Die Kreatur Yaratilan Creature Netflix streamen
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Die Kreatur Yaratilan Creature Netflix streamen
„Die Kreatur“ // Deutschland-Start: 20. Oktober 2023 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Schon immer war Ziya (Taner Ölmez) ein sehr wissbegieriger Mensch, die Medizin ist seine ganze Leidenschaft. Diese wird noch verstärkt, als seine Mutter aufgrund eines Cholera-Ausbruchs stirbt und er in Folge von dem Gedanken besessen ist, ähnliche Fälle zu verhindern. Damit stößt er schnell an seine Grenzen, an der Universität ist man weniger an der Forschung interessiert als vielmehr dem Bewahren des Status Quo. Doch dann begegnet er Ihsan (Erkan Kolçak Köstendil), einem eigenwilligen Professor, der damit experimentiert, die Toten wiederbeleben zu können. Fasziniert von dieser Idee schließt sich Ziya diesen Experimenten an. Und tatsächlich geschieht dabei Erstaunliches, der Tod scheint besiegt zu sein. Doch das Ergebnis ist nicht so, wie sie sich das zuvor ausgemalt hatten …

Frankenstein und seine Folgen

Im Oktober setzt Netflix wie viele andere auch besonders auf düstere Stoffe. Da war beispielsweise der Mystery-Thriller Bodies über vier Morde, die auf vier verschiedenen Zeitebenen begangen wurden – jedes Mal an demselben Mann. Der Untergang des Hauses Usher nahm mehrere Geschichten von Edgar Allan Poe und kombinierte diese mit einer dem Porträt einer dysfunktionalen Familien-Dynastie. Als ich als Vampir aufwachte war im Vergleich deutlich freundlicher, schließlich richtete man sich an Jugendliche. Im Mittelpunkt steht aber eine der ganz großen Figuren der Horror-Historie. Ähnliches gilt auch für die Serie Die Kreatur, bei der erneut ein Klassiker des Genres Pate stand.

Genauer ließ sich Regisseur und Drehbuchautor Çagan Irmak sehr offensichtlich von Mary Shelleys epochalem Frankenstein beeinflussen. Der Name selbst fällt nicht. Außerdem wurde das Setting gewechselt: Statt des viktorianischen Englands liefert hier das späte Osmanische Reich den Hintergrund für die Geschichte. Aber die Fragen sind sehr ähnlich. Auch hier geht es um das Austesten von Grenzen, wissenschaftlicher wie moralischer. Da geht es nicht nur um die Frage, ob man Menschen wiederbeleben kann, sondern auch, ob man dies tun sollte oder darf. Die Kreatur geht dabei auch immer mal wieder in eine religiöse Richtung. Der Glaube spielt in der Serie eine größere Rolle, was zu Konflikten führt. Denn da trifft Tradition auf Moderne, spirituelle Überlegungen wechseln sich mit medizinischen ab.

Interessant, aber mit Mängeln

Grundsätzlich ist das alles ganz interessant. Trotz des historischen Settings hat Die Kreatur auch für ein heutiges Publikum einiges zu erzählen. So rückt im weiteren Verlauf die titelgebende Kreatur in den Mittelpunkt, ein wiederbelebter Mann, der die Rolle von Frankensteins Monster übernimmt. Der neigt nicht zu Gewalttaten, weshalb der Serie auch der Horroraspekt der Vorlage abgeht. Stattdessen berichtet Irmak von einer Gesellschaft, in der Andersartige zu Ausgestoßenen werden. Immer wieder wird der Wiederkehrer verspottet oder vertrieben, Verachtung und Angst kommen zusammen. Die Serie wird so zu einem Plädoyer für mehr Toleranz, was gut gemeint ist, sich aber etwas mit dem wissenschaftlichen Thema beißt. Man kann nicht einerseits dafür eintreten, vor den Gefahren menschlichen Größenwahns zu warnen, andererseits für das Ergebnis aber Verständnis einfordern.

Überhaupt hat man hier zwischendurch den Eindruck, dass man hier nicht genau wusste, was eigentlich erzählt werden sollte. Dafür wird das alles mit Nachdruck erzählt: Subtilität ist nicht gerade die Stärke der Serie. Das betrifft die Dialoge, die im Zweifel alles ganz ausbuchstabieren, anstatt dem Publikum ein bisschen gedankliche Eigenleistung zuzutrauen. Und dann wäre da die Musik, die so aufdringlich ist, als hinge ihr Leben davon ab. Das ist schade, weil Die Kreatur interessante Themen hat. Und auch visuell überzeugt die türkische Produktion, Landschaften wie Ausstattung können sich sehen lassen. Das kann ausreichen, um die acht Folgen bis zum Ende anzuschauen, geboten wird hier schon einiges. Durch die diversen Mängel, zu denen auch eine gewisse Langatmigkeit gehört, kommt das aber nicht über Durchschnitt hinaus.

Credits

OT: „Yaratilan“
IT: „Creature“
Land: Türkei
Jahr: 2023
Regie: Çagan Irmak
Drehbuch: Çagan Irmak
Musik: Can Azbazdar
Kamera: Ahmet Sesigürgil
Besetzung: Taner Ölmez, Erkan Kolçak Köstendil, Engin Benli, Sifanur Gül, Bülent Sakrak, Sema Çeyrekbasi

Bilder

Trailer

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Die Kreatur
fazit
„Die Kreatur“ folgt zwei Männern, die den Tod besiegen wollen, dabei aber mit unvorhergesehenen Folgen zu kämpfen haben. Die von „Frankenstein“ inspirierte Serie schwankt dabei zwischen einer Warnung vor menschlicher Arroganz und einem Plädoyer für Ausgestoßene. Das ist interessant, aber zäh. Hinzu kommt eine schrecklich aufdringliche Musik und allgemein eine geringe Subtilität.
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