Hoops Netflix
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Hoops – Staffel 1

Kritik

Hoops Netflix
„Hoops“ // Deutschland-Start: 21. August 2020 (Netflix)

Eigentlich läuft so gar nichts rund im Leben von Ben Hopkins. Seine Frau hat ihn schon vor längerer Zeit verlassen und schläft jetzt mit jemand anderem, eine berufliche Perspektive hat er ebenfalls nicht. Schließlich ist das High-School-Basketball-Team, welches er trainiert, zusammengesetzt aus den unfähigsten Schülern, die man nur finden kann. Und doch, ein Sieg muss her, und das dringend. Also setzt er alles daran, Matty für sein Team zu gewinnen. Der mag vielleicht kein Talent haben, ist dafür über zwei Meter groß. Das reicht. Ganz einfach ist es aber nicht, den Jungen zu überzeugen, schon der erste Versuch geht so richtig in die Hose. Und das ist nur der Auftakt für eine etwas andere Saison im Leben des Coaches …

Eines muss man Netflix lassen, rein quantitativ ist der Animationsbereich gut abgedeckt, kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine neue Serie oder Staffel veröffentlicht wird. Auch die Abwechslung stimmt, von Produktionen für die kleinsten über diverse Animewerke bis zur Erwachsenenunterhaltung ist alles dabei. Qualitativ kommt es dabei jedoch zu enormen Unterschieden, da ist schon viel billig produzierter Schrott dabei. Das gilt besonders für die Serien, die in den USA als „adult comedy“ verkauft werden und bei denen man sich fragt, wo genau darin das „adult“ stecken soll. Paradise PD über die Vorgänge in einer Polizeistation oder auch Trailer Park Boys: The Animated Series, das animierte Spin-off der Langzeitserie, sind Paradebeispiele für verkümmerten Humor, der sich nur durch seine Grobheit hervortun will.

Ein Penis, lach!
Nun ging mit Hoops eine weitere Serie an den Start, die sich vor allem über derbe Witze definieren will. Das ist nicht die ganz große Überraschung, wurde sie doch von Ben Hoffman entwickelt. Hierzulande dürfte kaum einer den Namen kennen, in den USA feierte er aber einige kleinere Erfolge mit seiner Mischung aus Country und Comedy. Außerdem war er an Sports Show with Norm Macdonald beteiligt, einer auf Comedy Central ausgestrahlten Sportparodie. Eine Affinität zum Thema bringt er also mit, Erfahrungen im humoristischen Bereich auch, wobei Letztere immer mal wieder als anstößig bezeichnet werden. Ein Blatt vor den Mund nimmt er also nicht.

Aber das muss man ja auch nicht, ein bisschen Provokation ist auch nicht verkehrt, zumal das Thema High-School-Sport da schon eine dankbare Vorlage ist. Allerdings scheinen Hoffman und die anderen Männer und Frauen in seinem Drehbuchteam so gar kein Interesse an diesem zu haben. Gespielt wird kaum, es geht um nichts. Stattdessen gibt es zehn Folgen lang ohne Unterlass Flüche und Witze, die irgendwas mit Sex zu tun haben. Da werden Penisse an die Tafel gemalt, die Dienste einer Prostituierten in Anspruch genommen und der erfolgreiche Beischlaf minutenlang zelebriert, so als wäre das der einsame Höhepunkt des menschlichen Daseins. Was er für die Betroffenen vermutlich auch ist: Hoops zeigt Menschen, für die das Konzept von Sex so allgegenwärtig und doch unerreichbar ist, dass schon die bloße Erwähnung wohl irgendwie witzig sein soll.

Der faule Weg zur Langeweile
Es ist aber nicht allein der extrem einseitige und abwechslungsarme Humor, der Hoops zu einer absoluten Schlaftablette macht. Die Figuren sind kein Deut interessanter. Klar muss nicht jede Komödie bis ins Detail ausgearbeitete Charaktere haben, bei einer Sitcom mit rund 25 Minuten pro Folge ist das ohnehin schwierig. Es aber nicht einmal zu versuchen und stattdessen auf Autopilot zu schalten, das ist deutlich dreister, als es die lahmen Witze sind, die provozieren wollen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Zwar tut sich im Laufe der Zeit ein wenig was innerhalb des Teams, der anfängliche Außenseiter Matty wird natürlich schon integriert. Aber das ist nicht genug. Figuren müssen nicht zwangsläufig liebenswürdig oder nett sein, damit man Zeit mit ihnen verbringen möchte. Aber es sollte doch irgendwas an ihnen sein, dass sie interessant macht. Irgendwas, das ihnen eine Daseinsberechtigung gibt.

Genau das fehlt ihnen aber, so wie das auch für Hoops insgesamt fehlt. Nicht einmal bei der Optik lässt sich etwas Positives sagen. Auch da geht man natürlich schon mit geringeren Erwartungen ran, gerade US-amerikanische Animationsserien begnügen sich oft mit wenig und versuchen mangelnde Raffinesse hinter betont hässlichen Figuren zu verstecken, welche zeigen sollen: Schaut, wir sind edgy! Tatsächliche Kanten hat die Serie aber nicht, gleicht mehr einem Basketball, dem jemand die Luft rausgelassen hat. Sicher, wer einen Fluch oder die bloße Erwähnung von Sex schon lustig findet, der kann und darf seinen Spaß haben. Der Rest kann sich die geballte Langeweile sparen.

Credits

OT: „Hoops“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Pablo Solis, Ron Rubio, James Kim, Mollie Helms
Drehbuch: Ben Hoffman, Annabel Seymour, Ari Berkowitz, Evan Mann, Gareth Reynolds, Mike Gibbons, Steven J. Murphy, M. Dickson, Charla Lauriston
Idee: Ben Hoffman
Musik: Scott Hoffman
Animation: Bento Box Entertainment

Bilder

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„Hoops“ will mit der Kombination von High-School-Sport und derbem Humor witzig sein, scheitert jedoch vollkommen an dieser Aufgabe. Die Gags werden zehn Folgen lang kaum variiert, bei den Figuren und den Zeichnungen begnügte man sich ebenfalls mit dem Minimum. Das Ergebnis ist nicht annähernd so provokativ, wie es sich die Macher wohl dachten, sondern beleidigt in erster Linie durch eine offensive Langweiligkeit.
3
von 10