Für Jojo Netflix

Für Jojo

Für Jojo Netflix
„Für Jojo“ // Deutschland-Start: 11. Juli 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Seit ihrer Kindheit sind Paula (Caro Cult) und Jojo (Nina Gummich) beste Freundinnen. Kaum eine Minute vergeht, welche die beiden jungen Frauen nicht miteinander verbringen. Das ändert sich jedoch, als Jojo nach Mexiko fliegt und unterwegs Daniel (Steven Sowah) begegnet. Sofort funkt es zwischen den beiden, sehr zum Missfallen von Paula, die diese Annäherung vergeblich zu verhindern versucht. Das wirkliche Unglück kommt jedoch erst, als beide wieder zurück in Deutschland sind. Inzwischen sind die zwei ein glückliches Paar geworden, das bereits die nächsten Schritte plant: Sie wollen zusammenziehen und auch noch heiraten. Für Paula ist klar, dass sie ihrer besten Freundin Jojo helfen muss, bevor diese sich in ihr Unglück stürzt …

Eine Freundschaft mit Schattenseiten

Das Thema Freundschaft spielt derzeit in deutschen Produktionen wieder eine große Rolle. Ob nun der Film Liebesdings oder die Comedy-Serie Damaged Goods, sie alle betonen die Wichtigkeit guter Freunde und Freundinnen. Die diversen Stolpersteinen des Lebens, denen wir immer wieder begegnen, all diese Krisensituationen, sie lassen sich deutlich leichter meistern, wenn wir Leute in unserem Umfeld haben, denen wir vertrauen und mit denen wir alles besprechen können. Auf den ersten Blick scheint auch der Netflix-Film Für Jojo in diese Richtung zu gehen. Hier begleiten wir zwei junge Frauen, die sich seit ihrer Kindheit schon kennen und so viele Momente miteinander geteilt haben, dass gar nicht mehr ganz klar ist: Wo hört das eine Leben auf, wo fängt das andere an?

Das hört sich zunächst eigentlich ganz nett an. Bis es dann deutlich weniger nett ist. Schon die Szene am Flughafen, wenn Paula trotzig und ungeschickt versucht, einem Kind ähnlich, jeglichen Kontakt zwischen Jojo und Daniel zu unterbinden, sorgt für Irritationen. Auch später wird es solche Szenen geben, nicht zu knapp sogar. Wie bei dem ersten unglücklichen Aufeinandertreffen wird die plötzlich nicht mehr ganz so wichtige Freundin auf dreiste und plumpe Weise versuchen, das Paar wieder auseinanderzubringen. Das erinnert an Komödien, in denen Kinder neue Partnerschaften der Eltern zu verhindern versuchen. Tatsächlich wird Für Jojo oft auch als Komödie bezeichnet. Das ist einerseits verständlich, wenn sich Paula immer wieder lächerlich verhält und selbst harmloseste Situationen auf einmal eskalieren.

Tragik einer Abhängigkeit

Gleichzeitig ist das hier aber auch eine sehr tragische Geschichte. Regisseurin Barbara Ott, die in Kids Run von einem kriselnden jungen Vater erzählte, zeigt hier jemanden, der in seiner Entwicklung feststeckt und sich dabei in eine große Abhängigkeit begeben hat. Während Jojo zumindest versucht, ihr Leben in den Griff zu bekommen und endlich einmal erwachsen zu werden, steckt Paula ihre komplette Energie in das krampfhafte Festhalten der Vergangenheit. Das ist sehr traurig, zumal es durchaus Alternativen gäbe. Beispielsweise bandelt sie irgendwann mit Janosch (Louis Nitsche) an, ohne dass sie diese Möglichkeit konsequent verfolgen würde. Es gibt keinen Plan B bei ihr. Ihr einziger Plan besteht darin, irgendwie jede Veränderung zu torpedieren, mal direkt, mal indirekt. Grenzen? Kennt sie keine.

Das als anstrengend zu bezeichnen, wäre noch geschmeichelt. Phasenweise ist Paula geradezu unerträglich, sowohl für die direkt Betroffenen wie auch das Publikum daheim vor den Bildschirmen. Und doch ist der Film, der auf dem Filmfest München 2022 Premiere feierte, sehenswert. Das starke Zusammenspiel von Caro Cult (Biohackers) und Nina Gummich (Toubab) als Langzeitfreundinnen, die nicht miteinander und nicht ohne einander können, ist für sich genommen schon ein gutes Argument, um hier einmal vorbeizuschauen. Außerdem sind Geschichten über von Abhängigkeiten geprägte toxische Freundschaften eine Seltenheit. Für Jojo behält diese Marschrichtung auch in einer bewundernswerten Konsequenz bei, flüchtet sich nicht in beschwichtigende Heile-Welt-Träumereien, wie man sie in deutschen Filmen oft sieht. Hier darf das Leben schwierig bleiben, dürfen Menschen verkorkst sein, ohne dass zum besseren Verkauf ein bisschen Zuckerguss draufgeschmiert wird. Stattdessen wird es im Anschluss die eine oder andere Diskussion geben, was Freundschaft eigentlich ist und bedeutet.

Credits

OT: „Für Jojo“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Barbara Ott
Drehbuch: Stefanie Ren
Musik: John Gürtler, Jan Miserre
Kamera: Falko Lachmund
Besetzung: Caro Cult, Nina Gummich, Steven Sowah, Louis Nitsche, Anne Zander

Bilder

Trailer

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Für Jojo
Fazit
„Für Jojo“ beginnt als Geschichte über eine große Freundschaft und wird anschließend zum Porträt einer toxischen Abhängigkeit. Manche der Situationen sind so grotesk, dass es lustig wird. Ansonsten ist der Film aber eigentlich sehr tragisch, wenn ein Mensch in seiner Kindheit steckengeblieben ist und nun mit aller Macht gegen eine Veränderung kämpft.
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