El Hijo The Son Der Sohn Netflix
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El Hijo – Der Sohn

El Hijo The Son Der Sohn Netflix
„El Hijo – Der Sohn“ // Deutschland-Start: 26. Juli 2019 (Netflix)

Lorenzo (Joaquín Furriel) hatte privat bislang nicht wirklich viel Erfolg. Seine erste Ehe ist gescheitert, ihm wurde das Besuchsrecht der beiden Töchter verweigert. Doch jetzt scheint ihm das Glück endlich hold zu sein: Seine zweite Frau Sigrid (Heidi Toini) ist schwanger! Lediglich die Meinungsverschiedenheiten zur richtigen Entbindung und medizinischen Behandlung trüben ein wenig die Stimmung. Wirklich schlimm wird es jedoch, als ihr Sohn Henrik geboren wird, denn die junge Norwegerin lässt sich von dem deutlich älteren Maler nichts sagen, wodurch es bald zu einer handfesten Auseinandersetzung kommt. Und das ist nur der Anfang eines erbitterten Sorgerechtsstreits.

Freunde und Freundinnen düsterer Thriller haben dieses Wochenende gleich doppelt Anlass, ihren Netflix-Account anzuwerfen – umso mehr, wenn sie eine Vorliebe für spanischsprachige Filme. Denn zeitgleich ging mit der nächtlichen Mystery-Autofahrt Boi aus Spanien der argentinische Streifen El Hijo – Der Sohn online, der ebenfalls nicht frei von Geheimnissen und Rätseln ist. Und bei dem es gleichermaßen ab einem gewissen Zeitpunkt um Leben und Tod geht, wenn Lorenzo und Sigrid mit harten und ungewöhnlichen Mitteln darum kämpfen, wer Henrik behalten darf.

Wenn zwei sich streiten …
Das klingt eigentlich nach einem regulären Familien- bzw. Scheidungsdrama, wenn ein Paar nach der Trennung um das Kind kämpft. Aber zum einen geht das hier deutlich schneller, die Konflikte sind bereits da, bevor Henrik auf die Welt kommt. Entsprechend fix ist dann auch das Ende der Beziehung da. Vor allem dreht sich El Hijo – Der Sohn jedoch bald um die Frage, wer von den beiden eigentlich Recht hat. Ist Ingrid so durchgeknallt, wie es zu Beginn immer wieder angedeutet wird? Oder ist Lorenzo derjenige mit dem Dachschaden?

Das erinnert ein wenig an das herausragende französische Thrillerdrama Nach dem Urteil. Auch dort kämpfte ein Ex-Paar verbissen um die Kinder, während das Publikum im Unklaren gelassen wurde, welche von beiden Seiten die Wahrheit sagt. Zwar schlägt sich der Film eindeutiger auf die Seite von Lorenzo, da durch dessen Augen alles erzählt wird. Allerdings gibt es da eine unschöne Vorgeschichte, die immer wieder angedeutet wird und Gewalt und Alkoholsucht beinhaltet. Das macht ihn nicht unbedingt zu dem zuverlässigsten Zeugen, den die Filmgeschichte hergegeben hat.

Alles in meinem Kopf?
El Hijo – Der Sohn – nicht zu verwechseln mit dem spanischen Netflix-Kollegen Tu hijo – Sohn der Vergeltung – ist damit im Grunde einer dieser Paranoia-Thriller, die mit dem Publikum spielen und der Ungewissheit, was eigentlich real, was eingebildet ist, oder zumindest was die einzelnen Szenen bedeuten. Das hält die Neugierde auf einem relativ konstanten Niveau, zumal die Laufzeit mit gut 90 Minuten angenehm kurz ist. Zusätzlich wird die Adaption einer Geschichte von Guillermo Martínez nur teilweise chronologisch erzählt: Um ein bisschen mehr Spannung hineinzubringen, wird in der ersten Hälfte in der Zeit hin und her gesprungen.

Doch auch diese Ablenkungsmanöver können nicht ganz kaschieren, dass der Film letztendlich gar nicht so schrecklich viel zu erzählen hat. Gerade weil El Hijo – Der Sohn sich nicht in die Karten schauen lassen will, lässt man sich hier viel Zeit, bis wir an der relevanten Stelle ankommen. Dort tritt die Geschichte dann länger auf der Stelle. Den Konflikt kennen wir, kennen die Konsequenzen. Anstatt dann aber eine Entscheidung herbeizuführen, heißt es warten. Das hätte insgesamt als Kurzfilm besser funktioniert, auch angesichts des Endes, das viele nicht zufriedenstellen wird und ein bisschen zu sehr in Richtung Schund geht. Trotz dieser Schwächen, zu einem soliden Thriller reicht das hier schon. Wer nicht mehr als das braucht, kann sich hiermit gut die Zeit vertreiben.



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In „El Hijo – Der Sohn“ freut sich ein Paar auf den gemeinsamen Nachwuchs, bis sie medizinische Meinungsverschiedenheiten schnell entzweien. Das Ergebnis ist irgendwo zwischen Scheidungsdrama und Paranoiathriller, hält die Neugierde trotz kleinerer Längen recht konstant oben. Wirklich viel Sinn ergibt der Film hingegen nicht.
6
von 10