Fatherhood Netflix
© Philippe Boss/Netflix

Fatherhood

Inhalt / Kritik

Fatherhood Netflix
„Fatherhood“ // Deutschland-Start: 18. Juni 2021 (Netflix) // 16. Juni 2022 (Blu-ray)

Für Matt (Kevin Hart) und Liz (Deborah Ayorinde) ist es ein absoluter Traum, der da gerade in Erfüllung geht: Das Paar erwartet sein erstes Kind! Doch aus diesem Traum wird ein Alptraum, als Liz kurz nach der Geburt an einer Lungenembolie stirbt. Zwar kann Matt in seiner Not auf die Familie zählen, vor allem seine Schwiegermutter Marian (Alfre Woodard) tut alles dafür, dass es ihrer Enkelin Maddy (Melody Hurd) gut geht. Aber die Zweifel bleiben, ob der junge Witwer wirklich der Aufgabe gewachsen ist, das Kind allein groß zu ziehen. Denn trotz der vielen Ratschläge, die er von allen Seiten bekommt: Er weiß nicht so recht, wie er mit der Situation fertig werden soll. Er weiß nur, dass er es versuchen muss. Denn das ist er Maddy und Liz schuldig …

Ein Komiker macht ernst

Bei der Frage nach den großen Charakterdarstellern unserer Zeit dürfte eher wenigen Leuten Kevin Hart einfallen. Während er im Komödienbereich eine feste Größe ist, etwa im Videospielphänomen Jumanji: Willkommen im Dschungel oder dem Rohrkrepierer Night School zu sehen war, sind dramatische Rollen in seiner Filmografie rar gesät. Ein bisschen skeptisch durfte man daher im Vorfeld schon sein, als bekannt wurde, dass er in Fatherhood nun auch einmal als Schauspieler ernst genommen werden möchte. Ein Witwer, der nach einem Schicksalsschlag seine kleine Tochter allein groß ziehen muss? Das ist doch mal ein Anlass anderen zu beweisen, dass mehr in ihm steckt.

So ganz wurde bei dem Film, der eigentlich ins Kino hätte kommen sollen, bevor er an Netflix verkauft wurde, nicht auf Humor verzichtet. Anfangs tut sich Matt mit dem für ihn ganz neuen Alltag eines Babys noch recht schwer, weiß mehrfach nicht, was er genau tun soll. Außerdem gibt es da noch die von Lil Rel Howery und Anthony Carrigan gespielten Freunde, die ganz offensichtlich als Comic Relief in den Film geschrieben wurden. Das geschieht aber vergleichsweise zurückhaltend, gerade auch für einen Film mit Hart, dessen Spiel nicht unbedingt das der Subtilität ist. Fatherhood mag anfangs an die französische Hitkomödie Drei Männer und ein Baby erinnern, ist dann aber doch deutlich mehr in der Realität verhaftet als der mit absurden Situationen spielende Kollege.

Wohlfühlen statt Trauerarbeit

Aber auch als Drama ist der Film bescheidener, als man hätte erwarten dürfen. Wenn eine Geschichte damit beginnt, dass eine Frau bei der Geburt des eigenen Kindes stirbt, dann klingt das eigentlich nach einem großen Melodram. Und klar, so ganz kann oder will Regisseur Paul Weitz (Die Geiselnahme, About a Boy) bei seiner Inszenierung nicht auf Kitsch verzichten. Da ist schon so manch schmieriger Dialog dabei, bei dem man eine höhere Toleranzgrenze mitbringen sollte. Ganz glücklich sieht Hart in diesen Szenen auch nicht aus. Er wirkt da wie jemand, der nicht nur innerhalb der Rolle nicht wirklich weiß, was er da tut. Aber sie sind nicht wirklich häufig, Fatherhood versucht sich mehr an einem lockeren, warmherzigen Ton, anstatt den Schmerz ganz nach außen zu kehren.

Auf der einen Seite bleiben einem dadurch übermäßige Tränendrüsenmomente erspart, bei denen schamlos das Publikum manipuliert werden soll. Es führt aber auch dazu, dass Fatherhood eine echte Emotionalität abgeht. Denn dafür ist das hier einfach zu oberflächlich, zu wenig an den Themen interessiert, die angesprochen werden. Letztere gibt es durchaus. Da wäre beispielsweise die Geschlechteridentität, die zwischenzeitlich für Maddy zu einem Problem wird: Wer anders ist, der wird gemobbt. Die Adaption des Buches Two Kisses for Maddy: A Memoir of Loss and Love von Matthew Logelin, der darin seine Erfahrungen niederschrieb, lässt diesen Aspekt aber ebenso schnell fallen wie den Konflikt mit Schwiegermutter Marian, die das Kind gern bei sich aufnehmen würde. Irgendwann ist dann einfach alles gut, einfach so, ohne dass etwas getan werden musste.

Nicht viel Tiefgang

Für ein Publikum, das gar nicht mehr erwartet als ein bisschen Wohlfühlberieselung, dürfte das ausreichen. Zumal es einige schöne Vater-Tochter-Szenen gibt, die einem selbst mitten im Hochsommer noch das Herz erwärmen. Jegliche Ansprüche an den Inhalt sollte man aber auf ein Minimum zurückschrauben. Fatherhood hat letztendlich trotz der ernsten Thematik, die viele Anknüpfungspunkte für Diskussionen bietet, sehr wenig zu sagen. Der große künstlerische Befreiungsschlag für Kevin Hart fällt dadurch aus. Der Film ist mehr eine Weiterentwicklung seiner Auftritte als Komiker. Wer diese mag, wird vermutlich auch seinen dramatischen Ambitionen etwas abgewinnen können. Um neue Fans zu gewinnen, ist das hier aber zu dünn, wird Punkten wie Trauerarbeit oder Erziehungsfragen nicht gerecht. Stattdessen gibt es mit Swan (DeWanda Wise) plötzlich eine neue Frau an seiner Seite, obwohl der Film sich nicht mal die Mühe gemacht hat, mit dem Verlust der ersten auseinanderzusetzen.

Credits

OT: „Fatherhood“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Paul Weitz
Drehbuch: Paul Weitz, Dana Stevens
Vorlage: Matthew Logelin
Musik: Rupert Gregson-Williams
Kamera: Tobias Datum
Besetzung: Kevin Hart, Melody Hurd, Alfre Woodard, Lil Rel Howery, DeWanda Wise, Anthony Carrigan, Frankie R. Faison, Paul Reiser

Bilder

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Fatherhood
Fazit
In „Fatherhood“ versucht sich Kevin Hart mal an einer Charakterrolle, wenn er einen jungen Witwer spielt, der allein seine Tochter aufziehen muss. Richtig überzeugend ist das Ergebnis aber nicht, da der Film schon sehr an der Oberfläche bleibt. Anstatt sich wirklich auf die ernsten Themen einzulassen, gibt es lieber ein bisschen Wohlfühldramatik, bei der Problemfelder der Einfachheit halber ignoriert werden dürfen.
5
von 10