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Squid Game – Staffel 1

Inhalt / Kritik

„Squid Game – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 17. September 2021 (Netflix)

Glück hatte der unverbesserliche Spieler Gi-hun (Jung-jae Lee) schon seit Längerem keins mehr. Und Geld ebenso wenig. Das ist durchaus ein Problem, drängen die Kredithaie inzwischen mit aller Gewalt darauf, dass er die massive Schulden zurückzahlt, die er bei ihnen angesammelt hat. Da trifft es sich doch ganz gut, als er von einem fremden Mann angesprochen wird, ob er nicht an einem Spiel teilnehmen möchte. Dabei handelt es sich eigentlich um ein Kinderspiel, aber mit enormen Gewinnmöglichkeiten. Gi-hun lässt sich darauf ein und ist auch ganz Ohr, als der besagte Fremde noch weitere Spiele in Aussicht stellt. Kurze Zeit später kommt er zusammen mit 455 anderen Männern und Frauen an einem fremden Ort zu sich, wo die Kinderspiele ausgetragen werden sollen. Dabei hat die Sache nur einen Haken: Der Einsatz ist ihr eigenes Leben …

Lasset die tödlichen Spiele beginnen!

Dass Menschen sich an tödlichen Spielen beteiligen, ist kein besonders neues Motiv bei Filmen oder Serien. Ob es nun die Inselkämpfe von Battle Royale – Nur einer kann überleben waren, das dystopische Turnier in Die Tribute von Panem – The Hunger Games oder der Wettstreit in Death Parade, da finden sich schon recht viele Beispiele. Insofern ist es ein Leichtes, die südkoreanische Netflix-Serie Squid Game als nur einen weiteren beliebigen Vertreter dieses immer wieder beliebten Szenarios anzusehen. Doch das wäre nicht ganz gerecht. Denn auch wenn es hier zwangsläufig zu bekannten Szenen kommt und so manches vorhersehbar ist, so gibt es doch auch genug Eigenheiten, welche diese Variante selbst bei Kenntnis der Kollegen interessant machen.

Ein kleiner, aber feiner Unterschied, den sich Regisseur und Drehbuchautor Dong-hyuk Hwang (The Fortress) hier ausgedacht hat: Es handelt sich bei sämtlichen ausgetragenen Spielen um Kinderspiele. Das macht im Grunde natürlich keinen Unterschied, ob man nun einer „richtigen“ Jagd sein Leben verliert oder bei einem Fangspiel, wie man es früher gespielt hat. Und doch hat es etwas schön Perfides, wenn in Squid Game die kindliche Anmutung der Spiele mit den hohen Opferzahlen kontrastiert wird, die sich daraus ergeben. Gerade zu Beginn lassen massenweise Leute ihr Leben, weil sie die Situation aus nachvollziehbaren Gründen falsch einschätzen. Wer geht denn schon davon aus, dass die Verlierer eines solchen albernen Spiels einfach abgeknallt werden?

Die Menschen hinter dem Massaker

Squid Game hat aber mehr zu bieten als nur einen momentanen Überraschungsfaktor. Die Spiele selbst hätten schließlich schnell zu einem reinen Gimmick werden können. Mindestens ebenso interessant ist die menschliche Komponente der Serie. Die japanische Netflix-Serie Alice in Borderland, die sich als Vergleich geradezu aufdrängt, hat zwar die komplexeren Spiele und damit einhergehend ausgefallenere Settings. Dafür legt Hwang größeren Wert auf die Figuren und ihre Geschichten. So lässt er sich einige Zeit für Gi-huns Einführung. Und auch später unterbricht er immer wieder die blutigen Spiele, um seine Figuren vorzustellen, die Gründe für ihre Teilnahme an den Spielen oder die Verhältnisse innerhalb der Gruppe voranzutreiben. Die sind zwangsläufig dynamisch, schließlich heißt es hier mal mit Leuten zu kooperieren, mal gegeneinander anzutreten.

Das zahlt sich in einer Folge aus, die im späteren Verlauf ansteht und zu den schmerzhaftesten gehört, die man zuletzt in einer Serie zu sehen bekam. Überhaupt wird man hier des Öfteren emotional durch die Mangel genommen, wenn wieder eine der Hauptfiguren ihr Leben lässt oder Abgründe in sich entdeckt, von der sie zuvor wohl selbst nicht wussten, dass es sie gibt. Squid Game ist eine dieser Geschichten, die ein sehr pessimistisches Bild der Menschheit zeichnen, wenn hier praktisch alle irgendwann über Leichen gehen – wortwörtlich. Das ist nicht neu, geht mit dem einen oder anderen Stereotyp einher. Gerade zum Ende hin ist es schade, wie die Serie diverse nur mäßig interessante Klischees bedient.

Kurzweilig und schön gemein

Insgesamt ist die Serie aber durchaus sehenswert. Die neun sehr unterschiedlich langen Folgen, welche die erste Staffel bilden, sind ideal für ein launiges Binge-Wochenende. Es gibt reizvolle Locations, schön gemeine Spiele und ein Ensemble, welches den Wahnsinn hier gut zu verkaufen weiß. Klar ist Squid Game dabei überzogen. Aber das stört bei einem derart bizarren Szenario nicht übermäßig. Außerdem findet sich bei aller Vorhersehbarkeit dann doch auch immer mal wieder eine gelungene Überraschung. Taucht eine Wendung auf, welche die Erwartungen unterwandert. Ob es da unbedingt eine zweite Staffel braucht, wie zum Schluss in Aussicht gestellt, darüber kann man sich streiten. Als Einzelwerk wird aber gute Unterhaltung geboten.

Credits

OT: „Ojingeo Geim“
Land: Südkorea
Jahr: 2021
Regie: Dong-hyuk Hwang
Drehbuch: Dong-hyuk Hwang
Musik: Jae-il Jung
Besetzung: Jung-jae Lee, Hae-soo Park, Ha-joon Wi, Young-soo Oh, Ho-yeon Jung, Sung-tae Heo, Joo-ryoung Kim, Tripathi Anupam, Sung-joo Yoo, Yoo-mi Lee, Byung-hun Lee

Bilder

Trailer

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In „Squid Game“ treten Hunderte von Menschen gegeneinander in Kinderspielen an, die sich bald als tödlich herausstellen. Die Serie lebt dabei einerseits von dem Kontrast zwischen der unschuldigen Anmutung und der damit verbundenen Barbarei. Aber auch die menschliche Komponente trägt dazu bei, dass das im Grunde bekannte Prinzip der blutigen Wettkämpfe hier sehenswert variiert wird.
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