mit dem Holzhammer drauf

Offensichtlich ist Regisseurin und Drehbuchautorin Andaç Haznedaroglu der Ansicht, dass auch das Publikum nicht unbedingt über eine schnelle Auffassungsgabe verfügt. Also legt sie alles etwas gröber an. Die Dialoge sind beispielsweise sehr plump und unnatürlich, was bei einem Film, der das Menschliche betont, keine besonders gute Wahl ist. Ohnehin: Mit Subtilität hatte man es bei Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters nicht so. Das ist alles sehr dick aufgetragen. Vor allem wenn es darum geht, bei den Zuschauern und Zuschauerinnen große Gefühle zu erzeugen, schreckt man hier vor nichts zurück. Da wird nicht nur der Holzhammer ausgepackt, sondern auch noch mit bleischwerem Pathos verstärkt. Hauptsache, man ist am Ende ganz ergriffen. Oder erschlagen.

Da auch der Ablauf der Geschichte wenig künstlerischen Gehalt hat, da werden einfach nur einfallslos die üblichen Stationen abgeklappert, fehlt das gute Argument, warum man sich das hier überhaupt anschauen sollte, sofern man nicht Fan solcher als tiefsinnig verkauften manipulativen Besinnungsdramen ist. Am ehesten ist es die Musik, die den Film von der ansonsten kaum zu unterscheidenden Konkurrenz abhebt. Da sind ein paar nette Szenen dabei. Außerdem gibt es einige schöne Bilder. Tatsächlich empfehlenswert ist Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters deswegen aber nicht. Zwar ist der Auftritt von Nachwuchsschauspielerin Gülizar Nisa Uray sympathisch, sie bringt prinzipiell das nötige Charisma für eine solche Familiengeschichte mit. Wenn diese aber so einfallslos und frei von Persönlichkeit ist wie hier, bringt das auch schon nichts mehr.

Credits

OT: „Babamin Kemani“
Land: Türkei
Jahr: 2022
Regie: Andaç Haznedaroglu
Drehbuch: Andaç Haznedaroglu
Musik: Taskin Sabah
Kamera: Firat Lita Sözbir
Besetzung: Engin Altan Düzyatan, Belçim Bilgin, Gülizar Nisa Uray, Selim Erdogan, Erdem Bas, Yener Sezgin

Trailer

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„Babamin Kemani – Die Geige meines Vaters“ erzählt von einem Waisenkind, das von seinem berühmten, aber entfremdeten Onkel aufgenommen wird und dadurch in ihm ein Umdenken in Gang setzt. Das ist gut gemeint, wenn es mal wieder um das Wichtige im Leben geht. Das Holzhammerdrama lässt aber sowohl Feingefühl wie auch Persönlichkeit vermissen. Da helfen auch positive Punkte wie die sympathische Nachwuchsdarstellerin nicht mehr.
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