Einer von sechs Sextuplets Netflix
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Einer von sechs

Einer von sechs Sextuplets Netflix
„Einer von sechs“ // Deutschland-Start: 16. August 2019 (Netflix)

Der große Tag steht bald bevor, Alan (Marlon Wayans) wird endlich Vater! Das ist auch deshalb etwas Besonderes für ihn, weil er nie eine Familie hatte, nicht einmal weiß, wer seine Eltern waren. Mit Hilfe seines Schwiegervaters kommt er nach all den Jahren doch noch dem Geheimnis auf die Spur – und erlebt dabei eine riesige Überraschung. Seine Mutter ist zwar schon tot, dafür hat er aber einen Bruder. Einen Zwillingsbruder. Und damit nicht genug, als die beiden Nachforschungen anstellen, bekommen sie heraus, dass es noch vier weitere Geschwister geben muss und sie eigentlich Sechslinge waren. Die anfängliche Euphorie macht aber bald Ernüchterung Platz. Denn mehr Geschwister bedeutet gleichzeitig auch mehr Ärger. Sehr viel mehr Ärger …

Normalerweise übernehmen Schauspieler und Schauspielerinnen in einem Film immer genau eine Rolle, die sie nach bestem Wissen und Talent ausfüllen. Doch dann und wann gibt es natürlich auch Beispiele, dass die Darsteller*innen in mehrere Rollen schlüpfen, beispielsweise beim beliebten Doppelgänger-Thema, alternativ auch zu komischen Zwecken. Eddie Murphy verkörperte beispielsweise in Bowfingers große Nummer zwei völlig unterschiedliche Brüder, in The Nutty Professor übernahm er sogar sieben Rollen. Auf acht brachte es seinerzeit gar Alec Guinness im Komödienklassiker Adel verpflichtet.

Viele Figuren, wenig Ideen
Beim Netflix-Kollegen Einer von sechs sind es nun zwei weniger, die dem US-Comedian Marlon Wayans auf den Leib geschrieben wurden. Doch die reduzierte Zahl an Figuren ist nicht der Grund, weshalb diese Komödie einige Klassen unterhalb Platz nehmen muss und definitiv nicht den Rang eines Klassikers erreichen wird. Vielmehr haben weder Wayans noch die beiden anderen Mitglieder des Drehbuchtrios eine zündende Idee, was sich aus der Situation machen ließe. Und auch Regisseur Michael Tiddes, mit dem der Schauspieler schon diverse Male zusammengearbeitet hat, fehlen die Mittel, um aus dem Szenario wirklich humoristisches Kapital schlagen zu können.

Genauer beschränkt sich der Humor von Einer von sechs letztlich darauf, Wayans in die unterschiedlichsten Klamotten stecken zu dürfen. Da gibt es den dicken Bruder, der für die Nerd-Quote zuständig ist. Da gibt es die ebenso dicke Schwester, die im Knast sitzt und unentwegt Beschimpfungen und Kraftausdrücke in die Luft schnaubt. Ein anderer trägt Goldzahn, ein typischer Zuhälter eben. Die Idee hinter dem Film ist offensichtlich: Wir entwerfen sechs Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein können, und lassen sie alle vom selben Mann spielen. Die Komik entsteht dann schon von selbst, so das Kalkül.

Sind dicke Menschen lustig?
Nur dass dieses Kalkül eben nicht aufgeht. Es reicht nicht, wenn Wayans als dicker Bruder immer nur das Gesicht verzieht. Das alleine ist nicht komisch. Auch nicht wenn dieser auf dem Boden rumrutscht, um aus einem Automaten einen Snack zu fischen, der sich verklemmt hat. Mehr als das wird in Einer von sechs aber nicht geboten. Rund anderthalb Stunden müssen wir hier dabei zusehen, wie sich der Darsteller an einer sehr physischen Komik versucht, die völlig frei von Charme oder Abwechslung ist. Die Verkleidungen sind dabei noch erstaunlich brauchbar, an einigen Stellen muss man schon mehrfach schauen, um das bekannte Gesicht dahinter zu erkennen. Aber all die Maskerade bringt nichts, wenn die Figur als solches so langweilig geworden ist.

Das gilt im verstärkten Maße auch für die Hauptfigur. Dass Alan normaler gehalten ist als seine Geschwister, ist eine noch nachzuvollziehende Entscheidung. Schließlich will der Film ja mit Kontrasten arbeiten. Da braucht es als Identifikationsfigur schon jemanden, der ein wenig geerdeter ist, als Gegenpol zum Wahnsinn. Doch das bedeutet nicht, dass diese Figur deshalb so nichtssagend werden musste. Er wirkt wie ein Stück Kulisse, das mitgeschleppt wird, nicht wie ein erwähnenswerter Mensch. Das wird vor allem zum Ende fatal, wenn Einer von sechs – Überraschung! – plötzlich gefühlvoll und warmherzig werden soll. Denn zu dem Zeitpunkt hat man schon viel zu lange mit den sechs Geschwistern verbracht und würde sich wünschen, Alan wäre diese Reise nie angetreten. Oder besser: Es hätte diesen Film einfach nicht gegeben.



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Ein Waisenkind erfährt kurz vor der Geburt des eigenen Kindes, dass er in Wahrheit einer von Sechslingen war. Der „Humor“ von „Einer von sechs“ beschränkt sich darauf, möglichst unterschiedliche Stereotype zu versammeln und diese alle vom selben Schauspieler spielen zu lassen. Das schwankt zwischen langweilig und nervig, diese Zusammenführung hätte wirklich niemand gebraucht.
3
von 10